Ein Jubiläum jagt das nächste: drei Konstanzer Hotels feiern ihr 150-jähriges Bestehen, darunter das Inselhotel, Geburtsstätte des Luftschiff-Erfinders Ferdinand Graf von Zeppelin, und auch in der Konzilstadt sind Programmpunkte zu 1300 Jahre Kloster Reichenau geplant. „Erlebbare Geschichte“ interessiere Einheimische und Gäste, weiß Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK), aus Erfahrung.

Nicht nur die Stadtführungen – es gibt wieder neue – seien ein Paradebeispiel. Aus diesem Grund gibt es im Sommer auch ein ganz besonderes Erlebnis: Ein Zeppelin wird am 20. Juli vom Konstanzer Fluglandeplatz starten und Rundflüge – auch über die Klosterinsel Reichenau und das ehemalige Dominikanerkloster in Konstanz – bieten, so Thiel.

„Kultur und Geschichte stehen ganz oben“ auf der Beliebtheitsskala der Leute, stellt auch Hannah Hirt, Bereichsleiterin des Tourismus-Vereins Regio Konstanz-Bodensee-Hegau, fest. Vor allem dann, „wenn die Historie ins Heute gebracht wird“, erläutert sie. „Hier in der Region gibt es nahezu keinen Ort, der keine Verbindung zur Reichenau hätte“, nimmt Hannah Hirt Bezug zum großen Insel-Jubiläum.

Zum einen könnten die Geschichtsinteressierten die Reichenau als spirituelles Zentrum Europas im Mittelalter noch heute hautnah erleben. Zum anderen biete die Landesausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz Raritäten. „Wir dürfen stolz sein: Die wertvollsten Prachthandschriften der Welt werden zum ersten Mal ausgestellt. Das ist eine große Nummer“, stellt Eric Thiel fest.

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Geschichte hautnah „erfahren“

Die Reichenauer Geschichte könnten Interessierte überdies im wahrsten Sinne „erfahren“, denn es werden auch geführte Radtouren auf die Klosterinsel angeboten, so Hirt. Wer lieber individuell unterwegs ist: Alle Radtouren mitsamt Karte und GPS-Tracks sind auf der Homepage der Regio verfügbar. Zum Thema Radfahren: Am 28. April gibt es ein grenzüberschreitendes Velo-Picknick, eine 12 Kilometer lange Radtour, die vom Konstanzer Areal Klein Venedig auf ungewöhnlichen Wegen nach Kreuzlingen führt.

Mit den Themen knüpfen die Touristiker an das Erfolgsmotto 2023, dem Jahr der Jubiläen – 30 Jahre Imperia, 40 Jahre Bodenseeradweg, 50. Flottensternfahrt – an. Es habe sich bestätigt, dass gut und interessant aufbereitete Geschichte und Geschichten sich im Bildungsbürgertum großer Nachfrage erfreuten. „Und das ist eine gute Zielgruppe“, wertet Eric Thiel.

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Trotz Achterbahnfahrt auf Erfolgskurs

„Es war ein erfolgreiches Achterbahnjahr“, wertet Thiel rückblickend auf 2023. Durch Aufwertung der Nebensaison sei es gelungen, die Übernachtungszahlen moderat zu steigern. „Wir hatten im Jahr 2023 über 1,1 Millionen gewerbliche Übernachtungen, allerdings sind dies erst die vorläufigen Zahlen“, so Thiel, der einordnet: „Es ist eine gute, vor allem qualitative Entwicklung.“

Auffallend sei: „Wir hatten einen starken Dezember mit 72.246 Übernachtungen. Und das trotz Streik und schlechtem Wetter, wo wir zum Teil von der Bahn abgeschnitten waren“, stellt Thiel fest. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es lediglich 58.928 Übernachtungen im letzten Monat des Jahres.

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Was sind die Gründe für diese nicht unbeträchtliche Steigerung? „Wir hatten ein gutes Programm mit Winter-See-Leuchten, Weihnachtsmarkt, Besuch der Sonnenkönigin, Christmas Garden; auch das Riesenrad auf Klein Venedig zieht“, skizziert der MTK-Chef und fügt an: „Und das neue Hotel The Niu hat zum 1. Dezember eröffnet.“ Sprich: Das Angebot sei attraktiv gewesen, habe Gäste angezogen und durch zusätzliche Übernachtungskapazitäten habe die Nachfrage gedeckt werden können.

Immer mehr kurzfristige Buchungen

Auf dem Erfolg dürfe man sich nicht ausruhen, warnt Eric Thiel. Nach wie vor habe die Branche mit dem Arbeitskräftemangel zu kämpfen. „Neben dem Wetterrisiko wird die Planbarkeit immer schwieriger, da immer mehr Urlauber extrem kurzfristig buchen. Eben diese Kurzfristigkeit stellt alle Leistungsträger vor besondere Herausforderungen“, so Thiel.

Vor allem müsse die Region zusammenhalten und sich behaupten, denn „der Wettbewerb wird härter“. Deshalb ist er bezüglich einer Prognose für 2024 eher zurückhaltend, denn „es kommen immer Querschläger, die man heute noch nicht abschätzen kann“.

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Asisi-Panorama weckt Erwartungen

Damit Konstanz ein Tourismusmagnet bleibe, „werden wir die Strahlkraft noch etwas intensivieren“, sagt Eric Thiel. „Wir brauchen gute Groß-Events als Kommunikations- und Reiseanlass“, die aber auch per se den Einheimischen als attraktives Angebot vor der Haustüre diene. Froh ist der Tourismus-Chef, dass das Asisi-Panorama im kommenden Jahr eröffnen soll; es wird mit mindestens 200.000 Besuchern pro Jahr gerechnet.

„Zum einen haben wir dann ein Alleinstellungsmerkmal, zum anderen ein wetterunabhängiges Highlight, das wir sehr gut gebrauchen können“, so Thiel. Wird es zusätzliche Touristen anlocken? „Sicherlich und für die anderen wird es ein Benefit“. Wichtig sei allerdings auch eine gute, verlässliche Anbindung an die Altstadt. Wünschenswert wäre ein Wasserbus, der elektrisch betrieben wird, meint Eric Thiel.