Die Bank auf dem Foto in der Staader Straße hat gewisse Berühmtheit erlangt. Bürger nutzen sie nicht für eine Pause, sondern um dort Dinge abzulegen, die sie nicht mehr benötigen. Vieles ist noch gut und der neue Besitzer freut sich über ein schönes Geschenk. Doch oft werden dort auch Gegenstände abgelegt, die eigentlich in den Müll gehören.
Mancherorts fühlt sich niemand dafür verantwortlich, die Ablagestelle zu pflegen. Sachen bleiben tagelang liegen, auch bei Regen. Und auch an vielen anderen Stellen in der Stadt stehen „Zu verschenken“-Kisten auf Gehwegen oder vor Hauseingängen herum. Was halten Sie davon? Hat die Lokalredaktion ihre Leser gefragt und sie haben diese Frage mit Briefen und E-Mails (an konstanz.redaktion@suedkurier.de) beantwortet.
Dieser Meinung sind die Leser
Der Konstanzer Peter Schneckenburger meint dazu: „Warum wohl wurde schon vor langer Zeit die Sperrmüllabfuhr eingestellt? Weil eine totale Verschmutzung der Straßen und Gehwege die Folge war. So lange die Kisten mit angeblich wiederverwertbarem Inhalt auf privatem Gelände aufgestellt werden, ist nichts dagegen einzuwenden. Aber wenn das Abstellen auf öffentlichem Grund geschieht, ist dies in Baden-Württemberg eine Ordnungswidrigkeit und gehört grundsätzlich geahndet! Diese Handlungsweise ist nur pure Faulheit, um sich den Weg zum Wertstoffhof zu ersparen. Man kann sehr viele Dinge in Institutionen abgeben, die in der Lage sind, sie sinnvoll wieder zu verwenden. Liebe Stadtverwaltung, weisen sie ihre Mitarbeiter des Ordnungsamtes an, diese Art der Müllentsorgung zu beobachten und gegebenenfalls gebührenpflichtig zu ahnden. Außerdem ist der Anblick von Müll auf Gehwegen und vor Hauseingängen in einer Touristikstadt nicht gerade förderlich.“
Für eine Unsitte hält Thomas Martin aus Konstanz die „Zu verschenken“-Kisten. Er schreibt: „Zu erlauben, Kartonkisten mit altem Hausrat in die Straßen zu stellen, ist für mich Erziehung zur Faulheit, sich nicht zum Werkstoffhof zu bewegen und den Schrott zu entsorgen. Häufig handelt es sich um Menschen, die umziehen und für ihre Restmüllentsorgung sich keine Zeit mehr nehmen wollen. Mit Nachhaltigkeit hat das nichts, aber rein gar nichts zu tun. Diese Dinge werden auch weder von Obdachlosen und schon gar nicht von Flüchtlingen wertgeschätzt – vollkommen zu Recht, wie ich meine. Ich wohne im unteren Paradies. Besonders in der Grießeggstraße und in der Fischenzstraße ist diese Unsitte der billigen Müllentsorgung nach Gutmenschenart zu beobachten, die nachts manch‘ gebenden Stadtbewohner ruhig schlafen lässt.“
Auch Johann Keppler aus Konstanz ärgert sich. Seinen Stadtpunkt fasst er folgendermaßen zusammen: „Wenn jemand etwas verschenken will, dann sollte er es bei sich am Haus hinstellen, dafür Sorge tragen, dass die Gegenstände nicht nass werden und sich kritisch hinterfragen, ob es wirklich einen Wert hat oder besser in den Müll gehört. Ansonsten ist es eher ein Ärgernis. An vielen Stellen sieht es leider mehr nach Müllablage aus. Kürzlich hat jemand an unserem Grundstück einen Pappkarton mit diversen Gegenständen auf einem Verteilerkasten abgestellt. Etliches wurde mitgenommen, der Rest lag dann bei uns im Grundstück. Ich habe das dann entsorgen dürfen. In dem Fall empfinde ich es als Frechheit, die Verantwortung an Unbeteiligte abzugeben.“
Der Konstanzer Jürgen A. Reimann meint: „Für mich ist das eindeutig illegales Ablagern von Müll. Die Menschen sind einfach zu faul und zu geizig, um ihre nicht mehr benötigten Gegenstände zu entsorgen. Einfach mal schnell auf die Straße stellen und „zu verschenken“ auf einen Pappendeckel kritzeln – fertig. Wenn es wirklich noch richtig gut nutzbare Dinge sind, die liebevoll und wettergeschützt für zwei Tage angeboten werden und dann auch wieder vom Eigentümer entfernt werden, dann wäre das ok. Aber selbst das ist nicht nötig, da ja 95 Prozent eine weitverbreitete Kommunikationsplattform nutzen, wo man jederzeit seine Schenkungen anbieten kann.“
Heike Riegger aus Konstanz empfiehlt den Verschenkern kostenlose Internetplattformen dafür zu nutzen. Sie schreibt: „Was einst als wohlgemeinte Idee begann, hat inzwischen dermaßen Überhand genommen, dass ich mich mancherorts an die zu meiner Kindheit üblichen Sperrmüllabfuhren erinnert fühle. Wenn man Menge und Zustand der ausrangierten Gegenstände betrachtet, ist deutlich zu erkennen, dass der ursprüngliche Gedanke, jemandem anderen und sich selbst eine Freude zu bereiten, völlig in den Hintergrund gerückt ist. Vorrangig geht es häufig nur darum, Dinge zu entsorgen und sich den Weg zum Wertstoffhof zu sparen. Wer wirklich Freude daran hat, gebrauchte Gegenstände weiterzugeben, hat oftmals schon im Bekanntenkreis damit Erfolg oder nutzt Plattformen wie Facebook oder andere Verschenkebörsen.“