Für Karina Delba-Gansewik, die in diesem Jahr 72 Jahre alt wird, ist es ein Abschied auf Raten. Eigentlich will sie schon seit einigen Jahren aufhören, eigentlich aber auch nicht. So richtig kann die Pächterin sich noch nicht von ihrem DKV-Platz trennen, auf dem sie seit 25 Jahren Regie führt. „Ich bin hier mit jedem Grashalm per Du“, sagt Delba-Gansewik.

Sie steht mit knallroten Sneakers, in Jeans und lässiger rot-weiß geringelter Mütze vor der Rezeption und blickt auf all die Zelte und Wohnwagen. „Ich mache das aus Leidenschaft“, sagt die Dame, die für viele einfach Karina ist.

Karina Delba-Gansewik ist seit 25 Jahren Pächterin des DKV-Campingplatzes. Nun könnte am Ende der Saison Schluss sein.
Karina Delba-Gansewik ist seit 25 Jahren Pächterin des DKV-Campingplatzes. Nun könnte am Ende der Saison Schluss sein. | Bild: Kirsten Astor

Wolfram Götz, Geschäftsführer der Deutscher Kanu-Verband Wirtschafts- und Verlags GmbH als Besitzer des Platzes, teilt auf SÜDKURIER-Nachfrage mit: „Wir haben das Glück, dass Frau Delba-Gansewik ihren Vertrag mit uns von Saison zu Saison verlängert hat. Denn seit nunmehr sechs Jahren bemühen wir uns gemeinsam um eine Nachfolgeregelung und haben diese nun in der Tat in Aussicht.“

Von einem Verkauf des Platzes, wie unter Dauergästen spekuliert wird, sei nicht die Rede: „Der Platz am Bodensee ist und bleibt im Besitz des Deutschen Kanu-Verbandes e.V.“, so Götz.

Pächterin: „Ich setze mich nicht aufs Sofa und werde blöd“

Karina Delba-Gansewik meint dazu nur: „Naja, wenn es zeitlich mit dem Nachfolger nicht ganz hinhaut, mache ich noch eine Weile weiter.“ Die gebürtige Konstanzerin ist ausgebildete Bankkauffrau und hat schon viel erlebt. „Ich war mit 18 Jahren Deutschlands jüngste Diskothekenbesitzerin, in Kiel“, erzählt sie. Sie arbeitete im Ausland, kehrte 1986 der Liebe wegen nach Konstanz zurück.

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Ein Schlüsselerlebnis folgte 1996 in ihrer Litzelstetter Wohnung: „Eine Freundin war zu Besuch und fand meine Fenster zu dreckig“, sagt Karina. „Ich hab gesagt, dann soll sie sie putzen, aber Putzmittel und Lappen hatte ich nicht. Also nahm die Freundin ein Exemplar des SÜDKURIER und wollte damit die Fenster säubern. Sie schlug die Zeitung auf und fand darin eine Anzeige, dass der DKV-Platz zu verpachten sei.

Ich habe mich spontan beworben und den Zuschlag erhalten.“ Für die Zeit nach dem Leben für den Campingplatz hat die 71-Jährige klare Vorstellungen: „Ich setze mich nicht aufs Sofa und werde blöd“, sagt sie. „Ich habe einige Ideen für neue Aufgaben.“

Links DKV, rechts Bruderhofer: Am Fohrenbühlweg in Staad liegen die beiden Campingplätze direkt nebeneinander.
Links DKV, rechts Bruderhofer: Am Fohrenbühlweg in Staad liegen die beiden Campingplätze direkt nebeneinander. | Bild: Kirsten Astor

Bruderhofer-Pächter will sich beruflich neu orientieren

Auf dem benachbarten Platz wird derzeit alles für einen Wechsel vorbereitet. Pächter Sascha Feldmann hätte zwar auch noch weitergemacht, aber der bisherige Besitzer, ein 75-jähriger Bürger aus Staad, verkaufte den Bruderhofer-Platz aus Altersgründen. „Dies ist unsere letzte Saison nach 15 Jahren“, erzählt Sascha Feldmann. „Mein Vater hatte den Platz vor 20 Jahren übernommen, danach stiegen meine Frau und ich ein.“

Noch bis Ende der aktuellen Saison 2021 ist Sascha Feldmann Pächter des Bruderhofer-Campingplatzes in Staad. Er war hier 15 Jahre lang ...
Noch bis Ende der aktuellen Saison 2021 ist Sascha Feldmann Pächter des Bruderhofer-Campingplatzes in Staad. Er war hier 15 Jahre lang der Mann für alles. | Bild: Kirsten Astor

Dass nun ihr Ende als Campingplatzpächter endet, finden die beiden nicht schlimm: „Dann führen wir künftig wieder ein normales Leben und kein Saisonleben mit Sieben-Tage-Wochen“, sagt Feldmann. Die Dauercamper werde er vermissen, ansonsten hat er bereits neue Pläne: „Ich werde einen Hausmeisterservice gründen.“

Da die beiden auch das Wohnhaus auf dem Gelände verlassen müssen, ziehen sie nun nach Litzelstetten. „Da ist es ja auch sehr schön“, sagt der 49-Jährige und lacht. Er ergänzt: „Ich bin in einem guten Alter für eine Veränderung. Wir waren 15 Jahre lang auf dem Campingplatz, jetzt machen wir 15 Jahre lang was anderes und danach schaffen wir 15 Jahre nichts mehr.“

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Das planen die neuen Besitzer des Campingplatzes

Die neuen Platz-Besitzer sind die Architekten Nicole und Christian Metzger aus dem bayerischen Landsberg am Lech. „Wir arbeiten seit 25 Jahren als Architekten und freuen uns auf eine Veränderung“, erzählt Christian Metzger. Die beiden klinkten sich ins Bieterverfahren ein und erhielten den Zuschlag. „Vielleicht auch deshalb, weil es mit uns ein Familienbetrieb bleibt und weil wir den Namen Bruderhofer beibehalten“, sagt der Architekt, der privat auch ein leidenschaftlicher Camper ist.

Architekt Christian Metzger ist der neue Besitzer des Bruderhofer-Campingplatzes in Konstanz-Staad und hat vielfältige Zukunftspläne für ...
Architekt Christian Metzger ist der neue Besitzer des Bruderhofer-Campingplatzes in Konstanz-Staad und hat vielfältige Zukunftspläne für den Platz. | Bild: privat/Christian Metzger

Er stammt aus einer Landwirtschaftsfamilie, einer seiner beruflichen Schwerpunkte ist energieeffizientes Bauen. Entsprechend hat er mit dem Campingplatz einiges vor: Das gesamte Gelände soll durch verschiedene Maßnahmen eine deutlich ökologischere Ausrichtung erhalten. Neu ist auch das Angebot von sechs Miet-Wohnwagen, sogenannten Airstreams.

Sechs solcher Airstream-Wohnwagen werden ab kommendem Frühjahr auf dem Bruderhofer-Campingplatz zu mieten sein. Sie verfügen über ein ...
Sechs solcher Airstream-Wohnwagen werden ab kommendem Frühjahr auf dem Bruderhofer-Campingplatz zu mieten sein. Sie verfügen über ein eigenes Bad und eine Außenküche. | Bild: Christian Metzger

Gestalterisch wird sich ebenfalls einiges verändern. So möchte das Architektenpaar eine Sonnenterrasse auf dem Waschhaus errichten, zudem sollen alle Gebäude einen Strandbad-Charakter mit viel Holz erhalten. „Im Außenbereich werden wir einiges nachpflanzen, zum Beispiel Blühstreifen für Insekten, einheimische Bäume als Schattenspender und Sträucher sowie Weinreben“, sagt der 53-Jährige.

Dazu sei er in Kontakt mit der Naturschutzbehörde. Überhaupt ist dem Ehepaar daran gelegen, von Beginn an alle Pläne offen zu legen. „Uns ist ein konstruktives Miteinander mit unseren Nachbarn und der Stadt Konstanz wichtig. Wir werden all unsere Ideen sicher nicht im ersten Jahr umsetzen können, sehen den Platz aber ohnehin als langfristiges Familienprojekt“, sagt der vierfache Vater, der sogar schon zwei Enkel hat. Knapp zehn Mal war er bereits in Konstanz, um die Übergabe vorzubereiten.

Auf das Dach dieses Waschhauses beim Bruderhofer-Campingplatz will der neue Besitzer eine Terrasse bauen.
Auf das Dach dieses Waschhauses beim Bruderhofer-Campingplatz will der neue Besitzer eine Terrasse bauen. | Bild: Kirsten Astor

Aber wäre es nicht klug, sich dann auch gleich um die Pacht des Nachbarplatzes zu bewerben? Christian Metzger lässt durchblicken, dass er dies längst getan hat: „Selbstverständlich würde es Sinn machen, mittelfristig beide Plätze wieder zusammenzuführen. Bis 1993 war der Platz ohnehin gemeinsam in Bruderhofer-Hand.“

Es habe Gespräche mit DKV-Geschäftsführer Wolfram Götz gegeben. Im November müsse deren Mitgliederversammlung über die Zukunft entscheiden. Ab Oktober starten erstmal die Sanierungen auf dem Bruderhofer-Platz, ab 1. April 2022 steht das Ehepaar Metzger an der Rezeption. „Wir freuen uns darauf, in dieser schönen Gegend leben zu dürfen“, sagt Christian Metzger.

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