Die Geschichten von Frauen lagen ihr schon immer am Herzen, jetzt bringt Maria Brendle die Geschichte von Frieda Keller auf die ganz große Leinwand. Maria Brendle, das ist die Filmregisseurin aus Mühlhausen-Ehingen, die 2022 mit ihrem Kurzfilm „Ala Kachuu – Take and Run“ für einen Oscar nominiert war. Für die Geschichte von Frieda Keller muss man in der Historie weiter zurückblättern: Die Näherin wurde laut damaligen Berichten erst vergewaltigt, dann schwanger und 1904 schließlich zur Mörderin.
Das Projekt bedeutet einige Premieren für die 39-jährige Filmemacherin: Der erste Kinofilm, das erste Erzählen einer historischen Geschichte – und das erste Mal nicht in entfernten Ländern nach Drehorten suchen. Denn Friedas Fall spielt bei St. Gallen – unweit ihrer alten Heimat im Hegau und ihres neuen Zuhauses in Zürich. Doch erst einmal bestimmt Maria Brendle mit, wer in diesem Jahr die Oscars bekommt.

Von hohen Budgets will sie sich nicht blenden lassen
Denn kurz nachdem sie selbst mit ihrem Kurzfilm nominiert war, wurde die Filmemacherin zum Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences ernannt – und die vergibt die begehrten Filmpreise. Die nächste Verleihung in Los Angeles ist (nach deutscher Zeit) in der Nacht von Sonntag, 12. März, auf Montag, 13. März. Maria Brendle weiß zwar nicht, wer gewinnen wird, aber sie hat dutzende der Favoriten bereits gesehen.
Vorstellen könne man sich das wie eine riesige Mediathek voller preisverdächtiger Filme aus aller Welt. Aber: „Alle zu schauen, ist zeitlich unmöglich.“ Bei ihrer Auswahl versuche sie, sich nicht blenden zu lassen von einem hohen Budget, wie sie erklärt.

Nun erlebt Maria Brendle, wie es auf der anderen Seite im Oscar-Rennen ist – denn vergangenes Jahr war sie selbst noch bemüht, möglichst viele Academy-Mitglieder von ihrem Werk zu überzeugen. „Es wäre spannend, das nochmal zu machen mit dem Wissen, das ich jetzt habe“, sagt sie.
Doch erstmal sei sie froh gewesen, dass es so schnell geklappt habe mit einem nächsten, spannenden Projekt: „Bei den Oscars nominiert zu sein, heißt nicht automatisch, dass einem direkt der nächste Film anvertraut wird.“ Im Gegenteil könne es schwierig sein, wenn einige denken, man sei nun zu teuer – oder schon ausgebucht. Umso mehr freue sie sich über ihr großes Projekt in der Heimat.
Schneller Rollenwechsel zu einem großen Projekt
„Für mich ging es jetzt super schnell, wir drehen schon Mitte Juli bis Mitte September“, sagt Brendle. Und schon nächstes Jahr könnte die Geschichte von Frieda Keller dann in den Kinosälen zu sehen sein. Noch dürfe sie nicht zu viele Details zu dem Film verraten – auch das sei eine Premiere. Bei ihrem Oscar-nominierten Kurzfilm war sie über Jahre nicht nur mit Schreiben und Filmen beschäftigt, sondern musste auch für Bekanntheit sorgen. „Bei „Ala Kachuu“ mussten wir als Team jeden Rappen erkämpfen.“ Jetzt sei das anders: Sie könne sich auf den künstlerischen Prozess konzentrieren.

Als Regisseurin sei sie an vielen Stellen gefordert und beispielsweise im Austausch mit dem Autorenteam. Dass so viele verschiedene Bereiche kreativ zusammenarbeiten, mache besonders viel Spaß. So kann sie aktuell noch nicht benennen, wie viele Menschen an dem Filmprojekt beteiligt sein werden – allein die Liste der Bereiche ist lang von der Kamera bis zum historischen Kostüm. Der Kameramann sei beispielsweise ein bekanntes Gesicht: Hans Syz ist auch Produzent und Hauptaktionär der Filmproduktionsfirma. „Für ihn, die Produzentin Susann Henggeler und mich ist der Film ein absolutes Herzensprojekt“, sagt Maria Brendle.

Dabei will Maria Brendle fast nebenbei auch ein anderes Frauenthema ins Bild rücken: „Frauen im Film liegen mir am Herzen und besonders Schauspielerinnen sind ab einem gewissen Alter unterrepräsentiert. Da möchte ich gegensteuern und ein Zeichen setzen für Veränderung.“ Ganz schön viel Programm so kurze Zeit nach dem jüngsten Meilenstein, oder? „Ich freue mich auf die Herausforderung, aber ich bin schon auch nervös“, sagt Maria Brendle.
Weil sie mitten in den Vorbereitungen der Dreharbeiten sei, fehle zum Beispiel die Zeit für die Oscar-Verleihung, berichtet Maria Brendle. In London gäbe es zwar ein Treffen der europäischen Academy-Mitglieder, um gemeinsam die Übertragung aus Los Angeles anzuschauen. Doch ihre Oscarnacht sehe vermutlich ähnlich aus wie die vieler anderer: „Dieses Jahr tendiere ich dazu, das ganz gemütlich auf der Couch anzusehen.“ Bis heute sei für sie unglaublich, dass sie vor einem Jahr selbst im Saal saß: „Ein Teil von mir kann das immer noch nicht ganz glauben.“