Herr Stärk, es war ein sehr emotionaler Abend für Sie. Wie geht es Ihnen?

Immer noch sehr emotional, das trifft es wohl am Besten. Mein Herz liegt völlig offen da. Man hat es glaube ich gestern schon gespürt, dass das etwas ganz Besonderes für mich ist. Vor allem auch der extreme Vertrauensbeweis. Natürlich hat man sich im Vorhinein Gedanken gemacht, ab wann man glücklich ist, aber dieses Ergebnis hat all meine Vorstellungen übertroffen.

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Wie bewerten Sie das Wahlergebnis?

Das Ergebnis ist überwältigend und grandios. Es ist für mich ein Zeichen, dass mein Wahlkampf trotz Corona ganz ordentlich war, ich ein gutes Programm hatte und dass auch die Arbeit, die ich für Engen bewerkstelligt habe, nicht ganz im Verborgen geblieben ist.

Das hohe Wahlergebnis verpflichtet auch. Wie gehen Sie mit der Erwartungshaltung der Bürger um?

Erwartungen sind immer da, egal wie hoch das Ergebnis ist. Ich sehe es nicht als Belastung, sondern das Ergebnis verleiht mir Rückenwind. Ich will die 84,4 Prozent positiv behaftet sehen. 84,4 Prozent sind mir deutlich lieber als 51 Prozent und ein gespaltenes Dorf. Ich bin über die große Einigkeit froh.

Wer war der erste Gratulant?

Michael Krause hat mir mit als erstes gratuliert und sich für einen fairen Wahlkampf bedankt.

Was für ein Bürgermeister werden Sie sein?

Ein nahbarer Bürgermeister, der ein offenes Ohr hat. Aber natürlich auch manchen Sachzwängen unterliegt und der dadurch leider, leider nicht jeden Wunsch erfüllen kann. Ich will einfach Mensch bleiben. Sie werden es sehen: Patrick Stärk werden Sie relativ oft in der Eugen-Schädler-Halle sehen. Gleichzeitig will ich nicht alles von oben kontrollieren wollen. Die Kollegen im Rathaus müssen sich frei bewegen können. Es gibt nichts schlimmeres als nur von oben diktierte Vorgaben. Die Zielrichtung muss die gleiche sein und diese muss man gut kommunizieren. Nur so macht arbeiten auch Spaß. Ich will kein abgehobener Rathauschef sein: ehrlich, kompetent und freundlich.

Wann starten Sie in Mühlhausen-Ehingen?

Ich starte am 1. Juni. Relativ zeitnah danach findet gewöhnlich die Vereidigung des neuen Bürgermeisters statt.

Bis zu Ihrem Amtsantritt sind es noch ein paar Wochen. Was machen Sie jetzt als nächstes?

Als nächstes werde ich morgen mit meinem jetzigen Chef, Bürgermeister Johannes Moser, klären, wie wir das mit meinem Resturlaub machen. Ich werde den nicht am Stück nehmen, dann wäre die Belastung für meine Kollegen im Engener Rathaus zu hoch. Ich habe in Engen noch Geschäfte, die will ich ordentlich abwickeln. Es ist aber schon jetzt mit Bürgermeister Hans-Peter Lehmann ausgemacht, dass ich einen Großteil meines Urlaubes im Rathaus von Mühlhausen-Ehingen verbringen werde, um mich in anstehende Aufgaben und Projekte reinzuarbeiten und reinzudenken.

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Ihr jetziger Chef und baldiger Bürgermeisterkollege Johannes Moser sprach von einem lachenden und einem weinenden Auge. Wie geht es dort weiter?

Am Freitag wird meine Stelle offiziell ausgeschrieben. Die Frist dauert dann bis Mitte April. Dann wird man sehen, wie meine Nachfolge in Engen geregelt wird. Es wird aber eine Zeit der Vakanz geben. Denn zum 1. Juni wird wohl niemand schon anfangen können. Ich werde bis zu diesem Datum Vollgas in Engen geben.

Wie sieht es bei Ihnen mit dem weinenden und dem lachenden Auge aus?

Definitiv, das ist so. Das hat man gestern bei der Bekanntgabe des Ergebnisses gespürt. Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Wenn ich an meine jetzigen Kollegen denke, hat schon im Vorfeld eine ordentliche Portion Wehmut mitgeklungen. Das Verhältnis im Engener Rathaus war menschlich sehr eng, deswegen fällt der Abschied sehr schwer. Ich werde die Menschen dort wirklich vermissen. Aber ich freue mich genauso auf die Kollegen hier. Ich war heute Morgen schon im Rathaus und habe als Dankeschön das ein oder andere Fläschchen Sekt vorbeigebracht. Wenn ich das Amt des Bürgermeisters nicht mit 110 Prozent und aus vollem Herzen hinaus wahrnehmen wollen würde, hätte ich mich nicht zur Bürgermeisterwahl aufstellen lassen.

Haben Sie die Handynummer von Hans-Peter Lehmann schon auf Kurzwahltaste 1? Werden Sie sich intensiv mit ihm vor Ihrem Amtsantritt austauschen?

(lacht) Ich agiere nicht mit Kurzwahltasten. Ich finde seine Nummer trotzdem relativ schnell im Handy. Hans-Peter Lehmann und ich haben schon vereinbart, dass wir eine ganz intensive Übergabe über den Bauchladen eines Bürgermeisters haben werden.

Die Freiwillige Feuerwehr aus der Hegauer Doppelgemeinde hat den neuen Bürgermeister mit einem Bürgermeisterbaum vor dem Rathaus schon ...
Die Freiwillige Feuerwehr aus der Hegauer Doppelgemeinde hat den neuen Bürgermeister mit einem Bürgermeisterbaum vor dem Rathaus schon einmal willkommen geheißen. | Bild: Matthias Güntert

Immer wieder wurden seine großen Fußstapfen erwähnt. Sind die 31 Jahre von Lehmann Bürde oder Aufgabe?

Der Arbeit von Hans-Peter Lehmann und sein nimmermüde werdender Einsatz für die Gemeinde, dem zolle ich höchsten Respekt. Aber ich scheue mich nicht vor der Aufgabe und Angst verspüre ich schon gar nicht. Ich werde diese Fußstapfen bestmöglich ausfüllen.

Welche Projekte wollen Sie als erstes anpacken?

Das erste größere Projekt wird noch ein bisschen auf sich warten lassen. Aber es gibt viele kleine Dinge. Ein Bürgermeister sollte nicht immer nur an den großen Dingen gemessen werden, die eine Menge Geld kosten. Mein Ziel für 2021 ist es, die Homepage der Gemeinde komplett auf neue Beine zu stellen. Ich meine, dass wir die 15.000 Euro dafür aus dem Haushalt noch irgendwo rausschwitzen können. Ein weiteres kleines Projekt, das ich gerne angehen möchte, ist die Einrichtung von gärtnerbetreuten Grabfeldern. Erste Gespräche dazu laufen schon. Das sind Kleinigkeiten, die nicht viel Geld kosten, aber doch für die Gemeinde etwas Positives bewirken können.

Was machen Sie als erstes, wenn sie am Morgen des 1. Juni die Türe zum Rathaus zum ersten Mal als Bürgermeister aufschließen?

Ich werde in jedem Büro vorbeischauen und überall guten Morgen sagen. Das Rathaus ist kleiner, da bedarf es der Wertschätzung von allen Kollegen. Ob ich das immer schaffen werde, weiß ich nicht, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen.

Sie hatten für die gestrige SÜDKURIER-Ausgabe einen Überschriftenwunsch: „Patrick Stärk überzeugend zum neuen Bürgermeister gewählt“. Die wurde es nicht ganz.

(lacht) Ich musste am Montagmorgen sehr schmunzeln. Sie hätten einen sehr zufriedenen und mega glücklichen Patrick Stärk im Schlafanzug mit Tablet beim Frühstück gesehen.

Fragen: Matthias Güntert