Doris Eichkorn

Wer von Mühlingen nach Meßkirch mit dem Auto unterwegs ist, sieht rechter Hand viele Gebäude liegen, die offensichtlich einmal für die Bahn erbaut wurden. Bahnverkehr findet dort schon lange nicht mehr statt, der Knotenpunkt verschiedener Linien, für den der Bahnhof gebaut wurde, ist nie Wirklichkeit geworden. Die Gebäude sind zwar bewohnt, liegen aber im Grunde im Dornröschenschlaf. Doch damit könnte es nun vorbei sein. Im Gemeinderat stellten Stadtplanerin Regine Guglielmo und Landschaftsplanerin Deborah Wehrle vom Büro Planstatt Senner aus Überlingen hierzu die Idee eines Naturcampingplatzes vor.

Regine Guglielmo stellte dem Gremium die grundlegenden Elemente der Planung und die Besitzverhältnisse dar. Fast das gesamte Areal befinde sich aktuell im Besitz des Auftraggebers, nur ein kleiner Teil, der das Bahnhofsgebäude selbst und eine Grünfläche zur Straße hin umfasse, gehöre nicht zur Planung. Eine Gemeindefläche grenzt an sowie das noch aktiv betriebene Kieswerk Schwackenreute. Um das Projekt, das vom Grundstückseigner Ulrich Bohnacker in Auftrag gegeben wurde, mit Leben zu füllen, bedarf es einer grundlegenden Entscheidung durch Mühlingens Gemeinderat. Bisher ist das Bahnhofsareal als Gewerbegebiet ausgewiesen, der Gemeinderat müsste dies für eine Bebauungsplanänderung in ein Sondergebiet ändern. Auch die Zufahrtsmöglichkeiten über die bisherige Einfahrt von der B 313 wurden angesprochen. Eine Alternative sei die Einfahrt, die das Kieswerk aktuell zum Transport befahre.

Deborah Wehrle betonte, dass man in dem Areal die Natur besonders geschickt nutzen könne. Von Wald bis Offenland sei alles da. Übernachtungen könnten in Baumhäusern, Tipis, Jurten, einem Heuhotel, Baumzelten und diversen anderen Örtlichkeiten angeboten werden. Die Gemeinderäte folgten ebenso wie die Zuhörer aufmerksam der Vorstellung des Projekts. Der als Vertreter des planenden Bauherrn bei den Zuhörern anwesende Architekt Armin Franke aus Mengen äußerte sich klar zur Qualität der geplanten Maßnahmen und ihrer Ausführung. "Dieses Projekt ist eine Herzensangelegenheit, dies können Sie, wie ich denke, bereits an der vorausgegangen Sanierung des Wohnhauses am Bahnhof Schwackenreute selbst erkennen. Auch die neu hinzukommenden Gebäude würden in hochwertiger Bauweise im Stile alter Lokschuppen erbaut werden", so sein Fazit für den Rat.

Eine Übersicht über das, was demnächst am Schwackenreuter Bahnhof errichtet werden könnte: Eigentümer des Geländes ist Ulrich Bohnacker, ...
Eine Übersicht über das, was demnächst am Schwackenreuter Bahnhof errichtet werden könnte: Eigentümer des Geländes ist Ulrich Bohnacker, der auch einer der Geschäftsführer der Ablachtalbahn GmbH ist. | Bild: Quelle: Planstatt Senner, SÜDKURIER-Grafik: Cornelia Müller

Die Fragen der Gemeinderäte bezüglich der Parkplätze, der Zufahrt sowie des Nebeneinanders mit dem noch im Betrieb befindlichen Kieswerk, das auf dem nebenliegenden Grundstück noch Kies abbaue, wurden im Dialog beantwortet. Bürgermeister Manfred Jüppner nahm Hinweise für Gespräche mit Grundstücksnachbarn und Naturschutzbehörden aus der Debatte mit.

Weitere Gespräche mit den Behörden seien nötig, weil es zu Nutzungskonflikten zwischen den Nutzern des Campingplatzes und anderen Besuchern der Seen kommen könne. Ebenso sei der Schutz der Wildtiere mit den Behörden zu erörtern. Das mit der Planung betraute Büro Planstatt Senner mit Sitz in Überlingen ist bekannt für die Verknüpfung von neuen Bauwerken, Naturdenkmälern und Landschaft mit ihrer jeweiligen Siedlungsstruktur. Mehrmals erhielten die Planer Preise.

 

Zum Areal

  • Das Grundstück: Die Familie Bohnacker erwarb die Grundstücke im Jahr 1994. Die Umsetzung der Projektidee setzt eine Änderung des Bebauungsplans voraus. Aktuell liegt es im "Industriegebiet Bahnhof Schwackenreute". Eine Nutzung als Campingplatz würde die Ausweisung eines Sondergebiets erfordern.
  • Sondergebiete: Angrenzend gibt es das Sondergebiet Kiesaufbereitung sowie das Sondergebiet Erneuerbare Energien, das zur Nutzung einer Biohybridanlage ausgewiesen wurde.