Der Hottenlocher Hof, in der Nähe von Mühlingen, kam während der Hamsterphase zeitweise an sein Limit. Kristin-Marlen Hahn von der Hottenlocher Hofgemeinschaft sagt: „Die Direktvermarktung hat seit Corona zugenommen.“ Ihr Mann Denis Hahn ergänzt: „So aus der Hüfte geschossen würde ich sagen, dass die Vermarktung um etwa 30 Prozent gestiegen ist.“

Die Kunden hätten teilweise die vierfache Menge bestellt, als sonst üblich. „Auch als wir meinten, dass wir so viel nicht vorrätig haben, ließen sie nicht locker“, sagt Denis Hahn. Um mehr produzieren zu können, müssten die Familien investieren. Beispielsweise in größere Kessel bei der Käseproduktion. Momentan sei das aber nicht geplant.

Die Kälber durften im Mai zu den erwachsenen Rindern raus auf die Weide.
Die Kälber durften im Mai zu den erwachsenen Rindern raus auf die Weide. | Bild: Nico Talenta

„Neben der Käseproduktion schlachten wir vier Mal im Jahr und die Termine stehen lange im Voraus fest. Wenn dann das Fleisch ausverkauft ist, haben wir nicht mehr.“ Zusammen mit Familie Zulic lebt das Ehepaar Hahn mit drei Auszubildenden auf dem Hof. Eine dritte Familie ist 2018 aus der Gemeinschaft ausgetreten. Die Hofgemeinschaft verkauft Käse aus eigener Herstellung. Auch Wurstprodukte von den eigenen Rindern und Saft von Streuobstwiesen hat der Hof im Sortiment.

„Wir liefern die Produkte dann an Einkaufsläden in der Nähe. Nebenher haben wir aber auch einen kleinen Hofladen vor Ort“, erklärt Kristin-Marlen Hahn. Die hofeigenen Produkte würden im Aach Center in Stockach, dem Dennree in Tuttlingen und sogar in Märkten in Überlingen verkauft. „Die Menschen schätzen unsere Arbeit und Einstellung.“ Lebensmittel aus der Region kämen immer besser bei den Menschen an. Das habe die Corona-Pandemie bewiesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Neben der hohen Nachfrage für Hofprodukte durch die Pandemie gab es aber auch weniger erfreuliche Entwicklungen: Die Besenwirtschaft gleich neben dem Hofladen musste schließen und auch die Ferienwohnungen durften nicht mehr an Urlauber vermietet werden. Vor allem durch die wegfallenden Veranstaltungen kam es zu Umsatzeinbrüchen für die Hofgemeinschaft.

„In der Besenwirtschaft und dem Ku(h)lturstall finden sonst immer Hochzeiten und Geburtstage statt“, merkt Denis Hahn an. „Unsere Ferienwohnungen wurden sonst immer das ganze Jahr gut gebucht“, ergänzt Kristin-Marlen Hahn. Bestehende Buchungen mussten wieder storniert werden. Auch der Weihnachtsmarkt im Dezember konnte nicht stattfinden. „Das ist natürlich schade für die Aussteller, aber wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, wenigstens ein paar Ausstellungsstücke in unserem Hofladen auszustellen.“

Auch Schafe leben auf dem Hottenlocher Hof.
Auch Schafe leben auf dem Hottenlocher Hof. | Bild: Nico Talenta

Und noch etwas bedrückt die Hahns, denn egal, wie gut zumindest die Lebensmittel-Nachfrage durch Corona auch ist – wie es in Zukunft weitergeht, ist ungewiss: Seit Monaten stünden sie in Verhandlungen mit ihrem Verpächter. Auf der Internetseite der Hottenlocher Hofgemeinschaft ist zu lesen: „Die Signale für eine gemeinsame Zukunft stehen momentan schlecht.“ Der Pachtvertrag sei Anfang des Jahres ausgelaufen. Deswegen versuche man nun, eine eventuelle Verlängerung mit dem Verpächter auszuhandeln.

Die Nachricht von der Hofgemeinschaft ist unmissverständlich: „Wir möchten unseren Lebensplatz hier nicht verlieren und wünschen uns eine Zukunft im Hotterloch für uns, unsere Kinder und unsere Hofgemeinschaft mit Lehrlingen, Praktikanten und Angestellten.“ Sie hoffen, zu einer beiderseitig fairen Lösung zu gelangen, um den Hottenlocher Hof gemeinsam weiter betreiben zu können.

Das könnte Sie auch interessieren

Sollten sie den Hof verlassen müssen, hofft das Ehepaar Hahn, eine neue Heimat für sich und die Viehherde zu finden. Bestehende Strukturen möchten sie dann mit in die neue Heimat übernehmen. „Das ist aber sehr schwer umzusetzen, da landwirtschaftliche Flächen oft an die eigene Familie weitervererbt werden und der Markt klein ist.“ Immerhin habe die Gemeinschaft starken Rückhalt durch die Kunden: „Das trägt zumindest emotional.“