Zwei Fahrzeuge mit vier Fahrern haben sich Mittwochnacht um 2 Uhr auf den Weg in die Gemeinde Onokowzy nahe der ukrainisch-slowakischen Grenze gemacht. Dort werden die Feldbetten und Nahrungsmittel zur Versorgung der dort bereits aufgenommenen Flüchtlinge bereits erwartet. Die geplante Fahrtroute des Lastwagens und des PKW mit Anhänger soll von Deutschland aus über Österreich und Ungarn in rund 20 Stunden ans Ziel in der Ukraine führen.

Die vier Fahrer Viktor Krieger, Jürgen Baldischwiler, Dieter Reutebuch und der ehemalige Mühlinger Bürgermeister Manfred Jüppner fahren im Wechsel. Wenige notwendige kurze Pausen und ein zügiges Entladen sind geplant. Zur Sicherheit sind zwei Diesel-Kanister an Bord: Der Inhalt soll sicherstellen, dass sie auf jeden Fall wieder aus der Ukraine herauskommen.

Kurz vor der Abfahrt: Viktor Krieger, Dieter Reutebuch und Manfred Jüppner (v.l.) machen sich auf. In Mengen wird mit Jürgen ...
Kurz vor der Abfahrt: Viktor Krieger, Dieter Reutebuch und Manfred Jüppner (v.l.) machen sich auf. In Mengen wird mit Jürgen Baldischwiler ein vierter Fahrer zusteigen. | Bild: Doris Eichkorn

Organisiert wurde die Hilfsaktion vom Mühlinger Verein „Hilfe für Menschen in der Ukraine“. Die Welle der Solidarität schwappt dabei aber weit über die Dorfgrenzen hinaus. Aus dem ursprünglichen Spendenaufruf des Vereins, welchen dessen Vorsitzender Viktor Krieger am Nachmittag des Schmotzigen Dunschtigs an einige Adressen aus dem Vereinsumfeld versendet hat, entwickelte sich zu einer Lawine an Hilfsgütern.

Auch medizinische Hilfsgüter dabei

Bereits wenige Minuten später, während in Mühlingen noch Narrenbäume gestellt und hier und da munter gefeiert wurde, entstanden die ersten ernsthaften Gespräche unter den Narren, berichtet Zozneggs Narrenpräsident Uwe Theis: „Wir wollten als Zeichen unserer Verbundenheit sofort Taten folgen lassen und haben pro Vereinsmitglied einen Euro an unsere Ukrainehilfe überwiesen.“

Viele andere Vereine und Privatpersonen spendeten ebenfalls Geld, um die Transportkosten zu decken oder den Einkauf von Hilfsgütern auch in der Ukraine zu ermöglichen. Bereits am Freitag trafen Generatoren und Stromkabel, haltbare Lebensmittel, Decken und vieles mehr bei Krieger direkt zu Hause ein. Der Spendenaufruf teilte sich von Handy zu Handy, WhatsApp-Statusmeldungen informierten die Leser oft recht detailliert über die gesuchten Dinge und den Ablauf der Anlieferung.

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Krieger zeigte sich überwältigt von der Menge der Spenden, welche in dieser kurzen Zeit sein Haus und die Garage von Mühlingens ehemaligem Bürgermeister Manfred Jüppner und seiner Ehefrau Gabriele füllten. Die Allgemeinärztin sorgte für viele ganz spezielle Hilfspakete. Sie organisierte die gesamte Bandbreite am medizinischen Hilfsgütern.

Wer bei ihr nachfragte, was er kaufen solle, wurde mit klarer Anweisung in die naheliegende Apotheke seines Vertrauens entsandt. „Wir haben versucht, alles, was uns am sinnvollsten erschien, zu kaufen“, so Gabriele Jüppner-Luig. Auch der Anhänger wurde randvoll gepackt, Viktor Krieger hängte ihn an seinen großen Privatwagen.

Manfred Jüppner, seine Ehefrau Gabriele und Waldemar Krieger (r.) haben auch den Anhänger dicht bepackt.
Manfred Jüppner, seine Ehefrau Gabriele und Waldemar Krieger (r.) haben auch den Anhänger dicht bepackt. | Bild: Doris Eichkorn

Alle Helfer stehen in Kontakt mit Menschen in der Ukraine. Familie Krieger in direktem telefonischen Austausch – und Sohn Waldemar war kürzlich selbst ins ukrainische Grenzgebiet gefahren, um Verwandte nach Mühlingen zu holen. Familie Jüppner hat Kontakt durch E-Mails und Berichte von Menschen, die ebenfalls Familienmitglieder mit direktem Kontakt in die Ukraine haben.

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In den von Transco Süd zur Verfügung gestellten Lastwagen und in den Anhänger luden die Helfer Dinge wie haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Babynahrung, Einweggeschirr und medizinische Hilfsgüter. „Wir haben für jede Lücke immer wieder etwas passendes gefunden, um die kleinsten Räume auszunützen“, beschreibt Gabriele Jüppner-Luig die Ladung.

Nach dem ersten Aufruf Kriegers nach einem Mitfahrer, blieb es zuerst recht still, so erinnert sich Manfred Jüppner. Er selbst sah sich ebenfalls nicht in der ersten Sekunde am Steuer des Lastwagens. Aber er hat die entsprechende Fahrerlaubnis und ist der Region rund um das ukrainische Newitzkoje, frühere Partnergemeinde Mühlingens, sehr verbunden. So sitzt er nun doch am Steuer des Lastwagens.