Michael Jahnke

Seit Jahren kann die Gemeinde Öhningen die Aufnahmequote für Flüchtlinge nicht erfüllen. Zwar konnten bisher 30 Personen untergebracht werden, für 46 weitere Personen fehlt es aber an Wohnraum. Das verursacht in der Gemeindekasse eine Fehlbelegungsabgabe an den Landkreis von mehr als 180 000 Euro pro Jahr.

Trotzdem erwartet Landrat Zeno Danner, dass Öhningen reagiert und diese Menschen unterbringt. Bürgermeister Andreas Schmid ist aufgefordert, jetzt aufzuzeigen, was man in Öhningen unternehmen wird, um die Aufnahmequote nachhaltig zu erfüllen.

Richtig zufrieden ist miemand

Wie aber kann zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden? Eine Möglichkeit besteht im Gebäude der „Alten Metzgerei„, das sich im Eigentum der Gemeinde befindet. Während der Bürgerfragestunde wies René Zimmermann darauf hin, dass sich diese Immobilie in einem erbärmlichen und in seinen Augen menschenunwürdigen Zustand befindet.

Völlig zufrieden mit dem Zustand dieses alten Gebäudes sind auch Verwaltung und Gemeinderat nicht. Bürgermeister Schmid weist aber auch darauf hin, dass die Gemeinde rund 18 000 Euro in dieses Haus investiert habe, bevor man es an zugewiesene Flüchtlinge übergeben habe. Dennoch gebe es für die Wohnräume nur eine Elektroheizung, gestand Schmid ein.

Auch Flüchtlingsbetreuerin beschwert sich

Bevor das Gebäude in das Eigentum der Gemeinde überging, hätten die Besitzer alle Metallteile, also auch die Heizungsinstallationen, entfernt. Für eine vorübergehende Lösung habe sich das Rathaus deshalb für Elektroheizungen entschieden.

Dass sich nun eine Betreuerin der Flüchtlinge über den aktuellen Zustand der Unterbringung beschwere, könne man zwar nachvollziehen. Man dürfe aber nicht vergessen, dass alle Wohnräume in einem ordnungsgemäßen Zustand übergeben worden seien. Obwohl Wohnungen jetzt durchaus auch als verwahrlost angesehen werden könnten, habe das Gesundheitsamt keine Beanstandungen aufgezeigt.

Ist Abbruch und Neubau die günstigere Lösung?

Doch nun soll eine grundlegende Lösung her. Die Gemeinderäte sprachen sich mehrheitlich dafür aus, als erstes das Objekt der Alten Metzgerei anzugehen. Frank Leitner vom Offenen Bürgerforum (OBF) wurde sehr deutlich: „Für mich ist ein Abbruch des Gebäudes mit anschließender Neubebauung wirtschaftlich die vernünftigste Lösung.“

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Dabei solle aber eine „Ghetto-Bildung“ vermieden werden. Es sei zwingend erforderlich, auch über andere Standorte nachzudenken. Nur so könne Integration auch wirklich gelingen.

Translake hatte Verkauf mit Auflagen vorgeschlagen

Zwar gibt es im Dorfentwicklungsplan Überlegungen, das Grundstück für Wohnzwecke zu nutzen, aber eventuell auch eine Gewerbeeinheit zu integrieren, um das Oberdorf mehr zu beleben. Ein weiterer Gedanke besteht bei dieser Immobilie auch darin, den Vorgarten wieder herzustellen um das Dorfbild zu verschönern.

Das Beratungsunternehmen Translake, das diesen Dorfentwicklungsplan begleitet, hatte deshalb vorgeschlagen, das Grundstück zu verkaufen und einem Investor für eine Neubebauung dementsprechende Auflagen zu machen. Die weiteren Gemeinderatssitzungen zu diesem Thema dürften spannend werden.