Ein Schock sei die Nachricht der Schließung für die Öhninger Bürger gewesen, berichtet René Zimmermann, Mitglied des CDU Ortsvereins und Öhninger Gemeinderat. Dass die Sparkasse Hegau-Bodensee ihre Filialen auf der Höri, auch in Öhningen, endgültig aufgeben wolle, habe bei der Bevölkerung für große Unsicherheit und Empörung gesorgt.

Also habe die CDU eine Unterschriften-Aktion als Protest-Reaktion gegen die Entscheidung der Sparkasse, ihre Filialen zu schließen, organisiert. Zimmermann hat nun 1288 Unterschriften Öhninger Bürgerinnen und Bürger an die beiden Sparkassen-Vorstände Alexander Endlich und Jens Heinert übergeben. „Bei rund 3700 Einwohner in drei Ortsteilen sind 1288 Unterschriften nicht wenig, die kann man nicht so leicht ignorieren“, so Zimmermann.

Ein Zeichen gegen die drohende Schließung

Ziel sei es, mit dieser Aktion ein Zeichen gegen die drohende Schließung der Filiale in Öhningen zu setzen. „Wir bitten darum, die Entscheidung zu überdenken, rückgängig zu machen oder wenigstens eine kleine Lösung anzubieten“, fasst der CDU-Gemeinderat die Wünsche der Öhningerinnen und Öhninger zusammen. Auch habe die Sparkasse als Bank, die auch von der Gemeinde Öhningen getragen werde, einen Versorgungsauftrag.

Die Versorgung liegt allen am Herzen

Auch wenn es „schönere Termine“ gebe, wie Vorstand Alexander Endlich zugeben musste, habe die Sparkasse ähnliche Ziele wie die Unterschriften-Aktion der CDU Öhningen: „Wir wollen doch alle eine gute Versorgung für die Menschen vor Ort.“ Und diese sei auch noch nach der Schließung der Filiale gewährleistet.

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Fast alles könne man schon heute per Telefon oder digital erledigen, seien es Änderungen von Freistellungsaufträgen, Auskunftserteilungen oder Daueraufträgen. Bargeld könne man auch bestellen und sich liefern lassen, falls der Umgang mit dem Automaten ein Problem darstelle. Und für mobilitätseingeschränkte Menschen käme der Sparkassen-Berater auf Wunsch auch nach Hause, fasst Jens Heinert die Dienstleistungen der Sparkasse zusammen.

Schließung ist keine Sparmaßnahme

Die Filiale in Öhningen schließen zu wollen, sei auch keine Sparmaßnahme, wie manch Kunde vielleicht vermuten würde. „Ganz im Gegenteil. Um einen EC-Automaten wirtschaftlich betreiben zu wollen, braucht es etwa 50.000 Abhebungen pro Jahr. Da sind wir in Öhningen weit entfernt“, rechnet Sparkassen-Vorstand Alexander Endlich vor. Dennoch wolle man in Öhningen einen so genannten Selbstbedienungs-Cube installieren, der rund 120.000 bis 150.000 Euro koste.

Die Berater-Leistungen wolle man zentral in einer neuen Filiale in Radolfzell bündeln. Aktuell verhandele man noch mit der Stadt Radolfzell um einen Standort für den Neubau im Bereich der Höristraße/Zeppelinstraße.

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Doch eines stellte Endlich klar: Die Filiale in Öhningen werde erst schließen, wenn der Neubau in Radolfzell fertig sei. Da gebe es bislang Missverständnisse bezüglich des Zeitplans, was auch die Diskussion in Gaienhofen gezeigt habe. Doch sei die Personallage auch jetzt schon sehr problematisch.

Gute Übergangslösung für die Öhninger gesucht

René Zimmermann ging es vor allem um eine gute Übergangslösung. Gerade ältere Menschen hätten ihre Probleme mit den Automaten oder dem Online-Banking und nicht jeder sei so mobil, um nach Radolfzell fahren zu können. Die Sparkassen-Vorstände versprachen an dieser Stelle, beim Übergang zu unterstützen. Das Personal in der Filiale sei heute schon gerne bereit, den Umgang mit dem Automaten zu erläutern. Auch könne man sich vorstellen, Workshops in Öhningen anzubieten und das Online-Banking so besser zu erklären.

Denn trotz der großen Empörung über die Schließung der Öhninger-Sparkassen-Filiale sei diese nur sehr schlecht frequentiert, wie Vorstand Jens Heinert erläutert. Die Serviceleistungen würden vor Ort nur sechs Mal im Monat in Anspruch genommen werden, schon heute würden 96,3 Prozent aller Geschäftsvorfälle nicht mehr in der stationären Filiale stattfinden. Vier von fünf Kunden nutzten bereits heute digitale Kanäle.

Standort ohne Kunden ist unattraktiv

Dies würde auch den Standort bei Mitarbeitenden unattraktiv machen, so die Schlussfolgerung von Heinert. Die Sparkasse Hegau-Bodensee kämpfe wie viele andere Unternehmen mit dem Fachkräftemangel. Und trotz mehrfacher interner Ausschreibung habe man keine Bewerbung für diesen Standort erhalten. Auch von extern habe sich niemand beworben.

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Ebenfalls aktuell sei es schwer, die angebotenen Öffnungszeiten aufrecht zu erhalten, denn Sparkassen-Mitarbeiter der Höri-Filialen hätten sich intern auf Stellen in größere Filialen beworben. Ausfälle seien auf Dauer nicht kompensierbar, so Heinert. Die Filiale in Öhningen hat aktuell an vier Tagen in der Woche geöffnet, nur am Montag und Donnerstag auch nachmittags.