Lyubov Stelling, Luba genannt, sitzt auf dem Boden ihrer Garage und klebt eine Kiste mit Klebeband zu. Es ist nur eine von vielen Kisten, Säcken und Tüten, die am Montagnachmittag ihren Weg zunächst nach Stuttgart und dann in die Ukraine finden sollen.
In ihnen befindet sich warme Kleidung, aber auch Konserven, Decken, Schlafsäcke, Kindernahrung und Medikamente. Mit Tränen in den Augen erzählt Luba von den vergangenen Tagen.
Eine Nachricht brachte den Stein zum rollen
In diesen wurde sie von der Hilfsbereitschaft der Menschen in der Region überwältigt: „Ich habe nur fünf WhatsApps versendet an Freunde mit der Frage, ob jemand Sachen übrig hat“, sagt sie.
„Aber schon nach zehn Minuten ging es los und die ersten Leute kamen, um etwas zu bringen. Die Nachricht wurde wohl immer wieder weitergeleitet und so kamen dann ständig neue Leute mit Sachen, Leute aus Orsingen, Nenzingen, aber auch aus anderen Orten.“ Vollkommen wahnsinnig sei das, wie die Leute helfen wollen, sagt Luba, und so berührend.
Kontakte in Stuttgart sollen Waren in die Ukraine bringen
Sie kenne eine Gruppe von Menschen in Stuttgart, die dort Demonstrationen organisieren, und die hätten einen Hilfstransport in die Ukraine für den Anfang dieser Woche geplant. Spontan habe Luba beschlossen, da mitzumachen. Dabei ist sie auch in Gedanken bei ihrer Familie und Freunden in der Ukraine.
Dass ihr die Hilfsbereitschaft mit solch einer Lawine entgegenschlagen würde – damit hatte sie nicht gerechnet. „Man sitzt immer ohnmächtig vor dem Fernseher und kann nichts machen“, sagt Lubas Mann Ralf Stelling. „Vielleicht helfen darum jetzt so viele Leute, damit sie wenigstens etwas Positives beitragen können.“
Hohe Resonanz sorgt für Probleme – und weitere Hilfe
Inzwischen sind die vielen Spenden in Stuttgart angekommen. Dafür hatte ein Verein einen Anhänger zur Verfügung gestellt. Es gab aber so viele Spenden, dass mithilfe weiterer Vereinsspenden ein zweiter Transporter angemietet werden musste.
Das war einen Tag nach dem Gespräch mit Familie Stelling von der Nenzinger Nachbarin Petra Bernhard zu erfahren.
Familie und Freunde in der Ukraine
Luba berichtet, dass sie Familie in der West-Ukraine habe, in Ivano-Frankivsk. Die schliefen momentan aus Angst vor Bomben im Keller, versuchten aber von dort aus Hilfe für andere Regionen in der Ukraine zu organisieren, zum Beispiel für Kiew, was aber schwer bis unmöglich sei.
In Kiew leben mehrere Freunde von Luba mit ihren Familien. Sie hätten Angst. Bomben fielen auf Krankenhäuser, auf wichtige Orte der Infrastruktur. In den Straßen seien von Zivilisten Barrikaden errichtet worden, um den russischen Vormarsch zu stoppen. „Es ist alles so schrecklich“, sagt Luba weinend.
Es zeigen sich die wichtigen Werte
Aber Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, sei so mutig. Er tue derzeit alles für den Frieden und für die Freiheit: „Dinge, die für uns selbstverständlich sind“, sagt Lubas Mann.
Wir sollten uns mehr auf das wirklich Wichtige besinnen, sagen die beiden: Freundschaft, Liebe und Hilfsbereitschaft. Manchmal komme die, so wie in den letzten beiden Tagen, zum Vorschein und man sehe auch in unserer Region kleine Helden.