Kaum ein Projekt begleitet die Radolfzellerinnen und Radolfzeller so lange wie die Entwicklung des Bahnhofsareals. Einst nannte man das Vorhaben kunstvoll Seetorquerung, bevor dies zum Zankapfel in der Stadt wurde. Passiert ist in den vergangenen Jahren wenig. Doch nun soll Patrick Wacker die Wende bringen. Der 49-Jährige aus Singen ist der neue Projektleiter für die Entwicklung des Bahnhofsumfelds. Angesiedelt ist die Stelle beim Dezernat III, nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, von Angelique Augenstein.

Nachhaltig und zukunftsgerichtet

„Mein Fokus liegt auf einer nachhaltigen, zukunftsgerichteten und menschenzentrierten Gestaltung des Areals“, so Wacker. Der Bauingenieur und Stadt- und Regionalentwickler soll in den kommenden Jahren die Weichen für die Entwicklung des Gebietes vom ZG Raiffeisenmarkt bis zum Wein-Mayer-Areal und Kapuzinerweg stellen. „Das ist ein Areal mit fast 50.000 Quadratmetern Fläche und hat das größte Entwicklungspotenzial in der Stadt“, so Oberbürgermeister Simon Gröger.

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Dabei werde die Stadt lediglich bei der Konzeptentwicklung beteiligt sein, die einzelnen Bauphasen sollen Investoren umsetzen. Geplant ist nämlich der Verkauf der Grundstücke, nachdem Wacker und die anderen Abteilungen der Verwaltung mit Gemeinderat und Bürgerinnen und Bürgern für einen Abschnitt eine Wunschnutzung definiert haben.

Entwicklungsfläche Bahnhofsareal:

Bild 1: 50.000 Quadratmeter zum Gestalten: Bahnhofsareal Radolfzell soll endlich schöner werden
Bild: Schönlein, Ute

Für einen Bereich gibt es schon einen konkreten Plan: Auf dem Wein-Mayer-Areal, heute ein Parkplatz, soll ein Gesundheitszentrum gebaut werden. Da befindet sich die Verwaltung gerade in den Vorbereitungen für eine Ausschreibung, um einen geeigneten Investor zu finden.

Je näher der Innenstadt, desto fokussierter

Weiter ist der Bau eines Parkhauses sowie eines Fahrradparkhauses geplant. Während das Fahrradparkhaus in Bahnhofsnähe gebaut werden soll, ist der Standort für das Parkhaus für Fahrzeuge noch offen. Es könnte östlich oder westlich vom Bahnhof stehen. Für den Rest des Areals gibt es noch keine konkreten Pläne.

OB Gröger erklärt, man habe das Gebiet in verschiedene Sektoren geteilt und werde diese nach und nach angehen und entwickeln. Je näher an der Innenstadt, umso mehr müsse die Nutzung der Stärkung und Unterstützung der Innenstadt dienen. Weiter außerhalb liegende Bereiche wie die Aurelis-Linse könnten für Wohnen oder Arbeiten genutzt werden. Auch da sei man noch völlig offen, so Gröger.

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Für Patrick Wacker begann sein Einsatz in der Radolfzeller Stadtverwaltung mit einem Blick ins Archiv. Denn für das Gelände rund um den Bahnhof sind in der Vergangenheit immer wieder Pläne gemacht worden. Ideenwettbewerbe für Teilbereiche oder das gesamte Bahnhofsquartier sind in den Jahren 2017 bis 2020 gemacht worden. Für das Kapuzinerareal wurde der Wettbewerb frühzeitig abgebrochen, weil die Ergebnisse nicht den Vorstellungen des Gemeinderates entsprachen. Und ein Wettbewerb zog erst Interessenten an, nachdem man das Preisgeld deutlich erhöht hatte.

Alte Pläne zum Großteil verworfen

All diese Ergebnisse habe Wacker sich zwar angeschaut, sie aber für nicht mehr ganz zeitgemäß befunden. „Viele der Pläne sind aus bestimmten Gründen nie in die Tat umgesetzt worden“, sagt er. Wacker wolle für die Zukunft gestalten und strebe eine klimaangepasste Planung an.

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Viele Ideen hat es auch für eine Überführung über die Gleise gegeben, auch dazu gab es 2017 einen Ideenwettbewerb. Dieser Ansatz ist sowohl beim Projektverantwortlichen Patrick Wacker, als auch bei OB Gröger und Dezernatsleiterin Angelique Augenstein, nach wie vor aktuell. „Eine Brücke über die Gleise ist durchaus vorstellbar und gewollt“, so Gröger. Wo genau, das müsse man noch definieren. Die Kosten muss die Stadt tragen, finanziert werden solle solch eine Brücke beispielsweise durch Grundstücksverkäufe. Mit ein paar Millionen Euro Kosten müsste die Stadt für eine Brücke rechnen, so Gröger.

Parkraum-Nutzung wird analysiert

Aktuell prüfe die Stadtverwaltung auch das Parkverhalten in der Stadt, erklärt Augenstein. Man zähle und analysiere, welche Parkflächen in dem Areal wie stark genutzt werden. Anhand dessen könne man besser beurteilen, welche Art und Größe von Parkhaus man brauche und ob ein Standort reiche oder ob es zwei brauche.

Der Vertrag mit dem Projektleiter ist auf fünf Jahre befristet. Gröger schätzt, dass in diesem Zeitraum das MVZ und das Fahrrad- und Autoparkhaus gebaut und eröffnet sein werden und dass man für die übrigen Flächen Baurecht geschaffen habe. „Eine vollständige Entwicklung des Projektes dauert sicher zehn Jahre“, so Gröger.