Es wirkt wie ein anderes Leben. Damals, vor zwei Wochen, als man noch abends nach getaner Arbeit ausgehen konnte. Sich mit lieben Freunden in einem Restaurant treffen und bei einem guten Essen und Wein über Gott und die Welt quatschen. Oder das verdiente Feierabendbier in der Stammkneipe. Was waren das für Zeiten.

Früher war alles besser

Wie immer verklärt man das Vergangene, das liegt in der menschlichen Natur. Eltern kennen das, dass man sich nach dem kleinen Baby sehnt, wenn der Sprössling in die Schule kommt. Und man vergisst dabei all die schlaflosen Nächte, die man zu der Zeit hatte.

So kommen einem auch die Abende im Stammlokal im Rückblick als der Gipfel der kultivierten Unterhaltung vor. Nie hatte man mehr Spaß. Nie war man glücklicher. Was natürlich völliger Blödsinn ist. Auch diese Abende waren oft dröge, die Unterhaltung nicht immer angeregt. Aber immer noch besser als daheim rumsitzen.

Ein Wochenende ohne Pläne

So, nun sitzen wir alle daheim rum. Es ist Wochenende und wir können rein gar nichts machen. Familien werden mit den Kindern mal rausgehen. Aber wo kann man noch ordentlich Abstand halten, wenn alle diese Idee haben? Es wird ziemlich voll in den Wäldern und Parks. Und auf einmal geht auch jeder irgendwie Joggen.

Was waren das noch für herrliche Zeiten, als die meisten einfach ins Fitnessstudio sind und dem Rest der Welt ihren sportlichen Ehrgeiz nicht unter die Nase reiben mussten. Jetzt sieht man sie überall hecheln, während man selbst lieber nicht an die Isolations-Kilos denken mag. Eigentlich unverschämt, dieses Verhalten.

Träume von der Bar, Träume vom Sofa

Doch auch diese Tage gehen irgendwie rum. Und dann findet man sich abends auf dem Sofa und träumt den Zeiten hinterher, an denen man in irgendeiner Bar saß und sich hat überreden lassen, noch auf ein letztes Bier mitzugehen. Und während man dort also saß, müde von der Woche und von allem anderen, ertappte man sich dabei vom heimischen Sofa zu träumen.

Warum eigentlich nicht beides?

Doch zum Glück gibt es diverse technische Hilfsmittel, die beides irgendwie verbinden können. Sofa und Freunde treffen. Wenn man beruflich schon fast alles mit einer Videokonferenz besprechen kann, wieso nicht auch das Feierabendbier? Hat den Vorteil, dass man das Haus nicht verlassen muss, gleichzeitig kann man noch einer Art von gesellschaftlichem Leben nachgehen.

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Und wenn man dann genug hat, schiebt man einfach technische Probleme vor und beendet das Videogespräch. Wieso sind wir da eigentlich nicht schon viel früher drauf gekommen?

Die Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.