Sie soll die modernste Straße in der ganzen Stadt werden und dennoch wird sie die Nerven der Radolfzeller auch in den kommenden Monaten arg strapazieren: die Konstanzer Straße. Was für viele Anwohner und Händler entlang der stark frequentierten Straße ein Ärgernis ist, hält auch die Stadtverwaltung weiterhin ordentlich auf Trab.
Der Grund: Neben den umfassenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen an der Straße selbst, bringt auch die angekündigte Sperrung der Konstanzer Brücke zusätzliche Brisanz in den Radolfzeller Straßenverkehr. Und dennoch liege man bei den Arbeiten in und um die Konstanzer Straße voll im Zeitplan, wie Uwe Negraßus, Leiter des Tiefbauamtes, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik erklärte. Nach dem derzeitigen Stand werde das Ziel, am 30. November die Arbeiten in der Konstanzer Straße abgeschlossen zu haben, erreicht.

Laut städtischer Pressestelle laufen derzeit die Arbeiten im Bereich Nahkauf bis zum Libellenweg. Die Erneuerung der Wasserleitungen ist in diesem Abschnitt seit der vergangenen Woche abgeschlossen. Nun sind die Kanalerneuerungen an der Reihe. Bis zum 15. Oktober sollen diese Arbeiten beendet sein. Danach beginnt der Straßenbau. Mit einer Fertigstellung rechnet die Stadtverwaltung bis zum 15. November. Die Vorstellung der Vorentwurfsplanung für den dritten Bauabschnitt, von der Waldstraße bis zur Günther-Neurohr-Brücke, und dem vierten Bauabschnitt, von der Günther-Neurohr-Brücke bis zur Martinstraße einschließlich dem Knotenpunkt bei der Polizei, solle im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik am Mittwoch, 9. Dezember, vorgestellt werden.
Die Konstanzer Brücke folgt im Frühjahr
Die Sanierung der Konstanzer Brücke soll im Frühjahr 2020 starten. Wie die städtische Pressestelle auf Nachfrage erklärte, gehe damit auch die Sanierung der „Rampe“ von der Waldstraße bis zur Brücke einher. In der Stadtverwaltung rechnet man mit einer Bauzeit bis zum Sommer 2020. Parallel sollen die Entwurfsplanungen für den letzten Bauabschnitt vom Neurohrkreisverkehr bis zur Güttinger Straße in Angriff genommen werden. Besonders hart für die Verkehrsteilnehmer: Die Konstanzer Brücke wird für vier Monate voll gesperrt. „Eine halbseitige Sperrung ist aus technischer, zeitlicher und arbeitsablaufseitiger Sicht nicht möglich“, sagte Uwe Negraßus in der Ausschusssitzung.
Auf den Haselbrunnsteg kommt es an
Während der Sperrung der Konstanzer Brücke wird es wohl keine Behelfsbrücke für Fußgänger geben. Dies teilte Uwe Negraßus den Ausschussmitgliedern mit. Eine Behelfsbrücke hätte im Bereich Friedrichstraße zur Waldstraße realisiert werden können. Negraßus bezifferte die Kosten hierfür auf 75 000 bis 100 000 Euro. Diese Summe entspreche einer Nutzung der Behelfsbrücke während der viermonatigen Vollsperrung. „Die Behelfsbrücke wurde aus Kostengründen allerdings verworfen“, teilte die städtische Pressestelle mit. OB Martin Staab setzt hingegen auf eine andere Lösung: „Der Haselbrunnsteg muss dies auffangen können.“ Für Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der Freien Grünen Liste, sind die Kosten für die Behelfsbrücke zu unsicher. „Was machen wir, wenn die Arbeiten länger dauern?“, fragte er, obgleich er die Sperrung der Konstanzer Brücke als „erhebliche Einschränkung“ bezeichnete.
Das sagen die Schulen
Mit gemischten Gefühlen schaut Gabriele Wiedemann, Rektorin der Gerhard-Thielcke-Realschule, auf die Verkehrssituation in der Konstanzer Straße: „Im Moment ist positiv, dass durch die Inseln und die Tempovorgabe der Verkehr langsamer rollt. Trotzdem ist der Weg nicht ungefährlich“, sagt sie. Durch die parkenden Autos am Straßenrand und die ausparkenden Autos etwa bei den Bäckern, müssten die Schüler „höllisch aufpassen“.
Dass der Haselbrunnsteg von der Stadtverwaltung als Alternative ins Spiel gebracht wird, könne sie nicht nachvollziehen: „Meiner Meinung nach kann der Haselbrunnsteg dies nicht auffangen. An beiden Schulen gibt es rund 1500 Schüler, wenn die Hälfte mit dem Rad kommt, sind das Massen, die über die enge Brücke müssen.“ Hinzu kämen noch die Fußgänger. Zur Realschule gehe es nach der Brücke nur über die Markelfinger Straße. „Die Zufahrt auf das Schulgelände zwischen Sporthalle und Sportplatz ist wegen unserer Baustelle nicht möglich, alle unsere Schüler fahren also die Markelfinger Straße entlang. Jeden Morgen müssen Sie einen Hindernisparcours durchfahren“, so Wiedemann weiter.

Die Schulleiterin des Friedrich-Hecker-Gymnasium Ulrike Heller pflichtet ihrer Kollegin bei: „Im Frühjahr kommen viel mehr Schüler mit dem Rad. Unabhängig von der Anzahl ist der Haselbrunnsteg gerade bei Regen und Nässe sehr rutschig und damit gefährlich. Das ist ein Nadelöhr.“ Sie fordere zudem ein ausgefeiltes Konzept für den öffentlichen Nahverkehr. „Es ist wichtig, dass die Schulen frühzeitig wissen, wo die Busse halten werden“, betont sie.
So sieht es das DRK
Patrik Lauinger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Konstanz, sieht durch die Sperrung der Konstanzer Brücke Einschränkungen auf das Deutsche Rote Kreuz zukommen – wenn auch keine gravierenden. Laut seiner Einschätzung werde die Beeinträchtigung durch die Sperrung eine maximale Verspätung von einer Minute bei Einsatzfahrten nach sich ziehen.
Alternativen für Radfahrer
Radfahrer aus Böhringen und der Nordstadt können die Unterführung im Altbohl auf Höhe der Lettow-Vorbeck-Straße nutzen. Auch eine Möglichkeit: Durch die Bahnunterführung in der Schlesierstraße und dort über die Otto-Blesch-Straße zu den Schulen fahren. Radler von der Mettnau kommend können durch de Unterführung beim Libellenweg.
Weniger Parkplätze
Wie in der Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik beschlossen, wird es im Bereich der Konstanzer Straße weniger Parklücken geben, als bisher geplant. Denn die bisher geplanten Längsstreifen für parkende Autos wird es nach Beschluss des Gremiums nicht mehr geben. Zumindest auf der östlichen Seite der Konstanzer Straße. Aus Sicherheitsgründen, wie Manuel Jobi, Radverkehrsbeauftragter in der Stadtverwaltung, erklärte.