Wenn es noch einen in den Sitzungen des Gemeinderats Radolfzell gibt, der an die Umsetzung eines neuen Seezugangs durch die Stadt glaubt, dann ist es der Leiter des Baudezernats Thomas Nöken. Er alleine entwickelt bei diesem Thema Temperatur und wirbt leidenschaftlich für Beschlüsse, um den Planungsprozess in Gang zu halten. Doch er ist ein weiteres Mal gescheitert. Der Tagesordnungspunkt Entwurf eines Planungsvertrags und die Ermächtigung zur Verhandlung mit der Deutschen Bahn für ein neues Empfangsgebäude hat der Gemeinderat vertagt. Mit 13 Ja-Stimmen und elf Nein-Stimmen ist der Antrag der Freien Grünen Liste angenommen worden.
Das verzweifelte Rufen und Wehren von Nöken gegen den Antrag auf Vertagung ist nicht erhört worden: „So kommen wir nicht weiter, dann ruht das Projekt.“ Es sei zwingend vorgeschrieben, dass sich die Stadt mit der Bahn über die Modalitäten eines solchen Bauwerks einige. Doch eben, die Infrastrukturmaßnahme „Abbruch des westlichen Teils des Empfangsgebäudes mit Ersatzneubau im Bereich des verbleibenden östlichen Empfangsgebäudeteils des Bahnhofs Radolfzell“ dient einem neuen Seezugang.
Weniger Chancen im neuen Gemeinderat
Dessen Chancen sinken. Weil durch die Verzögerungen auch von Seiten der Verwaltung wie der Auslobung eines Brückenwettbewerbs die erwartbaren Kosten für eine neue Unterführung am Bahnhof deutlich gestiegen sein dürften. Weil im neuen Gemeinderat sieben Stadträte der Freien Grünen Liste eine Stimme mehr gegen dieses Projekt bedeuten. Für Seetorquerungs-Befürworter Norbert Lumbe (SPD) hatte der Beschlussvorschlag auf Vertagung den Charme eines Gradmessers: „Weil er erste Hinweise ergeben kann, wie der neue Gemeinderat zur Seetorquerung steht.“
Diese Hinweise sind eindeutig. Mit Christof Stadler (CDU) und Anja Matuszak (FGL) fehlten zwei potenzielle Gegner und mit Josef Klett (Freie Wähler) nur einer aus dem Lager der Befürworter. Susann Göhler-Krekosch und Derya Yildirim (SPD) haben zum zweiten Mal mit den Gegnern für eine Vertagung gestimmt. Für die Vertagung waren auch sechs FGL- und alle drei FDP-Stadträte.