Stella Reinartz

Ältere Menschen sind besonders von den Gefahren des Coronavirus betroffen. Dennoch raten die Leiter der drei Radolfzeller Pflegeheime Heilig-Geist, Pro Seniore und Waldblick zur Zurückhaltung. Man solle mit der gebotenen Vorsicht und einem Stück an Gelassenheit anstatt mit Panikmache an dieses Thema herangehen.

Gelassenheit in Heilig Geist

Markus Bonserio, Leiter des städtischen Hospitals zum Heiligen Geist, empfiehlt: „Das Wichtigste ist, so viel Normalität wie möglich zu wahren.“ Er nahm diese Woche bei einer Lagebesprechung zum Coronavirus im Rathaus teil, um sich über das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Keiner der Bewohner mache sich bisher große Sorgen, berichtet Bonserio. Ihm habe eine Bewohnerin gesagt, dass sie den Zweiten Weltkrieg überlebt habe, da überlebe sie das auch noch. Die Bewohner im Heilig Geist würden nach wie vor Wochenmarkt und Kirche besuchen, nur das Frühlingsfest im Haus habe man mittlerweile abgesagt.

Informationsbrief an Angehörige

Das Pflegeheim habe in einem Informationsbrief die Angehörigen auf die gängigen Hygieneregeln aufmerksam gemacht. „Natürlich setzen wir die Vorsichtsmaßnahmen um, so stehen mehr Desinfektionsmittel bei den Eingängen“, berichtet Bonserio. Allerdings habe er ein Problem mit der Nachbestellung der Desinfektionsmittel: „Manchmal bekomme ich nicht einmal mehr einen Ansprechpartner ans Telefon.“

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Samin Mehrens von der Residenzleitung des Pro Seniore hat nach dem Ausbruch des Coronavirus den Kontakt zu den Angehörigen der Pflegeheimbewohner gesucht. Er habe darum geworben, dass sie von Besuchen im Pflegeheim absehen: „Es geht schließlich um den Schutz der Bewohner.“ Es gebe Überlegungen, das Haus für Besucher ganz zu schließen. „Wäre die Residenz von einem Fall betroffen, wäre das eine kleine Katastrophe“, sagt Samin Mehrens. Das Pro Seniore habe bereits einige Vorsorgemaßnahmen getroffen. Es gebe geregelte Besuchszeiten. In einem Fragebogen sollen Besucher erklären, ob sie sich in Risikogebieten aufgehalten haben oder ob man auf großen Veranstaltungen gewesen sei. Besucher sollten ein bis zwei Meter Abstand zu Bewohnern halten. „Wir bitten Besucher auch, die Schuhdesinfektion am Eingang zu benutzen“, sagt Mehrens. Die Lieferung von Desinfektionsmittel könnte besser sein. Doch seine Residenz sei für den Ernstfall vorbereitet. Die nötigen Schutzkleidungen und Mittel seien vorhanden und gut verschlossen. Samin Mehrens bleibt optimistisch, dass die kommenden Monate wärmer werden und sich das Virus deshalb nicht so leicht verbreiten würde.

Immer noch mit dem Rollator zum Einkauf

Die Bewohner im Pro Seniore würden die Informationen rund um das Coronavirus wahrnehmen. „Sie bleiben aber ziemlich gelassen“, berichtet der Residenzleiter. Viele würden sich davon nicht beeindrucken lassen und würden mit dem Rollator ihren Einkauf erledigen. Jeder der Bewohner würde versuchen, selbst Vorkehrungen zu treffen. Vor dem Essen würden sich doch mal Schlangen vor den Desinfektionsmitteln bilden und die Zahl der Spaziergänge sei merkbar zurückgegangen. Auch für die Mitarbeiter im Pro Seniore gibt es Empfehlungen. So sollen sie sich erst einmal von Menschenmengen fern halten. Das werde auch bereitwillig verfolgt, berichtet Samin Mehrens: „Es geht hier um den Eigenschutz selbst und den ihrer Schutzbefohlenen.“

Keine Zugfahrt nach Radolfzell mehr

Heimleiterin Edith Klup des Pflegeheims Waldblick in Stahringen griff schon vor zwei Wochen in den Regelbetrieb ein: Die Bewohner dürften sich seitdem nicht mehr in den Zug nach Radolfzell oder Konstanz setzen. „Sie verlassen das Haus nur noch für einen kleinen Spaziergang“, sagt Edith Klup. Die Bewohner würden wissen, dass sie niemanden die Hand geben sollen.

Sonst habe sich im täglichen Ablauf im Pflegeheim Waldblick nichts Gravierendes geändert. „Das Hygienekonzept ist bei uns schon immer eingehalten worden“, bemerkt Heimleiterin Klup. Das Heim habe einen guten Vorrat an Desinfektionsmitteln angelegt und „ich bestelle ohnehin immer größere Mengen. Jetzt sei ihr aufgefallen, dass die Lieferung für die Flächendesinfektionsmittel drei Wochen anstatt zwei Tage brauche. Die Heimbewohner seien mit ihren Angehörigen vermehrt telefonisch in Kontakt. „Das ist der Versuch, weniger externe Leute im Haus zu haben“, beschreibt Edith Klup eine weitere Vorsichtsmaßnahme.