Der Kabarett-Winter steht seit vielen Jahrzehnten fest im Veranstaltungskalender der Stadt Radolfzell und hat bereits zahlreiche Comedians nach Radolfzell gebracht. Doch nun steht eine Veränderung an: Der Veranstalter MCD Sportmarketing, der den Kabarett-Winter 2019 übernommen hat, wird die Veranstaltungsreihe künftig nicht mehr fortführen.

Wie Geschäftsführer Wolfgang Frey berichtet, rentiere sich die Ausrichtung aus wirtschaftlicher Sicht für sein Unternehmen nicht – auch, wenn die Besucherzahlen nach der Corona-Pandemie wieder auf ein gutes Niveau angestiegen seien.

„Wirtschaftlich nicht darstellbar“

Zum einen seien im Milchwerk in der Vergangenheit die Gebühren erhöht worden. Dafür habe er auch Verständnis, sagt Wolfgang Frey: „Ich weiß, Energie, alles ist teurer geworden.“ Zum anderen müssten laut Vertrag im Rahmen des Kabarett-Winters aber vier Veranstaltungen im kleinen Saal des Milchwerks stattfinden, so Frey – allerdings rechne sich das für sein Unternehmen auch dann nicht, wenn der kleine Saal vollständig ausgebucht sei.

Verkauft werden könnten maximal rund 200 Karten, den Einnahmen stünden jedoch neben den Hallengebühren unter anderem auch Kosten für Technik, die Künstler, GEMA, Catering und Hotels gegenüber. „Und es gibt ja auch Künstler, bei denen man nicht alle Karten verkauft“, gibt Wolfgang Frey zu bedenken. Hinzu komme, dass der Kabarett-Winter etwa mit Veranstaltungen in der Gems in Singen konkurriere.

Dass der kleine Saal für den Kabarett-Winter genutzt wird, sei durchaus sinnvoll, so Frey. Schließlich erweise sich ein Auftritt dort ja auch für manche Künstler als Sprungbrett. Dennoch sei der Kabarett-Winter für sein Unternehmen „wirtschaftlich nicht darstellbar“, der Zuschuss, den er von der Stadt erhalte, reiche nicht aus.

Kabarett soll es weiter geben

MCD Sportmarketing führt die Veranstaltungsreihe daher künftig nicht mehr fort. Kabarettveranstaltungen wolle er aber weiterhin gerne in Radolfzell anbieten, sagt Frey – nur eben nicht mehr im bisherigen Rahmen und auch nur noch im großen Saal. Denn das Radolfzeller Publikum habe er als interessiert und lebendig erlebt.

Zwar habe die Corona-Pandemie auch dieser Veranstaltung „sehr zugesetzt“, so Frey. Geplante Auftritte mussten abgesagt werden, als sie wieder stattfinden konnten, waren sie nur unter Pandemie-Bedingungen, also etwa mit Abstand und Maskenpflicht, möglich. „Und im ersten Jahr nach Corona waren die Zahlen ebenfalls sehr schlecht“, erinnert sich Frey, Zuschauer seien zum Teil noch vorsichtig gewesen oder hätten Angst vor Ansteckungen gehabt. In diesem Jahr allerdings habe der Kabarett-Winter die Corona-Auswirkungen hinter sich lassen können, die Besucherzahlen seien wieder auf das Niveau angestiegen, das schon vor der Pandemie geherrscht habe. Diesen Eindruck hätten auch die Künstler bestätigt.

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„Deshalb ist es auch wichtig, das weiterzumachen“, spricht sich Wolfgang Frey für eine Fortführung des Kabarett-Winters auch ohne sein Unternehmen aus. Der Kabarett-Winter habe in Radolfzell eine „großartige Tradition“ und auch künftig seine Berechtigung in der Stadt.

Konzept wird evaluiert

Das bestätigen auch Erik Hörenberg, Fachbereichsleiter Kultur bei der Stadt, und Kulturbüroleiterin Christine Steiert. „Das ist eine erfolgreiche Reihe, sie gehört zu Radolfzell“, betont Erik Hörenberg. Der Kabarett-Winter solle darum auch künftig bestehen bleiben – müsse aber nun ein Jahr aussetzen. 2025 finde die Veranstaltungsreihe nicht statt, dafür kehre sie aber 2026 zum 1200-jährigen Stadtjubiläum zurück.

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Die Stadt wolle das Konzept des Kabarett-Winters evaluieren. „Es gibt ja unterschiedliche Möglichkeiten, wie man so eine Veranstaltungsreihe machen kann“, erklärt Erik Hörenberg – etwa, was den Zeitraum angeht. Allerdings sei in diesem Jahr keine Kapazität da, um sich um den Kabarett-Winter zu kümmern, auch aufgrund von Vakanzen, weshalb es zu einer Aussetzung der Reihe komme: „Wir nehmen uns die dafür erforderliche Zeit, die aktuell nicht da ist.“ Offen sei derzeit noch, ob ein neuer Kooperationspartner die Veranstaltungsreihe übernehme, oder ob die Stadt sie gegebenenfalls auch selbst organisiere.