Sein Markenzeichen war die schwarze Tasche mit dem Ampelmännchen drauf. Darin bewahrte Heinz Küster sorgfältig die Unterlagen auf, die er gebraucht hat, während er mit den anderen Mitgliedern des Bürgerforums Bauen Radolfzell im Zuschauerraum des Gemeinderates saß. Politische Prozesse in der Stadt nicht nur beobachten, sondern auch aktiv mitgestalten, das war sein großes Anliegen und die Aufgabe, die er sich für seine Rente gegeben hatte.
Gefallen wollte Heinz Küster nicht, politisches Kalkül lag ihm fern. Seine Sprache waren die Fakten, mit denen er stets argumentierte. Deswegen kam er nie unvorbereitet in die Sitzungen, recherchierte intensiv über Themen, die ihm wichtig waren.
Einsatz für die darauffolgenden Generationen
Anfang Januar ist Heinz Küster im Alter von 74 Jahren überraschend gestorben. Er hinterlässt seine langjährige Lebenspartnerin Gerti Rothenbacher sowie deren Familie mit Enkeln und Urenkeln, für die er die Vater-, Großvater- und Urgroßvaterrolle eingenommen hatte. Eine lebenswerte Stadt gestalten für die folgenden Generationen, das war Küsters Antrieb.
Geboren wurde Heinz Küster als ältestes von vier Kindern in Landau in der Pfalz. In seiner Jugend begeisterte ihn vor allem das Geräteturnen, an zahlreichen Wettkämpfen und Meisterschaften des Turnerbundes hatte er erfolgreich teilgenommen. Und auch sonst prägte Sport seine Freizeit: Das Radfahren war eine Leidenschaft. Mit seinem Cousin Josef radelte er Mitte der 1960er-Jahre sogar bis nach London, wie sein Bruder Manfred berichtet.
Stationen in Aschaffenburg und Asien
Nach einer Ausbildung zum Kaufmann und dem damals noch verpflichtenden Wehrdienst schlug Heinz Küster eine Karriere als Einkäufer für große Kaufhäuser für Sport- und Spielwaren ein. Hier führten ihn berufliche Stationen nach Aschaffenburg, Villingen Schwenningen, aber auch Hongkong. Und zuletzt nach Radolfzell. Seine Arbeitsweise war stets geprägt von Sorgfalt und Fleiß.
Nach dem Ende seiner beruflichen Laufbahn konnte er diese Fähigkeiten zum Wohle der Stadt einbringen. Gleichgesinnte fand Heinz Küster in Radolfzell beim Bürgerforum Bauen. Gemeinsam mit anderen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, vor allem aber mit Peter Schubkegel, mit dem ihm eine Freundschaft verband, trat er für eine nachhaltige Baupolitik ein.
Viele Projekte hat er aktiv begleitet
Er setzte sich unter anderem für den Erhalt des Biotops Streuhaus ein, begleitete den Prozess der Seetorquerung, wollte mehr Grünflächen in der Stadt schaffen und erhalten und hinterfragte Bauprojekte kritisch. Im Inklusionsrat trat er für mehr Barrierefreiheit in der Innenstadt ein. Küsters Sorgfalt und Eifer ließen ihn bis nachts am Schreibtisch verharren. Wichtige Zahlen hatte er stets parat: „Wir nannten ihn scherzhaft das Google von Radolfzell“, sagt Peter Schubkegel.
Für das Engagement wurde das Bürgerforum Bauen im Jahr 2021 mit dem SPD-Bürgerpreis ausgezeichnet. SPD-Fraktionssprecher Norbert Lumbe sah in Küster nicht nur Kritiker, sondern Partner: „Heinz Küster war ein kritischer und umfassend interessierter Begleiter des Gemeinderats, ein engagierter Bürger, der bereit war, sich verantwortungsvoll am Gemeinwohl aktiv zu beteiligen. Er wird uns fehlen.“