Die Plakate formulierten die Forderungen der Demonstranten eindeutig: „Kein Gewerbe im Biotop“, „Hände weg vom Seeufer“, „Rettet das Streuhau“ und „Stoppt den Bauwahnsinn in Radolfzell“. Rund 130 Menschen folgten am Samstag dem Aufruf von Vital Earth zu einer Kundgebung am Seetorplatz zum Erhalt des Streuhaus und gegen den Bau eines dort geplanten Feriendorfs.
Petition gegen das Hotel hat 3000 Unterschriften
Die Demonstrationsroute im Anschluss an die Kundgebung verlief durch die Kernstadt, die Bahnunterführung hindurch zum Seeufer und zu einem Diskussionsforum vor dem Herzenbad. „Wir wollen mit der Demonstration in Frage stellen, ob im Streuhau und im Herzenbad gebaut werden soll und ob das Hotelprojekt Sinn macht“, leitete Versammlungsleiter Geronimo Frick zu den Redebeiträgen von Vertretern des BUND und der Deutschen Umwelthilfe ein. Eine Online-Petition zählt aktuell über 3000 Unterschriften.
Thomas Giesinger (BUND) nahm Bezug auf die Geschichte der Hotelplanung, die bis ins Jahr 2005 zurückreicht. Er bemängelte das damalige Fehlen einer Bedarfsanalyse sowie eine qualifizierte Standortsuche für das Projekt. Giesinger sieht mit zusätzlichen Bauten Folgeprobleme beim Hochwasser, beim Abwasser und bei Altlasten aus Zeiten französischer Besatzung aufkommen. Er kritisierte zudem die Verwirklichung von 90 Bauprojekten innerhalb der Jahre 2015 bis 2025, die Flächen von 100 Hektar einnehmen würden. Innerhalb einer Dekade sei noch nie so viel Fläche verbraucht worden, so Giesinger.
Fehlentwicklung im Radolfzeller Rathaus
Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe sprach von einer Fehlentwicklung der Radolfzeller Bautätigkeit auf Kosten der Natur. Die Jugendbewegung „Friday for Futur“ habe auch die Naturschutzverbände wachgerüttelt. Resch sieht den Titel der „Umwelthauptstadt“ gefährdet und vermisst eine Verwaltung, die stolz auf den seit den 1960er Jahren etablierten Natur- und Umweltschutz war. Seit zwei Bürgermeister-Amtsperioden sei das Umweltamt verkleinert und zerschlagen worden. Resch bemerkt eine Verzwergung des Umwelt- und Naturschutzes.