So idyllisch die Natur im Radolfzeller Aachried und dem Streuhau in diesen Tagen in der Herbstsonne erscheint, politisch kehrt keine Ruhe ins Biotop ein. Oberbürgermeisterkandidat Simon Gröger hat sich weiter in den Streitfall Streuhau eingearbeitet und eine weitere Runde mit Investor Bernd Schuler, den Umweltverbänden Nabu und BUND sowie dem Bürgerforum Bauen gedreht.
Grögers Vorschlag vertritt auch die Interessen des Investors
Mit einem neuen Vorschlag, wie alle Interessen durchgesetzt werden könnten. Dass das von Bora-Besitzer Bernd Schuler geplante Hotel komplett aus dem Streuhau herausgenommen werden soll, ist bereits im Gemeinderat vorgestellt worden. Die Hotelerweiterung soll östlich des bereits bestehenden Hotels errichtet werden. Das Feriendorf, etwa 40 Chalets, hingegen sollte im Streuhau bleiben. Diese Variante wurde auch von Teilen des Gemeinderates als „verträgliche Planung“ eingestuft.
OB-Kandidat Gröger hatte sich schon vor einiger Zeit komplett gegen eine Bebauung in dem Biotop ausgesprochen. Nun hat er einen Vorschlag eingebracht, wie Bernd Schuler dennoch Ferienhäuser im Herzengelände bauen könnte. Gegenüber dem bestehenden Hotel über der Straße in dem kleinen Wäldchen soll das neue Hotel errichtet werden. Auf der Wiese daneben, zwischen dem neuen Hotel und Skateplatz, nördlich vom Vereinsgelände des Wassersportclubs Wäschbruck, schlagen Gröger und die Umweltverbände nun vor, das Feriendorf zu realisieren. Streuhau und Bodenseereiter sollen langfristig erhalten und unter Landschaftsschutz gestellt werden, so der Vorschlag.
Umweltverbände sprechen von einem „Meilenstein“
„Die Naturschutzverbände Nabu und BUND bezeichnen diese Bebauungsvariante als Meilenstein zur naturschutzrechtlichen Sicherung der Flächen zwischen Bora-Hotel und dem bedeutenden Naturschutzgebiet Radolfzeller Aachried“, schreibt Simon Gröger in einer Pressemitteilung. Die mit dem neuen Planungskonzept verbundene Bebauung des kleinen Waldbereichs für die Hotel-Erweiterung werde als vertretbar eingeschätzt, da es sich zwar zum Teil um ein geschütztes Biotop, aber um einen sogenannten Sekundärwald handle, so Gröger.
OB-Kandidat Gröger freut sich, dass seinem Vorschlag „alle Beteiligte(n) mit großem Einvernehmen und Überzeugung zugestimmt“ hätten. Investor Bernd Schuler sieht das etwas pragmatischer. „Wenn das die einzige Option bleibt, um die Hotelerweiterung zu realisieren, dann nehme ich die auch an“, sagt Schuler auf Nachfrage des SÜDKURIER. Das Gespräch mit Gröger habe er als recht konstruktiv empfunden.
Ihm sei wichtig, seinen bereits bestehenden Betrieb zu erweitern. Der Flächennutzungsplan habe bisher eine Erweiterung im Streuhau zugelassen, also habe er auch so geplant, erklärt Schuler. Wenn dies nicht mehr möglich sein sollte, weil das Areal unter Landschaftsschutz gestellt werde, sei das Gelände östlich seines Hotels für ihn auch eine Option für das Feriendorf.
Im Norden soll ein Parkhaus mit Unterkünften für die Bora-Mitarbeiter entstehen
Im Norden soll auf dem bestehenden Parkplatz hinter dem kleinen Waldstück ein Parkhaus mit Wohnbebauung realisiert werden. „Wir brauchen dringend Unterkünfte für Mitarbeiter“, sagt Investor Bernd Schuler. Es sei ohnehin schon schwierig, nach dem langen Lockdown Personal für das Hotel oder die Gastronomie zu finden. Ohne bereitstehenden Wohnraum sei dies langfristig fast unmöglich. Außerdem benötige das Hotel zusätzliche Abstellfläche für Fahrräder und weiteres Sportequipment für die Hotelgäste.
Simon Gröger hatte die Bebauung des Streuhaus auch im Hinblick auf den Aspekt des Hochwasserschutzes abgelehnt. Als nächsten Schritt müsse man das Gespräch mit den anliegenden Vereinen suchen. In direkter Nachbarschaft hat nicht nur der Wassersportclub Wäschbruck sein Vereinsgelände, auch Naturfreundehaus, Anglerheim, Surf-Club und Kanu-Club liegen in dem Areal. Im Nordosten grenzt das Lokal Tanke – Haus am See, im Osten der Skateplatz an das überplante Grundstück.