Knapp drei Wochen nach der Eröffnung der neuen Kita Nezfeldwies in Böhringen mit 35 Plätzen kündigt sich bei der Kinderbetreuung in Radolfzells größtem Ortsteil weitere Dynamik an. Schneller als ursprünglich vorgesehen soll das vor drei Jahren in Betrieb genommene städtische Kinderhaus an der Freiherr-vom-Stein-Straße einen Anbau erhalten, um schon zum Herbst 2024 für zwei weitere Kindergartengruppen Platz zu schaffen.
Der Baubeschluss steht am kommenden Dienstag, 28. November, auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Zuvor war die Erweiterung Thema im Ortschaftsrat, wo man sich über die Pläne der Stadt, den Anbau des Böhringer Kinderhauses der ursprünglich priorisierten Aufstockung der „Entdeckerkiste“ in der Kernstadt vorzuziehen, freute und alle Mitglieder dem Beschlussvorschlag zustimmten.
Warum wird das Kinderhaus vorgezogen?
Für den Tausch der beiden Kita-Baumaßnahmen führt die Verwaltung mehrere Gründe an. Zum einen nennt sie finanzielle Engpässe. „Das hängt auch mit der Anschlussunterbringung für Geflüchtete zusammen“, machte Gerhard Schöpperle vom Dezernat Umwelt, Planen und Bauen deutlich.
Die Kosten für die bauliche Umsetzung der Entdeckerkiste werden auf 4 Millionen Euro geschätzt, die Kosten für den Anbau an das städtische Kinderhaus in Böhringen hingegen auf 2 Millionen Euro. „Der Tausch ist sinnvoll, um das Investitionsprogramm für notwendige, bauliche Pflichtaufgabe-Maßnahmen zu entlasten“, heißt es in der Sitzungsvorlage.
185 fehlende Kita-Plätze im September
Zusätzlich zum geringeren Kostenaufwand und weniger Personalaufwand im Fachbereich Hochbau bekräftigt die Verwaltung auch, dass durch den Tausch dringend notwendige Kinderbetreuungsplätze schneller geschaffen werden können – in Böhringen bis Herbst 2024, bei Aufstockung der Entdeckerkiste erst Ende 2026.
Und der Handlungsbedarf ist groß. Obwohl seit 2019 insgesamt 220 Kita-Plätze geschaffen worden seien, gebe es fehlende Plätze. Im September konnten 70 Kinder über drei Jahren und 115 Kinder unter drei Jahren nicht bedient werden, wie Bürgermeisterin Monika Laule beim jüngsten Lagebericht im Gemeinderat informierte.
Architekt nennt Zeitplan sportlich
Da schon bei der Entwurfsplanung für den Neubau der dreigruppig konzipierten Einrichtung darauf geachtet wurde, Erweiterungsmöglichkeiten für zwei Gruppen vorzusehen, ist der Anbau im laufenden Betrieb möglich. Architekt Gerhard Maier vom Architekturbüro Bauraum aus Konstanz bezeichnete den Bau bis Herbst 2024 „sportlich, aber machbar.“ Die Erweiterung sei im nördlichen Bereich möglich. So werde das Kinderhaus zum Spielplatz „Hübschäcker“ hin abgeschirmt.
Durch die Anordnung des Erweiterungsbaus, der in eingeschossiger Holzbauweise und im Passivhaus-Standard erfolge, können die Kinder während des Baus die Außenanlagen im östlichen Bereich uneingeschränkt nutzen. Der Anbau soll dann künftig 24 Kindern Platz bieten und Möglichkeiten eröffnen, den Kindergarten auch als Krippe nutzen zu können.