Obwohl seit 2019 insgesamt 220 Kita-Plätze für Kinder unter und über drei Jahren geschaffen wurden, gibt es immer noch einen Mangel an Plätzen- viele Anfragen können nicht bedient werden. Über die Ungewissheit der unzureichenden Plätze sprach OB Simon Gröger bereits jüngst im zweiten Teil des Sommerinterviews mit dem SÜDKURIER. Kürzlich wurden nun in der Gemeinderatssitzung der Stadt über die Kita-Baumaßnahmen informiert. Warum kommt es zu Verspätungen der Umsetzungen und welche Projekte werden priorisiert?

Standortmöglichkeiten für Kitas

In den Jahren 2019 und 2020 hat der Gemeinderat die Umsetzung mehrerer Baumaßnahmen für Kitas beschlossen. Gründe dafür seien die Bevölkerungsvorausrechnung und die Veränderung der Elternbedarfe gewesen. In diesem Zuge seien die genannten 220 Kita-Plätze geschaffen worden. Aber trotz allem fehlten zu Beginn des Septembers für 70 Kinder im Ü3-Bereich und für 115 Kinder im U3-Bereich Plätze.

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Das Dezernat Kultur, Bildung, Bürgerdienste, Sicherheit (KBBS) zählt unter anderem die Verdichtung der Baugebiete und die hohe planerische (Nach-)Verdichtung bei geplanten Neubaugebieten wie im Markelfinger Neubaugebiet „Im Tal“ als maßgebliche Faktoren auf. Zudem trage der seit 2021 deutlich steigende Zuzug von Geflüchteten mit Kindern aus der Ukraine und anderen Herkunftsländern zu den fehlenden Plätzen bei.

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Als neue Standortmöglichkeiten seien eine Aufstockung der Entdeckerkiste, ein Anbau an die städtische Kita in Böhringen und im Bereich der Sonnenreinschule, an der Ecke Strandbadstraße und an der Hebelstraße in Holzmodulbauweise vorgeschlagen. Bei der Planung der Baumaßnahmen trifft die Stadt jedoch auf Probleme.

Wieso ist das Einhalten des Zeitplans nicht möglich?

Der Plan für die Sonnenrainschule sei gewesen, den Kinderzeit-Neubau um ein Stockwerk zu ergänzen. Bei weiterer Prüfung habe sich dies aber als nicht realisierbar erwiesen. Laut Sitzungsvorlage würde die dauerhafte bauliche Nutzung des Grundstücks in der Hebelstraße kritisch gesehen und weitere Planungen sowie Umsetzungen auf die Jahre 2026/2027 verlagert. Grund für die Kritik sei, dass das Grundstück ein wichtiger Grünbereich unter dem Aspekt Klima-Anpassung darstelle.

Auch die bauliche Umsetzung der Entdeckerkiste, die für 2024/2025 vorgesehen war wurde zurückgestellt. So sei bei interner Planung nun ein Bauende für 2026 und ein Umzug für den Sommer 2027 vorgesehen, wie im Gemeinderat informiert wurde. Bei den Kosten für das Projekt sei von etwa vier Millionen Euro auszugehen.

Finanzielle Engpässe haben Folgen

Die Kosten für den extern geplanten Anbau von zwei Gruppen an die städtische Kita in Böhringen schätzt die Stadt dabei auf zwei Millionen Euro. Zusätzlich zu dem geringeren Kostenaufwand könne der Anbau in Böhringen bereits 2024 realisiert werden. Aus diesen Gründen gebe es die Überlegung, zuerst den Anbau an der Böhringer Kita umzusetzen und die Aufstockung der Entdeckerkiste, die mit höchster Priorität gelistet ist, zurückzustellen.

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Nach Angaben der Stadt sei es zu finanziellen Engpässen gekommen, weshalb der Tausch in Betracht gezogen wurde. Engpässe seien unter anderem durch kostenintensive bauliche Maßnahmen für die Anschlussunterbringung Geflüchteter aus der Ukraine zustande gekommen. Dies habe Einfluss auf das Investitionsprogramm 2024/2025 und den Personaleinsatz im Fachbereich Hochbau und Gebäudemanagement gehabt. In diesem Zusammenhang sei ein Tausch der Baumaßnahmen von Vorteil für den Personaleinsatz – und würde auch das Investitionsprogramm in 2024/2025 entlasten.

Bürgermeisterin Monika Laule erklärt, dass es durch die Verdichtung zu Problemen kommt, dem Kita-Bau nachzukommen.
Bürgermeisterin Monika Laule erklärt, dass es durch die Verdichtung zu Problemen kommt, dem Kita-Bau nachzukommen. | Bild: Jarausch, Gerald

Aufschub trifft auf Unverständnis

Diese Überlegung traf jedoch nicht nur auf Zustimmung auf Seiten des Gemeinderats. So wurden Bedenken geäußert, dass es zu einer zusätzlichen Belastung des Ergebnishaushaltes kommen würde. Zusätzliche Ideen, die in den Raum geworfen wurden, waren die Möglichkeit von Betriebskindergärten, wie es sie früher bei Schiesser gab, oder die Wiederbenutzung des alten Standorts des Kindergartens St. Ursula.

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Besonders hinsichtlich der Holzmodulbauweise in der Ecke Strandbadstraße äußerte Siegfried Lehmann (FGL) seinen Unmut. „Ich möchte unsere Kinder nicht für 20 Jahre in Containern sehen“, beanstandet er. Auch Martina Gleich (CDU) äußerte sich diesbezüglich und erklärte, dass sich die Entwicklungen der Kindergärten auch in den Schulen abzeichnen würde. Auch für sie sei die Modullösung nur in Notsituationen einzusetzen und auf keinen Fall für 20 Jahre anzusetzen.

Das weitere Vorgehen der Stadt ist es nun, im Oktober einen Beschluss über den Tausch der Kita-Bauprojekte Entdeckerkiste und Kita Böhringen im Gemeinderat zu fassen. Zudemsoll eine Aktualisierung der Bevölkerungsvorausrechnung und der Kita-Bedarfsplanung, ein Gremienbeschluss zur weiteren Ausbauplanung und eine Konkretisierung der Standortprüfung erfolgen.