Wer in Radolfzell als Mieter ein Balkonkraftwerk anschafft oder als Hausbesitzer sein Dach mit Photovoltaik-Anlagen füllt, kann künftig noch mehr davon profitieren. Denn die Stadt hat ein entsprechendes Förderprogramm dazu verlängert und mit mehr Geld ausgestattet.
Mit dem im Rahmen der PV-Strategie von ‚100 Dächer‘ in ‚Sonnige Zukunft‘ umbenannten Programm förderte die Stadt seit vergangenem Juni vor allem Radolfzeller, die sich ein Balkonkraftwerk zulegten. Dies sei sehr gut angenommen worden, berichtete Angelique Augenstein, Leiterin des Baudezernats, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik.
Bereits 30 Anträge in diesem Jahr
So seien 2023 insgesamt 96 Anträge eingegangen, von denen die Stadt 89 bewilligt habe. Auch in diesem Jahr sind laut Augenstein bereits 30 Anträge eingegangen. Bürger, die über die Zeller Karte verfügen, wurden dabei besonders unterstützt. „Diese Sozialkomponente kam besonders gut an“, berichtete Klimaschutzmanagerin Mona Kühn. Obwohl Besitzer der Karte nur 5 Prozent der Bevölkerung ausmachten, hätten sie etwa 20 Prozent der Anträge gestellt.
Zwar seien im vergangenen Jahr nur die Hälfte der verfügbaren Mittel ausgeschöpft worden. Allerdings sei das Programm eben auch nur das halbe Jahr gelaufen, begründete Kühn. Die Stadt wird die Fördermittel für dieses Jahr deshalb erhöhen. So hat die Stadt für dieses Jahr insgesamt 75.000 Euro für das Förderprogramm bereitgestellt, weshalb sie nun eine Erweiterung des Programm vorschlug. Auch für den Haushalt 2025 werden 75.000 Euro dafür vorgemerkt – vorbehaltlich einer erneuten Evaluierung des Programms im Herbst.
Erhöhung der Mittel um 25 Prozent und neue Prämie
In der Sitzung kam der Vorschlag bei allen Fraktionen so gut an, dass das Programm nicht nur fortgesetzt wird, sondern die bisherigen Beträge per Antrag kurzerhand um 25 Prozent erhöht wurden. So sollen private Haushalte und Mieter künftig 50 Prozent der Gesamtkosten von Balkonkraftmodulen – inklusive Halterung, Aufständerung und Stecker – erhalten. Die Obergrenze liegt nun bei 250 Euro pro Antrag. Besitzer der Zeller Karte können sogar 80 Prozent der Gesamtkosten bekommen, jedoch maximal einen Zuschuss von 500 Euro pro Antrag. Hierfür sei ein Nachweis der Zeller Karte erforderlich.
Neu hinzu kommt zudem die sogenannte „Dachvoll-Prämie“. So erhalten Radolfzeller für PV-Anlagen auf Dächern, die über die Deckung des Eigenbedarfs hinausgehen, künftig eine Prämie. Bezuschusst wird dabei jede volle Kilowatt-Peak – also die maximale Leistung unter Standardbedingungen – mit 250 Euro, die Obergrenze liegt bei 2500 Euro. Wer beispielsweise 4,6 Kilowatt-Peak zu viel produziert, erhält also 1000 Euro.
Keine Förderung mehr für Betriebe
Die bisher im Rahmen des Programms angebotene individuelle Beratung und Förderung für Gewerbetreibende durch die Energieagentur Konstanz wird hingegen gestrichen, da kein Bedarf dafür bestehe. „In den vergangenen beiden Jahren gab es dazu keinerlei Anfragen von Unternehmen“, berichtete Mona Kühn.
Dies sorgte für vereinzelte Kritik im Ausschuss. So forderte Walter Hiller (Freie Wähler), die Betriebe abzufragen, ob sie tatsächlich keinen Bedarf haben oder nur nicht informiert sind. Laut Klimaschutzmanagerin Kühn wüssten die Betriebe jedoch Bescheid. Allerdings habe es keinen Bedarf gegeben, da diese noch von anderen Programmen der Energieagentur Konstanz profitierten. Wenn diese auslaufen, könne die Stadt dies erneut prüfen.
Auch Siegfried Lehmann (FGL) wies darauf hin, dass es eine Strategie brauche, um Firmen zur Installation von PV-Anlagen auf ihren Dächern zu bewegen – auch unabhängig vom jetzigen Förderprogramm. Zudem sollten Mieterstrommodelle, mit denen in unmittelbarer Nähe eines Mietshauses erzeugter Strom allen Parteien zur Verfügung gestellt wird, in der Förderperiode ab 2025 aufgenommen werden.