Das neue Hygienekonzept vom Bund deutscher Blasmusikverbände (BDB), der Bundesvereinigung deutscher Musikverbände (BDMV) und dem Blasmusikverband Baden-Württemberg (BVBW) macht Blasmusikproben wieder möglich.

Marco Voigt, Vorsitzender des Musikvereins (MV) Öhningen, freut sich, dass sein Verein wieder aktiv werden kann: „Generell ist es positiv, dass wir wieder proben können.“ Er sei dankbar, dass der MV seine Probenarbeit in der Aula der Öhninger Schule wieder aufnehmen kann. „Es dürfen zwar nur getestete, geimpfte oder genesene Musiker zur Probe in der Aula kommen, trotzdem sind die Proben wichtig, damit die Motivation nicht noch weiter sinkt“, erklärt der Trompeter.

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Schon im vergangenen Sommer habe der Musikverein proben können, damals noch unter freiem Himmel: „Wir haben uns trotz des Mehraufwands in diesem Jahr für die Proben im Innenraum entschieden. Die Akustik ist einfach besser und wir sind nicht auf das Wetter angewiesen.“ Für den MV Öhningen sei das die sinnvollere Entscheidung gewesen.

Proben laufen besser als erwartet

Zur ersten Probe in diesem Jahr seien fast alle von den insgesamt 32 aktiven Musikern gekommen. „Ich habe eigentlich mit mehr Leuten gerechnet, die die Probe unter den geltenden Bestimmungen absagen.“ Dennoch gebe es einen Mitglieder-Schwund durch die Corona-Pause: „Insgesamt habe ich die Rückmeldung von fünf Musikern bekommen, dass sie nicht mehr dabei sein werden“, sagt der Vorsitzende. Gründe dafür gebe es viele. Zum Beispiel hätten sich die Mitglieder während der Pandemie daran gewöhnt, einen freien Abend zu haben und sich nicht noch mal aufraffen zu müssen, um in die Probe zu gehen.

„Ich habe eigentlich mit mehr Leuten gerechnet, die die Probe unter den geltenden Bestimmungen absagen.“ Marco Voigt, ...
„Ich habe eigentlich mit mehr Leuten gerechnet, die die Probe unter den geltenden Bestimmungen absagen.“ Marco Voigt, Vorsitzender des Musikvereins Öhningen. | Bild: Marco Voigt

Das erste Ziel von Marco Voigt in diesem Jahr sei das regelmäßige Proben. „Wir wollen den Musikern nicht zu viel auf einmal zumuten, sonst könnte der Umbruch aus dem Corona-Winterschlaf zu groß sein.“ Der zweite Schritt sei dann, Geburtstagsständchen nach und nach wieder möglich zu machen. Die Konzertvorbereitung für das Jahreskonzert im Januar plane der Vorstand vorerst ganz normal. Auf Änderungen müsse der Verein weiterhin spontan reagieren. „Vielleicht ergeben sich ja dann zusätzlich noch Platzkonzerte“, hofft der Öhninger.

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Der Musikverein Bankholzen probt seit dem 11. Juni im Freien. Stefanie Hepfer, Vorsitzende des Musikvereins, hält fest: „In unserer ersten Vorstandssitzung entscheiden wir dann, wie wir das Jahr weiter angehen wollen.“ In Corona-freien Jahren gebe es im Sommer immer die Konzert-Reihe „Musik am See“. Ob diese kleinen Promenadenkonzerte tatsächlich stattfinden können, sei noch ungewiss. „Trotzdem haben wir unseren Terminkalender bis jetzt mal so stehen gelassen“, sagt die Klarinettistin.

Für die Proben hätte die Gemeinde Moos dem Verein zwar Corona-Tests zur Verfügung gestellt, aber Hepfer finde die Lösung unter freiem Himmel für den Moment sinnvoller: „Wir haben von unseren Musikern die Rückmeldung bekommen, dass sie lieber draußen spielen würden, um sich die regelmäßigen Tests zu sparen.“ Bei einer Inzidenz unter 35 mache es im Sommer mehr Sinn an der frischen Luft zu spielen. „Teilweise haben wir sogar angrenzende Nachbarn applaudieren gehört.“ Die erste Probe sei besser gelaufen, als viele erwartet hätten.

„Teilweise haben wir sogar angrenzende Nachbarn applaudieren gehört.“ Stefanie Hepfer, Vorsitzende des Musikvereins Bankholzen.
„Teilweise haben wir sogar angrenzende Nachbarn applaudieren gehört.“ Stefanie Hepfer, Vorsitzende des Musikvereins Bankholzen. | Bild: Stefanie Hepfer

Finanziell sei der Musikverein Bankholzen gut weggekommen: „Es gab durch die Pause weniger Instrumentenreparaturen und wir haben das Dirigentenhonorar glücklicherweise anpassen können, sodass es für alle Beteiligten okay war.“ Zusätzlich sei sogar etwas Geld in die Vereinskasse geflossen. Immer wieder habe der Verein kleine Veranstaltungen angeboten.

So etwa die Schlachtplatte To-go, eine Altmaterialsammlung oder einen Lieferdienst für Wurstsalat. „Nicht zuletzt verdanken wir dem Blasmusikverband Hegau-Bodensee unseren aktuellen Kontostand“, so die Vorsitzende. Der Verband habe staatliche Hilfen während des ersten und zweiten Lockdowns an die Musikvereine weitergegeben.

Outdoorproben als Übergangslösung

Auch der Musikverein Liggeringen versucht, die Mitglieder mit Outdoorproben bei der Stange zu halten. Christian Weber, Vorsitzender des Vereins, blickt dennoch skeptisch in die Zukunft: „Die Situation ist für uns Musikvereine nicht einfach. Uns fehlt die Perspektive.“ Der Probenstart in diesem Jahr sei zwar ein guter Anfang, aber die zentrale Frage, wann Musikvereine wieder normal beisammen sitzen und musizieren dürfen, schwebe immer noch in den Sternen.

„Spätestens im Herbst wird es dann wieder schwierig, draußen zu proben“, erklärt der Schlagzeuger. Sobald die Sonne früher untergehe und die Temperaturen nachts wieder sinken, werde es unmöglich, nach der Arbeit draußen zu musizieren.

Deswegen herrsche Unsicherheit, ob es klappt, den Probenbetrieb das gesamte Jahr aufrecht zu erhalten. „Auch mit unseren Jahreskonzerten an Ostern, Pfingsten und Weihnachten planen wir momentan noch nicht.“ Bereits zwei aktive Musiker hätten wegen der Corona-Pandemie aufgehört. Immerhin sei der Online-Unterricht durch die Musikschule bei den Jungmusikern angenommen worden: „Mittlerweile haben sie glücklicherweise wieder Präsenz-Unterricht.

Ein guter Übergang war die digitale Variante auf jeden Fall.“ Trotzdem: Wenn die aktiven Musiker kein Ziel vor Augen hätten, gehe die Motivation verloren. Weber plädiert deswegen: „Wir brauchen die Normalität wieder zurück.“