Die Aktiven des Bürgerforums Bauen Radolfzell (BBR) machen keinen Hehl daraus, dass die Planung eines Feriendorfs und eines Hotels im Biotop Streuhau auf dem Herzengelände für sie ein Frevel ist: „Es kann nicht sein, dass eine Umweltstadt wie Radolfzell einen intakten Wald vernichtet“, sagt Karla Drechsler-Schubkegel. Ihr Mann Peter Schubkegel assistiert: „Wir sind entsetzt, dass so etwas überhaupt zur Disposition steht.“ Einen Tausch der Schutzgebiete mit dem Gelände des Bodenseereiters betrachten die Mitglieder des Forums skeptisch, sie wollen eine Aufwertung des gesamten Areals als Schutzgebiet. „Das Radolfzeller Aachried wird gerade durch den lauten Motorbootbetrieb des Wassersportzentrums sehr in Mitleidenschaft gezogen“, befindet Schubkegel.

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Die Vertreter des Bürgerforums Bauen, die ihre für alle offene Gruppe als Marktplatz der Meinungen verstehen, wollen aber nicht nur meckern, sie wollen eine Alternative für eine touristische Aufwertung des Herzengeländes aufzeigen. Peter Schubkegel hat nach einer Idee seiner Frau Karla im nördlichen und östlichen Bereich des Bora-Hotels eine mögliche Flächenaufteilung als alternative Planung aufgezeichnet.

Das gleiche Bauvolumen

In den verschiedenen Baufenstern (siehe Grafik) hat er Hotel, Tiefgarage, Restaurant, Parkhaus und als Kernstück eine Fläche für 60 Ferienwohnungen untergebracht. Das Gebiet ist im Flächennutzungsplan mit der Farbe Weiß für Fremdenverkehr, Erholung und Sport gekennzeichnet. „Ich habe mehr Bauvolumen untergebracht, als es für das Projekt im Streuhau geplant ist.“ Dennoch würde bei den Ferienwohnungen nur ein Fünftel der Grundfläche für die Bebauung beansprucht. „Mit einer terrassierten und zurückgenommen Überbauung sieht das nicht massiv aus“, glaubt Schubkegel. Er könne nicht sagen, wem die von ihm überplanten Flächen im Herzen gehören, das Bauforum habe kein „berechtigtes Interesse“ und damit kein Auskunftsrecht für das Grundbuch.

Bild 1: Bürgerforum will den Streuhau als Biotop retten
Bild: Kerstan, Stefanie

Dieser Vorschlag sei eine Reaktion auf das offensichtliche Bestreben in Gemeinderat und Verwaltung, eine neue touristische Einrichtung im Herzenareal zu schaffen. Das Projekt Feriendorf im Streuhau wird als Tagesordnungspunkt in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik erwartet. „Es ist nicht so, dass wir für ein Feriendorf brennen, aber wir stellen uns den Realitäten“, sagt Peter Schubkegel für das Bürgerforum Bauen. Zu diesen Tatsachen gehöre auch, dass das Bürgerforum im Laufe des Planungsverfahrens auf ihre Stellungnahmen – „über die Jahre sind es mittlerweile über 30“ – kaum Resonanz erfahren habe. Seine Kritik am Verfahren im Rathaus lautet: „In konspirativen Sitzungen werden die Pläne entwickelt und dann die Bürokratie abgefahren.“

Der Streuhau am Morgen: Der Wald am Ufer spiegelt sich im Zeller See, rechts sind die Umrisse des Radolfzeller Münsters zu erkennen.
Der Streuhau am Morgen: Der Wald am Ufer spiegelt sich im Zeller See, rechts sind die Umrisse des Radolfzeller Münsters zu erkennen. | Bild: Becker, Georg

Heinz Küster verweist auf die nach seiner Ansicht gefährdete Balance zwischen Natur und Tourismus: „Wir sehen doch, was die Mettnau für die Radolfzeller bedeutet.“ Da sei es doch nur konsequent, für das Biotop am westlichen Seeufer die Losung auszugeben: „Rettet das Streuhau!“ Die Stadt brauche einen gesellschaftlichen Waldkonsens: „Wir müssen die Waldflächen in einer Tabuzone erfassen und nicht abholzen, damit sie für die kommenden Generationen zur Verfügung stehen.“