Als der Circus Alessio am Montagmorgen gegen 8 Uhr am angemieteten Privatgelände in der Nähe des Herzenbads in Radolfzell ankam, bahnte sich ein Desaster an: Als der erste Tiertransport auf das Gelände fuhr, sei dieser direkt bis zur Radachse abgesumpft, berichtete Andre Kaiser, Direktor des Circus Alessio. „Dann haben wir gesehen, dass das Gelände teilweise komplett unter Wasser steht“, schilderte er weiter. Ein großes Problem, denn dort sei es Kaiser zufolge nicht möglich, Fahrzeuge abzustellen oder einen Zirkus aufzubauen. Der Zirkus-Auftritt drohte wortwörtlich ins Wasser zu fallen.

Die Zirkus-Betreiber standen nun vor einem Dilemma: Wohin mit den Zirkus-Transportern? Zurück zur früheren Veranstaltungsfläche in Pfullendorf, wo der Zirkus in den Tagen zuvor gastiert hatte, könnten sie nicht mehr. Denn sie hätten dort bereits alles abgebaut und außerdem sei die Fläche durch den starken Regen der vergangenen Tage komplett aufgeweicht, so Kaiser.

Tiere können nicht in den Transportern bleiben

Die Tiere des Zirkus könnten zudem nicht ewig in den Transportern bleiben, so der Zirkus-Direktor. Also hätten sie begonnen, sich nach einer Fläche umzuschauen, auf der sie die Tiere vorläufig abladen und eine Erstversorgung vornehmen könnten. „Uns geht es um das Wohl der Tiere. Das geht vor“, erklärte Kaiser. Zeitgleich habe man sich in der Not noch einmal an die Stadt gewandt und eine städtische Ausweichfläche angefragt. Obwohl die Stadtverwaltung noch vor einigen Tagen erklärt hatte, es gebe in ganz Radolfzell keine geeignete städtische Veranstaltungsfläche.

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Dann die glückliche Wendung: Die Stadt teilte den Zirkus-Betreibern nach einer kurzen Überprüfung mit, dass sie nun doch auf die Aurelislinse – ein derzeit freies und weitestgehend ungenutztes Areal zwischen der Friedrich-Werber-Straße und der Bahnlinie, hinter dem ZG Raiffeisen Markt – könnten. Jenes Areal, dessen Nutzung die Stadt noch vor einiger Zeit abgelehnt hatte, mit der Begründung: „Die städtische Brachfläche Aurelislinse muss aufgrund der anstehenden Sanierung freigehalten und für Untersuchungsmaßnahmen kurzfristig zur Verfügung gestellt werden.“

Glück im Unglück: Die Stadt Radolfzell erlaubt dem Circus Alessio nun doch die Nutzung der Aurelislinse.
Glück im Unglück: Die Stadt Radolfzell erlaubt dem Circus Alessio nun doch die Nutzung der Aurelislinse. | Bild: Pascal Guegan

Stadt hilft in der Not aus

Doch warum auf einmal der Sinneswandel? Die Stadt Radolfzell erklärte die kurzfristige Entscheidung gegenüber dem SÜDKURIER mit der Notlage des Circus Alessio: „Der Regen der vergangenen Tage hat das privat angemietete Gelände unbenutzbar gemacht. Daher ist die Bereitstellung der Aurelislinse aufgrund der absoluten Notlage, in der sich der Zirkus aktuell befindet, eine Ausnahme.“ Zudem habe sich kurzfristig herausgestellt, dass die Bauarbeiten auf der Aurelislinse „nicht in dem benötigten Zeitraum des Gastspiels stattfinden“, erklärte die Stadt weiter.

Der Zirkus-Direktor Andre Kaiser sei erleichtert über das Entgegenkommen der Stadt: „Wir sind unendlich dankbar“, erklärte Andre Kaiser. „Wir hätten wirklich gar nicht mehr gewusst, was wir machen sollen.“ Der Zirkus kann nun also doch vom 5. bis zum 21. Juli auf der Aurelislinse in Radolfzell gastieren.