Das Frauennetzwerk Radolfzell entwickelt sich weiter: Vier Jahre nach der Gründung der Gruppe will sie in der Öffentlichkeit präsenter werden, dafür wurde nun eine Internetseite erstellt und auch in den sozialen Medien Facebook und Instagram ist das Netzwerk zu finden. „Wir wachsen“, sagt Bürgermeisterin Monika Laule, die die Gruppe 2018 ins Leben rief.
Nach der Gründung habe sich die Gruppe zunächst langsam gefestigt, man habe sich in einem Findungsprozess befunden, in dem auch festgelegt wurde, wofür das Netzwerk stehen solle und was seine Ziele und Absichten seien. Nun erfolgte bewusst der nächste Schritt an die Öffentlichkeit – auch, um besser auf Veranstaltungen und damit die Anliegen der Gruppe aufmerksam zu machen.
Austausch untereinander
Worum es sich dabei handelt, wird bereits aus den Namen des Netzwerks ersichtlich: „Es geht darum, Frauenthemen und frauenpolitische Themen sichtbar zu machen“, erklärt Susanne Pantel, die zur Gruppe gehört. Das Netzwerk beschäftige sich mit den Anliegen der Frauen aus Radolfzell und damit, wie lokalpolitisch auf diese eingegangen werden könne.

Und auch untereinander stärken und vernetzen sich die Frauen, die aus den unterschiedlichsten Bereichen kämen und sich zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik oder bei Menschenrechtvereinen engagieren. Jede bringe ihre eigenen Erfahrungen mit. „So lassen sich auch Denkprozesse anstoßen“, sagt Pantel.
Die Situation für alle verbessern
Allerdings gehe es nicht nur darum, die Situation für Frauen zu verbessern. Stattdessen engagiere man sich im Sinne der Gleichberechtigung. Und wenn sich das Frauennetzwerk etwa für eine bessere Beleuchtung in der Nacht einsetze, um Frauen den Heimweg sicherer zu machen, komme das schließlich auch anderen Personengruppen zugute. Gleich sehe es zum Beispiel bei Barrierefreiheit aus – davon profitieren neben älteren Menschen und solchen mit Behinderung auch Eltern mit Kinderwagen. „Am Ende gewinnen alle.“
Themen im Gemeinderat anstoßen
Zugänge zur Lokalpolitik habe das Frauennetzwerk bereits über die Gemeinderätinnen Derya Yildirim und Susann Göhler-Krekosch, die ebenfalls zum Team gehören, und Monika Laule. Sie könnten die Perspektiven der Radolfzeller Frauen in den Gemeinderat tragen, erklärt Susanne Pantel.
Wie Monika Laule berichtet, habe sie zum Beispiel als Bürgermeisterin dem Gremium in der Vergangenheit vorgeschlagen, dass auch Familien mit mindestens zwei kindergeldberechtigten Kindern unter bestimmten Bedingungen von der Zeller Karte profitieren sollen. Der Gemeinderat habe das Angebot dann sogar auf Familien mit mindestens einem kinderberechtigt Kind unter 18 Jahren ausgedehnt.
Außerdem beschäftige sich das Netzwerk aktuell mit dem Thema Wohnraum für ältere oder alleinerziehende Frauen, diesbezüglich wolle man politisch auch aktiv werden. Trotzdem setzt sich das Frauennetzwerk auch dafür ein, dass noch mehr Frauen politische Ämter oder Vorstände besetzen und sich dort für die Anliegen stark machen. So habe man zur Gemeinderatswahl zum Beispiel alle kandidierenden Frauen fraktionsübergreifend im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt, erinnert sich Susanne Pantel.
Neue Formate durch Corona
Um für einen Austausch unter Frauen zu sorgen und die Themen präsent zu machen, trifft sich das Frauennetzwerk nicht nur zu Sitzungen, sondern lädt auch zu Veranstaltungen ein – eigentlich in Präsenz, etwa im Milchwerk. Doch die Pandemie schränkte die Möglichkeiten ein, auch das Frauennetzwerk musste auf das Internet ausweichen. „Das hat gut funktioniert“, bilanziert Monika Laule.
Und das Online-Format habe auch ein paar Vorteile, berichten Laule und Susanne Pantel. So erleichtere es etwa Müttern die Teilnahme, da sie keinen Babysitter organisieren müssen, sondern von zuhause aus mitmachen können. Außerdem erreiche man mit Videokonferenzen auch einen größeren Personenkreis, auch aus anderen Gemeinden, da zur Teilnahme keine unter Umständen weiten Wege mehr zurückgelegt werden müssen. Monika Laule glaubt deshalb auch, dass das Format auch nach Corona fortgeführt werde – trotzdem sei es ihr wichtig, auch zu Präsenz-Veranstaltungen zurückzukehren.

Außerdem betonen Pantel und Laule, wie Corona die Bemühungen um mehr Gleichberechtigung zurückwirft, weil Frauen etwa beruflich zurückgesteckt hätten, um im Homeschooling die Kinder zu betreuen – ein Problem, mit dem sich das Frauennetzwerk aktuell ebenfalls auseinandersetzt.