Nach 26 Jahren in Radolfzell verlässt Steinekünstler und Autor Sepp Bögle die Stadt für immer. Am Mittwoch, 11. Oktober, wird er in sein traditionelles Winterlager nach Lanzarote abreisen und vermutlich bis auf weiteres nicht mehr nach Radolfzell zurückkehren.
Während seiner Zeit am Bodensee hat er die Sommermonate des Jahres immer an seinem Stammsitz – der Mole letzter Baum – verbracht und viele Menschen mit seiner Steinkunst verblüfft. Auch sonst hat der selbst ernannte Diplom-Lebenskünstler so manchem Besucher der Mole mit seinen Ansichten und der Lebenserfahrung von mittlerweile 73 Jahren viele interessante Impulse gegeben.
Nicht glücklich mit der Transformation der Mole
Sein Wirken in Radolfzell hat die Stadt selbst für die Eigenwerbung auf der Homepage genutzt und ihn in der Rubrik „Attraktionen“ geführt. So richtig gut ist der gelernte Kaufmann und Koch dennoch nicht mehr auf die Stadt zu sprechen. Im Grunde hat sie ihm in der jüngsten Vergangenheit seine Sommeradresse in Form einer Demontage der letzten Sitzbank auf der Mole beraubt.
Auch sonst spricht Bögle die Transformation der gesamten Mole durch die neue Bebauung und Umgestaltung nicht sonderlich an, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER sagt. „Ich bin nicht nachtragend, aber meine Zeit hier ist vorbei. Ich bin leise gekommen und gehe leise“, sagt er. Das gilt auch ein bisschen für die Informationen an den SÜDKURIER. Ein echtes Gespräch zu seiner Abkehr wollte Bögle nicht führen, weil sein 25-jähriges Jubiläum 2022 nicht in der Presse aufgegriffen wurde.
Was hat er nun zukünftig vor?
Für ihn selbst beginnt nach der „Steinzeit nun die Lichtzeit“, wie er in Anlehnung an seinen dauerhaften Standort in der Zukunft sagt. Dort will er mit Workshops seinen sparsamen Lebensstil finanzieren, den er seit der Aufgabe seiner beruflichen Tätigkeit im Jahr 1997 pflegt.
Für Radolfzell ist das dauerhafte Verschwinden seines überregional bekannten Unikums durchaus ein Verlust. Denn der freundlich-friedliche Charakter Sepp Bögles hat die Stadt über ein Vierteljahrhundert mit geprägt und für viel kostenlose Werbung des schönen Standortes am Bodensee gesorgt. Vielleicht wäre ja eine dauerhafte Skulptur seiner Steinkunst an der Mole ein passende Erinnerung an den Mann mit dem markanten Bart.