Lange ist es noch nicht her, dass die Volkshochschule (VHS) Landkreis Konstanz ihre gewohnten Konzepte überdenken und umstellen musste – wegen Corona musste etwa das Online-Programm ausgebaut werden, zudem wurde das gedruckte Programmheft abgeschafft und durch einen Flyer ersetzt. Und nun steht schon die nächste Veränderung an: Wie die Vorsitzende Nikola Ferling dem Kulturausschuss der Stadt Radolfzell berichtete, sollen kurz- und mittelfristige Strukturveränderungen vorgenommen werden, um die VHS wirtschaftlich abzusichern.
2021 doch nicht so dramatisch wie befürchtet
Nötig wird das, weil es der VHS an Geld fehlt. Schon im Sommer rechnete die Einrichtung damit, dass das Geschäftsjahr 2021 nicht ausgeglichen abgeschlossen werden kann. Dass es nun aber voraussichtlich immerhin nicht ganz so schlimm wie zunächst angenommen kommt, kündigte Bürgermeisterin Monika Laule bereits zu Beginn der Sitzung an: „Schlussendlich kann man sagen, dass sich das Jahr 2021 zum Ende hin doch nicht so dramatisch zeigt, wie es Mitte des Jahres aussah.“

Nikola Ferling stellte konkrete Zahlen vor: Aktuell ist mit einem Fehlbetrag von etwa 22.000 Euro zu rechnen. Ursprünglich war in der Sitzungsvorlage noch von etwa 175.000 Euro die Rede, doch glücklicherweise sei unter anderem das dritte Quartal für die VHS geschäftlich besser gelaufen als zunächst angenommen und es sei möglich gewesen, gegenüber 2020 Kosten einzusparen. Damals habe man für Kurse viele zusätzliche Räume anmieten müssen, weil etwa öffentliche Schulen wegen Corona-Vorgaben nicht mehr genutzt werden konnten. Das sei 2021 anders gewesen. „Da war es für uns recht schnell wieder möglich, in die Schulen zu gehen“, so Ferling. Zusätzliche Anmietungen nahmen dadurch ab. Die übrigen Fehlbeträge müssen nun laut Nikola Ferling durch Rücklagen gedeckt werden.
Maßnahmenpaket vorgeschlagen
Nun geht es darum, wie sichergestellt werden kann, dass die VHS zahlungsfähig bleibt und nicht in die Überschuldung abrutscht. Derzeit gebe es eben noch keinen Normalbetrieb, erklärte Nikola Ferling. Es gebe Kursleiter, die wegen der Corona-Pandemie noch keine Kurse geben wollen, und auch Kunden, die noch keine Kurse wahrnehmen wollen. Dabei habe die VHS eben auch feste Ausgaben, die getätigt werden müssen, solange es die aktuelle Infrastruktur gibt.
Die Einrichtung schlägt ein Maßnahmenpaket vor, das in der Sitzungsvorlage erläutert wurde. Kurzfristig sollten demnach „im Rahmen der Wirtschaftsplanberatungen für das Jahr 2022 die Zuschüsse so bewilligt werden, dass der wirtschaftliche Fortbestand der VHS über das Jahr 2022 hinaus gesichert ist“. Das schließe gegebenenfalls auch Erhöhungen der Mitgliedsbeiträge mit ein. Vorsorglich sei im Haushalt 2022 ein zusätzlicher Zuschussbedarf von 20.000 Euro aus Radolfzell eingestellt worden. Nikola Ferling betonte: „Wenn wir unseren Betrieb sicherstellen wollen, kommen wir nicht um Zuschusserhöhungen herum.“ Zudem sollen insbesondere die digitalen Angebote der VHS weiterentwickelt werden.
Kosten müssen klarer sein
Weiter heißt es in der Vorlage: „Mittelfristig sollten Strukturveränderungen in die Wege geleitet werden, deren Ziel es ist, die VHS auf verschiedenen Ebenen in eine schlankere und effizientere Bildungseinrichtung zu transferieren.“ Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Angebote gestrichen werden sollen, versprach Ferling. Zum Beispiel sollen Angebote mit einem hohen Anteil an Zusatzkosten, die etwa für angemietete Räume entstehen, überprüft werden.
„Unsere Kosten müssen klarer sein“, so Nikola Ferling. Man wolle schauen, wo gespart werden kann. Die VHS-Angebote sollen in einen Kern- und einen Zusatzbereich unterteilt und die Zuschussbedarfe für beide Bereiche sollen getrennt ermittelt werden. Zum Kernbereich würden dann die Fachbereiche der VHS, etwa Kultur, Fremdsprachen oder Gesundheit zählen. Zum Zusatzbereich würden dagegen etwa Firmenschulungen zählen.
Wie Nikole Ferling mitteilt, wird der Gemeinderat sich Ende November erneut mit der Entwicklung der VHS auseinandersetzen. Dann soll es konkret um den Wirtschaftsplan gehen.
Künftige VHS-Veranstaltungen
In Radolfzell stehen im November zahlreiche Veranstaltungen der VHS an. Ein Überblick über einen Teil davon:
- Zusammen mit dem Ortschaftsrat Stahringen sowie der Schoofwäscherzunft lädt die VHS am 8. November nach Stahringen zu einem Vortrag von Werner Mezger zu St. Martin ein.
- Der Berliner Historiker Wolfgang Benz ist am 11. November im Milchwerk zu Gast und spricht dort über den Weg vom Vorurteil zur Gewalt. Thematisiert werden Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
- An Jugendliche richtet sich eine Veranstaltung am 18. November und 24. November. Darin soll den Teilnehmern mit praktischen Übungen unter anderem erklärt werden, welche Benimmregeln beim Geschäftsessen, am Telefon oder bei Vorstellungen gelten.
- Kinder zwischen 6 und 14 Jahren können sich im Rahmen der Jungen VHS auf die Weihnachtsbäckerei freuen. Am 24. November lernen sie in der Lehrerküche der Teggingerschule verschiedene Teige für unterschiedliche Gebäcksorten kennen.
- Ein Vortrag zur Klimakrise am 18. November findet zwar nicht in Radolfzell, sondern im Bodenseeforum Konstanz statt, lässt sich aber auch aus anderen Orten digital per Livestream verfolgen. Stefan Rahmstorf spricht unter anderem über Klimaforschung, darüber, wie wir die Klimakrise nach der Corona-Krise in den Griff bekommen.
- Ebenfalls im Bodenseeforum und per Livestream kann am 13. November der Vortrag von Jutta Allmendinger zu 50 Jahren VHS verfolgt werden. Auch dieser Vortrag wird deutschlandweit beworben, insgesamt von 250 Volkshochschulen, so Kühnle.