An allen Ecken, auf allen Etagen des neuen Pflegeheims auf der Mettnau wird aktuell gespachtelt, gefliest und gebohrt. Denn lange soll es nicht mehr gehen, bis hier die ersten Bewohnerinnen und Bewohner einziehen sollen. „Stand heute planen wir mit einem Umzug im September“, sagte Bürgermeisterin Monika Laule bei einer Begehung der Baustelle mit Mitgliedern des Gemeinderates.

Die Stadträtinnen und Stadträte waren nicht nur am aktuellen Stand der Bauarbeiten interessiert, sondern auch daran, wo genau jetzt noch etwas Geld eingespart werden konnte. Denn die Kosten sind bei diesem Bauprojekt geradezu explodiert.

Kosten stiegen von Jahr zu Jahr

Bei der ersten Berechnung nach dem Architektenwettbewerb im Jahr 2019 lagen die veranschlagten Kosten für den Neubau auf der Mettnau bei 19,23 Millionen Euro. Bei der Ausschreibung der ersten Gewerke im Jahr 2022 erhöhte sich die Kostenberechnung bereits auf 22,3 Millionen Euro, Anfang des vergangenen Jahres waren es schon 23,8 Millionen Euro und im Sommer 2023 dann 24,83 Millionen Euro.

Stadträte und Vertreter der Stadt besichtigen die Baustelle des neuen Pflegeheims. Einzug soll laut Plan noch im September stattfinden.
Stadträte und Vertreter der Stadt besichtigen die Baustelle des neuen Pflegeheims. Einzug soll laut Plan noch im September stattfinden. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Aktuell liegen die Kosten bei mehr als 27 Millionen Euro. Und das auch nur, weil der Radolfzeller Spitalfonds als Bauträger und das beauftragte Architektenbüro GMS-Architekten nach Einsparmöglichkeiten gesucht haben. Obwohl dies gar nicht so leicht war, wie Architekt Georg Schmitz bei der Begehung erklärte. „Wir hatten nicht viel Spielraum, sondern konnten nur durch Optimierungen eine weitere Verteuerung verhindern“, so Schmitz.

Architekt Georg Schmitz vom Büro GMS-Architekten (mitte) erklärt den Stadträten die noch offenen Baustellen und die weiteren Abläufe der ...
Architekt Georg Schmitz vom Büro GMS-Architekten (mitte) erklärt den Stadträten die noch offenen Baustellen und die weiteren Abläufe der Bauarbeiten. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Dies sei beim Küchenkonzept, bei der PV-Anlage auf dem Dach und der technischen Ausstattung gelungen. Da habe man zwar beim Einbau selbst kein Geld sparen können, aber Folgekosten reduzieren oder eine bessere und langlebigere Ausstattung gewinnen können.

Der zukünftige Eingangsbereich des Pflegeheims.
Der zukünftige Eingangsbereich des Pflegeheims. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Preissteigerungen von im Schnitt 40 Prozent

Laut Schmitz habe man durch den Ukrainekrieg und die Corona-Pandemie eine Preissteigerung von rund 40 Prozent erlebt. Und das Pflegeheim auf der Mettnau sei durch seine Hanglage kein durchschnittliches Gebäude. Durch die Maßnahmen zur Optimierung der Einrichtung und Ausstattung habe man aber die Kosten eines durchschnittlichen Gebäudes eingehalten.

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Es kam auch noch großes Pech bei den Ausschreibungen dazu. „Müsste ich Noten verteilen, haben wir Unternehmen gehabt, die eine Eins mit Sternchen verdienen, und andere, denen ich eine Acht als Note geben müsste“, sagte der Architekt.

Blick in das Bad eines der Zimmer im neuen Pflegeheim auf der Mettnau.
Blick in das Bad eines der Zimmer im neuen Pflegeheim auf der Mettnau. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Was eingespart wurde, konnten die Stadträte mit eigenen Augen sehen. Beim Gang in den Innenhof des Pflegeheims entfuhr es Siegfried Lehmann (FGL): „Das sieht ja aus wie auf einem Gefängnishof“. Die eigentlich geplante Wandbegrünung wurde aus Kostengründen gestrichen. Ebenso das Sonnensegel. „Da kann man sich im Sommer doch gar nicht aufhalten“, so Lehmann.

Was nicht zwingend notwendig ist, wird gestrichen

Schmitz verwies darauf, dass die Sonne nicht immer in den Hof scheinen werde und der Innenhof auch die Funktion als Lichtquelle für das gesamte Heim habe. Außerdem sei er als Planer angehalten worden, alles, was nicht notwendig sei, zu streichen.

Bürgermeisterin Monika Laule (links) und Architekt Georg Schmitz führen durch die Baustelle des neuen Pflegeheims.
Bürgermeisterin Monika Laule (links) und Architekt Georg Schmitz führen durch die Baustelle des neuen Pflegeheims. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Im Ausbau befinden sich auch die einzelnen Zimmer der zukünftigen Bewohner. Doch nicht nur für die wurde auf höchsten Komfort gesetzt. Auch für die Mitarbeitenden wurde bei der Planung mitgedacht. So gibt es einen großen Pausenraum, auf den die Angestellten im heutigen Pflegeheim aktuell verzichten müssen.

Heimleiterin Tanja Petzold erklärte, es sei ausdrücklich Wunsch der Belegschaft gewesen, einen eigenen Raum zu bekommen. Auch würde die Aufteilung in Wohngruppen, jede mit einer eigenen Küche versehen, die Organisation im Team verändern. Schon jetzt würde das Personal geschult und weitergebildet, um den neuen Arbeitsplatz bestmöglich nutzen zu können.