Ganze zehn Stunden haben die Mitglieder eines Preisgerichts kürzlich damit verbracht, die besten Entwürfe zur neuen Ortsmitte-Gestaltung von Böhringen zu ermitteln. Nachdem stolze 80 Architekturbüros ein grundsätzliches Interesse an der Ausarbeitung der Pläne signalisiert haben, kamen am Ende 18 in die nähere Auswahl. Drei davon erhielten nun eine Prämierung, zwei weitere eine Anerkennung für ihre Ideen.
Das Preisgericht, das sich aus Architekten, Vereinsvertretern sowie Mitarbeitern des Regierungspräsidiums Freiburg und der Radolfzeller Verwaltung zusammensetzte, hat dabei ein Entwurf besonders überzeugt. Dieser sieht einen modernen Baukörper vor, der durch seine Nähe zum erhaltungswürdigen und denkmalgeschützten Baubestand in der Friedrich-Kleiner-Straße 3 eine relativ große Freifläche im Bereich des heutigen Dorfplatzes zulässt.
Bewusst modernes Gebäude
Genau diese Idee hat praktisch alle Mitglieder des Preisgerichts überzeugen können. „Da waren sich wirklich alle einig“, berichtete Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität. Anders als bei den anderen Entwürfen haben sich der Sieger des Wettbewerbs ganz bewusst für ein besonders modernes Gebäude mit einem sehr flach geneigten Dach entschieden.
Damit konnte mit einer Gesamthöhe von 8,60 Meter nicht nur ein relativ niedriges Gebäude, sondern gleichzeitig auch das geforderte Raumangebot realisiert werden. Denn das neue Gebäude muss in der Böhringer Ortsmitte zusammen mit dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude etliche verschiedene Nutzer mit ganz unterschiedlichen Anforderungen aufnehmen.
Was sieht der Siegerentwurf vor?

Dort sollen künftig die Ortsverwaltung, die Stadtbibliothek, der Musikverein Böhringen sowie die anderen Vereine, die bisher im Vereinshaus an der Storchenschule untergebracht sind, ihre neue Heimat finden. Zudem ist dort ein großer Saal mit Bühne, in dem rund 200 Personen Platz finden können, vorgesehen.
Der Baukörper des Siegerentwurfs sieht zudem vor, dass man kein Kellergeschoss ausbauen muss, wie es zum Teil in den anderen Entwürfen angedacht war. Gleichwohl muss am Ende nicht der vom Preisgericht favorisierte Entwurf das Rennen machen, denn der Vorgang „ist nur der erste Aufschlag“, wie die Dezernentin erklärte. Aktuell befindet man sich im Vorfeld einer echten Entwurfsplanung, bei der nicht nur die Kosten eine erhebliche Rolle spielen, sondern auch andere Aspekte wie das Material oder die Geschosse relevant sind.

Was ist tatsächlich machbar?
In jedem Fall werden die ersten drei Plätze von einem unabhängigen Architekten durchkalkuliert, um eine tatsächliche Machbarkeit zu prüfen. Dennoch rechnet man bei der Stadt mit keinen Verzögerungen durch die Prozesse, wie Angelique Augenstein bemerkte: „Der Wettbewerb wird uns keine Zeit kosten“, stellte sie fest.
Das werden alle Beteiligten gerne hören. Denn der Pfarrsaal, der viele Jahre als Veranstaltungsort in Böhringen gedient hat, „steht seit mittlerweile sieben bis acht Jahren nicht mehr zur Verfügung“, wie der bisherige Ortsvorsteher Bernhard Diehl feststellte. Ähnlich dringend ist der Bedarf beim Musikverein Böhringen, der im Anbau des ehemaligen Rathauses schlichtweg nicht ausreichend Platz hat und immer wieder mit dem Lärmschutz Probleme hat. Die im nach Auskunft von Thomas Nöken, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Baurecht, „baufälligen Vereinshaus“ untergebrachten Vereine benötigen ebenfalls dringend Ersatz für ihre Unterkunft.
Baustart Ende 2026 geplant
Dementsprechend erfreut zeigte sich Bernhard Diehl davon, dass es nun endlich mit der Umgestaltung der Ortsmitte vorangeht: „Das ist ein wichtiger Meilenstein“, sagte vor dem Hintergrund der langen Historie. Dabei erinnerte er daran, dass er bereits im Jahr 2008 beim damaligen Oberbürgermeister Jörg Schmidt mit der Idee vorstellig wurde.
Mit dem nunmehr dritten beteiligten Oberbürgermeister soll es jetzt vorangehen. Oberbürgermeister Simon Gröger traut sich sogar schon einen möglichen Baubeginn zu terminieren. „Wir wollen Ende 2026 mit dem Bau des neuen Gebäudes beginnen“, sagte er.