Es ist das 30. Jubiläum der Söhne Mannheims. Wie fühlt es sich an, Teil einer Band zu sein, die so lange schon besteht?
Florian Sitzmann: Seit die Söhne live spielen, bin ich auch der Keyboarder der Band. Und einerseits denkt man: Okay, wie alt sind wir denn jetzt eigentlich? Andererseits: Was ein Wahnsinn, dass eine Band so lange lebt. Das ist wirklich unüblich und für uns auch ein großes Geschenk, dass wir nach 30 Jahren und immer noch unter diesem Namen unterwegs sein können. Und natürlich, dass es die Fans gibt, die nach wie vor zu den Konzerten kommen – wie zu unserem ausverkauften Jubiläums-Konzert am 4. Oktober in Mannheim.
Dominic Sanz: Ich bin seit 2013 dabei und jetzt 34. Die Söhne sind 30 – das könnten also quasi meine Geschwister sein. Wir werden immer jünger, haben ja noch unser neustes Nesthäkchen, den Thilo Zirr, an der Gitarre. Wenn das so weitergeht, kann man sich in 30 Jahren nochmal hier zusammensetzen und das 60-Jährige feiern.
Wie haben sich die Söhne in den vergangenen Jahren weiterentwickelt?
Sitzmann: Wir sind gereift. Es sind turbulente Zeiten und wir mussten uns viel stärker als früher zusammenraufen und eine Art Band werden, bei der sich einer auf den anderen verlassen kann. Wir haben aus uns selbst heraus mit wenig Beistand von außen Songs geschrieben, geschaffen, produziert und aufgenommen, unser Konzert-Repertoire erweitert, zum Beispiel mit den Live-Formaten „Söhne Mannheims Piano“ und „Söhne Mannheims Jazz Department“. Wir sind heute viel mehr eine eingeschworene Gemeinschaft als wir es in früheren Jahren sein konnten.
Ihr seid zu zehnt und alle sehr unterschiedliche Charaktere. Warum braucht es diese Mischung?
Sitzmann: Ich finde, wir sind fast eine Art Modell, wie die Gesellschaft funktionieren kann – mit unterschiedlichen Charakteren, teilweise unterschiedlichen Meinungen und vor allem auch unterschiedlichster Herkunft, denn unsere Band-Mitglieder kommen aus Simbabwe, Ägypten, Ghana, Italien, Polen, Deutschland. Und ich glaube, wenn wir unser ganzes Leben und unsere Gesellschaft künstlerischer und musikalischer angehen würden, dann würden wir noch stärker erleben, wie all diese Nationalitäten und Charaktere miteinander funktionieren können. Man braucht dafür einfach ein gemeinsames Ziel, eine gute Vision und Vertrauen zueinander. Wenn das da ist, dann können wir fantastische Sachen zusammen auf die Beine stellen.
Sanz: Gerade aber auch die extremen Altersunterschiede in der Band bringen immer wieder neuen Input. Man ist ständig im Wandel und neben dem Menschlichen ist es das Musikalische, was dadurch stark hervorgehoben wird und sich verändert. Bei den Söhnen bringt das immer wieder frische Luft rein, das tut uns glaube ich allen gut.
In Radolfzell sind bei „Söhne Mannheims Piano“ sechs von zehn Bandmitgliedern mit von der Partie – warum ist das so?
Sitzmann: Mit „Söhne Mannheims Piano“ bringen wir Söhne-Songs in Pianoversionen auf die Bühne – mit mir am Konzertflügel und an den Mikrofonen die Sänger Dominic Sanz, Karim Amun, Michael Klimas, Giuseppe Porrello und Rapper Metaphysics. Anders als bei unseren Band-Konzerten hört man dann die ganzen Feinheiten des mehrstimmigen Gesangs und bekommt nochmal anders mit, was unsere Jungs gesanglich draufhaben.
Du, Florian, hast die Songs ja auch neu interpretiert für die Piano-Tour. War das viel Arbeit? Und hat das gut geklappt?
Sitzmann: Das ist für mich in der Regel nicht wahnsinnig viel Arbeit, weil ich das schon mein ganzes Leben mache. Es gibt natürlich Songs, die lassen sich ganz einfach aufs Klavier übersetzen, weil Klavier da schon im Original eine große Rolle spielt, wie beispielweise bei „Und wenn ein Lied“. Und dann gibt es andere, da steht man erstmal davor und fragt sich, wie das überhaupt funktionieren soll.
Noch spannender ist aber die Frage: Wie verzahnen sich die Gesänge mit dem, was man am Piano macht. Kommt man ohne den heftigen Rhythmus aus, kann das auch mal ein bisschen freier sein? Wie gehen die Sänger damit um? Die haben sich aber mittlerweile gigantisch darauf eingestellt, mit nur einem Piano eine unglaubliche Show zu veranstalten.
Sanz: Und es geht ja nicht nur um die Sänger, denn wir haben ja auch unseren Rapper Metaphysics mit dabei – der musste sich da wirklich ganz neu reinfühlen. Ich denke, dass es diese Kombi aus Piano und Rap in Deutschland sonst nicht gibt. Aber das macht uns in dieser Konstellation und auf dieser Tour einfach aus. Die Fans feiern das und die letzten Konzerte waren ausverkauft, deswegen freuen wir uns natürlich darauf, das Piano-Programm jetzt auch mal am Bodensee zu präsentieren.
Was erwartet denn die Radolfzeller, wenn sie zum Konzert kommen?
Sitzmann: Ziemlich originale „Söhne Mannheims“-Vibes, dazu geballte Gesangs-Power. Wer Klaviermusik mag, wird auf seine Kosten kommen und es ist ein wenig familiärer, intensiver und näher als die großen Konzerte auf Festivals. Wir laden quasi ein in unser Wohnzimmer und zelebrieren die Songs mit Leuten, die sie noch kennen – oder vielleicht noch nie gehört haben. Interessanterweise haben wir mehr als 50 Prozent Leute im Publikum, die noch nie auf einem „Söhne Mannheims“-Konzert waren, also auch viele neue Fans.
Wird es denn auch Mitsing-Momente geben oder schwenken wir zwei Stunden lang die Feuerzeuge?
Sanz: Es ist eine sehr, sehr schöne Mischung aus beidem. Wir haben ja zum Beispiel unseren Sänger Karim Amun dabei, der ein unfassbarer Entertainer ist und der durch den Abend trägt. Manchmal ist man dazu eingeladen mitzusingen und mitzufeiern, aber genauso kann man auch mal die Stecknadel fallen hören können, weil alle gebannt zuhören. Doch wenn man bei uns vorbeikommt, weiß man auf jeden Fall, die Eintrittskarte hat man nicht nur fürs Zuhören bezahlt, sondern auch fürs Mitmachen.
Sitzmann: Wir lassen die schnelleren und groovigen Nummern auch nicht weg, nur weil es jetzt Piano ist. Das ist schon alles im Repertoire mit drin.
Was erwartet eure Fans in der nächsten Zeit?
Sanz: Am 4. Oktober findet unser Jubiläumskonzert in Mannheim statt, da freuen wir uns schon sehr drauf. Wir haben auch den ein oder anderen Gast eingeladen. Das sind alte Bekannte, alte Freunde, unter anderem unser Ex-Band-Kollege Henning Wehland, außerdem Laith Al-Deen und junge Sängerin Tamara Perez aus der Schweiz. Vorher wird am 26. September noch unsere neue Single „Heimweg“ erscheinen.
Die Fans dürfen sich auf viel neue, schöne Musik gefasst machen, auf tolle Konzerte und natürlich auf unsere Tour – mit der Band und einer Piano-Weihnachts-Tour durch Deutschland und Österreich. Hartes, aber schönes Programm würde ich sagen.