Sie sind ungeliebt, zum Teil sogar gefürchtet, sollen aber für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen: Blitzeranlagen. Wer zu schnell fährt, muss damit rechnen, in die Radar-Falle zu geraten und die Geschwindigkeitsüberschreitung mitunter teuer zu bezahlen. Auch in Radolfzell.
Acht stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen gibt es in der Stadt, hinzu kommen ein Messfahrzeug für mobile Messungen sowie eine semistationäre – also weder mobil, noch fest verbaute – Anlage, auch als Blitzer-Anhänger bekannt. Diese wurde 2020 angeschafft und ist laut der Stadt weiterhin im Einsatz. Doch wo sind die Blitzer zu finden? Wie viele Verstöße gibt es pro Jahr? Und wie rentabel sind die Blitzer als Einnahmequelle für die Stadt?
Hier stehen die Blitzer
Die stationären Blitzer sind über das ganze Stadtgebiet verteilt. Wie die Stadtverwaltung auf Nachfrage mitteilt, sind sie in der Kernstadt in der Teggingerstraße in unmittelbarer Nähe zur Teggingerschule, in der Markthallenstraße und am Ortseingang von Radolfzell in Richtung Böhringen zu finden. Im Ortsteil Böhringen stehe zudem ein Blitzer im Bereich der Sankt-Nikolaus-Kirche und in Stahringen in der Hauptstraße. In Güttingen, Liggeringen und Markelfingen sind jeweils ein Blitzer in der Bordwaldstraße, der Bodanrückstraße und der Radolfzeller Straße zu finden.
Außerdem sei der Blitzer-Anhänger fast ununterbrochen im Einsatz. „Er wird lediglich zum Aufladen der Akkus und für Wartungsarbeiten kurzzeitig außer Betrieb genommen“, erklärt die Pressestelle der Stadt. Aufgestellt werde der Anhänger vor allem an Straßen, „bei denen eine Überwachung der Geschwindigkeiten für einen längeren Zeitraum sinnvoll und notwendig sind, oder der Einsatz von mobilen Messungen (nur stundenweise) nicht möglich ist“. Das sei insbesondere im Bereich von Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Lärmschutz so. Als Beispiel nennt die Pressestelle die Haselbrunnstraße, wo Tempo 30 zwischen 22 bis 5 Uhr gilt.
„In der Regel dauern Einsätze des Anhängers an einer Messstelle zwischen sieben bis 14 Tage. Es sind aber auch kürzere Einsätze möglich, bei denen zum Beispiel Beschwerden von Anwohnern nachgegangen wird. Damit kann ein erster Eindruck in das Fahrverhalten und die Anzahl der Fahrzeuge in dieser Straße gewonnen werden“, erklärt die Stadt weiter.
140 statt 70 Stundenkilometer
Die Zahl der Geschwindigkeitsverstöße, die durch Blitzer erfasst werden, kann sich sehen lassen: Im vergangenen Jahr wurden so etwa 19.800 Verstöße registriert. 2023 waren es noch deutlich mehr, damals gab es rund 26.000 Verstöße. Auch während den Pandemie-Jahren wurden viele Geschwindigkeitsüberschreitungen gemessen, 2022 waren es etwa 25.900, 2022 noch 20.000.
Besonders auffällig war laut der Stadt im vergangenen Jahr der Bereich der Anschlussstelle der Bundesstraße 33 zwischen Radolfzell und Güttingen mit den Übergängen zur Bundesstraße 34 und der Landesstraße 220. Dort gelte zunächst eine Begrenzung auf 70 Stundenkilometer und im direkten Anschlussbereich auf 50 Stundenkilometer – weil es dort jährlich zu einigen Unfällen komme und die Folgen bei höheren Geschwindigkeiten schwerwiegender seien.
„Bei einer Messung im November 2024 wurden im 70 Stundenkilometer-Bereich in knapp sieben Tagen über 1800 Verstöße festgestellt. Die höchste festgestellte Geschwindigkeit lag bei dieser Messung bei 142 Stundenkilometern (nach Abzug der rechtlich vorgeschriebenen Toleranz)“, erklärt die Pressestelle.
Mittlerweile wird es deutlich teurer
Auch wenn die Stadt betont, die Geschwindigkeitskontrollen nicht vorzunehmen, um Einnahmen zu generieren, sondern für Verkehrssicherheit zu sorgen, spülen die Blitzer jährlich nicht wenig Geld in die Stadtkasse. 2024 nahm Radolfzell rund 730.000 Euro ein, 2023 waren es 868.000 Euro, im Jahr davor 653.000 Euro.
Auffällig ist, dass die Zahlen davor deutlich niedriger ausfallen, obwohl zum Teil mehr Geschwindigkeitsüberschreitungen erfasst wurden. So wurden 2014 bei etwa 26.200 Verstößen noch rund 430.000 Euro eingenommen. 2016 waren es etwa 433.500 Euro bei rund 23.200 Verstößen, 2018 rund 479.500 Euro bei rund 24.200 Verstößen und 2020 schließlich 502.000 Euro bei 25.900 Verstößen. Laut der Stadtverwaltung liegt das an der Bußgeldreform, die im November 2021 in Kraft trat und in deren Folge die Verwarn- und Bußgelder für Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr deutlich angehoben worden seien.
Zum Teil kosten die Blitzer die Autofahrer aber nicht nur Geld, sondern auch den Führerschein. 2024 führten die Geschwindigkeitsüberschreitungen laut der Stadt zu 135 Fahrverboten, 2023 waren es 100, 2022 noch 66.
Kommen weitere Blitzer?
Was die Zukunft mit Blick auf die Blitzer in Radolfzell bringt, kann die Stadt derzeit noch nicht sagen. Im Rahmen des Lärmaktionsplans werden zwar weitere Geschwindigkeitsreduzierungen im Stadtgebiet empfohlen – und damit auch entsprechende Überwachungen. Aber: „Wann und an welcher Stelle die neuen Anlagen aufgebaut werden, ist unter anderem abhängig von der Verfügbarkeit der notwendigen Haushaltsmittel, die durch den Gemeinderat zur Verfügung gestellt werden“, so die Stadt.
Derzeit werden die Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Träger öffentlicher Belange zum Lärmaktionsplan ausgewertet und der Plan gegebenenfalls entsprechend angepasst. „Aktuell ist geplant, den Lärmaktionsplan vor der Sommerpause mit einem Gemeinderatsbeschluss abzuschließen“, heißt es von der Pressestelle abschließend.