Aktuelle Berechnungen haben ergeben, dass es in Radolfzell und seinen Ortsteilen eine steigende Lärmbelastung gibt. Erstmals seit der Einführung des Lärmaktionsplanes im Jahr 2019 sind dabei gleich an mehreren Stellen im Stadtgebiet Werte über 70 Dezibel am Tag ermittelt worden. Der Plan dient zur generellen Erfassung der Lärmemissionen.
Mit der vierten Runde des Lärmaktionsplanes, die jetzt in einer öffentlichen Vorstellung im Bürgersaal des Rathauses präsentiert wurde, kommt die Stadt Radolfzell einer europäischen Verpflichtung nach, aus der sich neben der Kartierung auch eine Handlungsnotwendigkeit ergibt. Über die konkreten Maßnahmen muss der Radolfzeller Gemeinderat noch beraten und abstimmen. In jedem Fall ergibt sich aus den aktuellen Werten eine Entwicklung, die viele Bürger aus ihrem Alltag wohl bestätigen können: Es wird generell lauter.
Erste Maßnahmen wurden schon umgesetzt
Um der Entwicklung entgegen zu wirken, wurden bereits in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen beschlossen und umgesetzt. Dazu gehören die Tempo-30-Zonen in der Haselbrunn- und Schützenstraße sowie in der Singener- und Bodenseestraße. In der Konstanzer Straße und der Radolfzeller Straße in Markelfingen wurde Lärm-optimierter Asphalt eingebaut. Beschlossen, aber noch nicht umgesetzt, sind die Realisierung der Kasernenabfahrt als auch eine Lärmschutzwand an der Schützenstraße.
Die höchsten aktuell ermittelten Werte betreffen laut Kartierung die Haselbrunnstraße, die Schützenstraße, die Konstanzer Straße und die Friedrich-Werber-Straße. Am letztgenannten Standort kommt grundsätzlich noch die Lärmbelastung durch den Bahnbetrieb hinzu, wie sich bei der Bürgerinformationsveranstaltung zeigte.
Der jedoch wurde in dem Lärmaktionsplan nicht näher berücksichtigt, weil es laut Wolfgang Keller, Leiter der Stabstelle Umwelt, Klima und Naturschutz, dort andere Zuständigkeiten gibt. Hier kann die Stadt kaum Einfluss nehmen.
Was ist noch geplant?
Daher konzentriert man sich bei der Umsetzung auf Maßnahmen, die – wenn möglich – relativ schnell und leicht umzusetzen sind. Dazu gehören zum Beispiel weitere Tempo-30-Zonen im Stadtbereich. Konkret sind hier die oben genannten Straßen als auch zwei Bereiche an der Zeppelinstraße – zwischen BEZ-Kreisel und Herrenlandstraße sowie ein Abschnitt vor dem Kreisel Richtung Moos. Ferner sehen die Pläne Tempo 30-Zonen an der Güttinger Straße zwischen Polizei und Haselbrunnsteg als auch an der Böhringer Straße von der Haselbrunnstraße bis zur Bismarkstraße vor.
In Möggingen soll die Tempo-30-Zone Richtung Ortsausfahrt Liggeringen erweitert werden und in Liggeringen selbst könnten alle Ortsdurchfahrtsbereiche (Bodanrückstraße, Dettelbachstraße) zu solchen Zonen erklärt werden.
Leuchtturmprojekte in der Stadt
Die Maßnahmen sollen objektiv und subjektiv zu einer geringeren Lärmbeeinträchtigung führen. Dabei seien kleine Veränderungen im Dezibelbereich bereits deutlich wahrnehmbar. So würden Minderungen von drei bis fünf Dezibel sofort bemerkt und als deutliche Lärmreduzierung eingestuft.
Gleichzeitig will man bei der Stadt andere Maßnahmen wie den Ausbau von fahrradfreundlichen Straßen und Radwegen vorantreiben, wie Wolfgang Keller betonte. „Es soll Leuchtturmprojekte geben“, sagte er mit dem Hinweis auf die geplante Verbesserung beim Radweg zwischen Radolfzell und Böhringen oder die Umwandlung der Teggingerstraße in eine Fahrradstraße. Diese gehören zu den angestrebten Maßnahmen im Rahmen des integrierten Klima-Mobilitätskonzepts 2030 Plus.
Bürger sollen sich einbringen
Damit bei den künftigen Maßnahmen und den Entscheidungen auch tatsächlich die Wünsche der Bürger berücksichtigt werden, betonte Wolfgang Keller gegenüber den spärlich erschienenen Zuhörern im Bürgersaal: „Ich kann nur plädieren – geben Sie eine Stellungnahme ab. Das kommt dann auch in den Gemeinderat.“
Diese können telefonisch bei ihm oder direkt per E-Mail an die Adresse ukn@radolfzell.de abgegeben werden. Die Frist dafür läuft bis zum 10. Januar 2025. Sämtliche Informationen zum Lärmaktionsplan finden sich auf der Internetseite der Stadt Radolfzell.