Mit dem integrierten Klima-Mobilitätskonzept 2030 Plus will die Stadt eine nachhaltige, klimafreundliche Mobilitätswende in Radolfzell vorantreiben. Im Rahmen des Konzepts sollen verschiedene Projekte umgesetzt werden, mit denen etwa der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad gefördert werden soll. Darunter auch eines, das in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik vorgestellt wurde: ein Fahrradparkhaus am Bahnhof.
Laut der Sitzung soll damit eine ausreichend sichere, teils wettergeschützte und bequeme Abstellmöglichkeit für Fahrräder geschaffen werden – und zwar dort, wo die Nachfrage am größten ist.
Denn Bedarf besteht am Bahnhof reichlich. Wie die städtische Mobilitätsmanagerin Lisa Kitschun berichtete, wurde im Rahmen einer Analyse ein Bedarf von etwa 700 Fahrradstellplätzen in dem Bereich errechnet. Aktuell gebe es etwa 340 – und im Rahmen der geplanten Bahnhofsmodernisierung fallen laut Kitschun 100 davon weg. Sie befinden sich den Gleisen zugewandt unter einem Dach des Bahnhofsgebäudes und können künftig nicht mehr genutzt werden.
Drei Varianten erarbeitet
Für das geplante Fahrradparkhaus hat die Stadt drei mögliche Varianten ausgearbeitet – alle drei direkt neben dem Bahnhofsgebäude. „Es ist sehr wichtig, dass Fahrräder im unmittelbaren Umfeld des Bahnhofs abgestellt werden können“, erklärte Lisa Kitschun den Hintergrund – denn nur dann würden die Flächen auch angenommen und genutzt werden. Zudem bietet der Bahnhof laut den Sitzungsunterlagen zusammen mit dem ZOB optimale Umstiegsmöglichkeiten von einem nachhaltigen Fortbewegungsmittel auf das andere. Zusätzlich sei es nahe am See und der Innenstadt gelegen.
Als erste Variante ist ein einstöckiger Neubau auf der Fläche des heutigen Fahrradunterstandes auf der westlichen Seite des Bahnhofsgebäudes vorgesehen. Das Problem: „Die Fläche wird dann nur geringfügig besser genutzt“, erklärte Lisa Kitschun. In einem einstöckigen Parkhaus könnten zwar mehr Fahrräder untergebracht werden als im aktuellen Fahrradunterstand, insgesamt seien es aber dennoch nur rund 330 Plätze. Aktuell passen in den Unterstand und auf unüberdachte Flächen daneben, die durch einen Neubau ebenfalls überbaut werden würden, etwa 300 Fahrräder.
Wie teuer sind die Bauten?
Die zweite Variante sieht darum einen zweistöckigen Neubau an der gleichen Stelle vor. In diesem könnten laut Kitschun im Erdgeschoss 260 Stellplätze und im Obergeschoss etwa 280 untergebracht werden. Eine dritte Variante bezieht zusätzlich zur Fläche des heutigen Unterstandes auch das daneben liegende Gebäude Friedrich-Werber-Straße 1 ein und sieht ebenfalls ein zweistöckiges Parkhaus vor. „Da hätte man eine maximale Stellplatzanzahl“, so Lisa Kitschun.
Allerdings gehen damit natürlich auch höhere Kosten einher. Wie Lisa Kitschun im Ausschuss berichtete, wird für Variante 3 mit Grobkosten in Höhe von 3,8 bis 4 Millionen Euro gerechnet. Für Variante 2 sind es 2,3 bis 2,5 Millionen Euro und für Variante 1 etwa 700.000 Euro. Allerdings stehen die Kosten noch nicht abschließend fest, sie können sich schlussendlich noch ändern. Eine Förderung des Fahrradparkhauses ist außerdem möglich, die Höhe ist dabei abhängig von der Qualität der Stellplätze und des Gebäudes und der Anzahl der Stellplätze.

Das Projekt wird erst noch ausgearbeitet
Die Stadtverwaltung schlug dem Ausschuss vor, die Variante 2 zu beschließen. Laut der Sitzungsunterlage hat sich die Deutsche Bahn (DB) positiv zum Projekt geäußert, sie sei auch bereit, die Fläche zur Verfügung zu stellen.
Allerdings sollte es zunächst einmal erst um einen groben Richtungsbeschluss gehen. „Wir sind in einem ganz frühen Projektstadium“, betonte Lisa Kitschun. Um die Pläne zu konkretisieren, soll im kommenden Jahr einen Planungswettbewerb gestartet werden.

Das sagen die Räte
Aus dem Gremium gab es positive Stimmen zum generellen Vorhaben, allerdings auch Fragen und Anregungen. Christof Stadler (CDU) betonte so, man müsse sich für die Umsetzung der Pläne wirklich sicher sein, dass die Bahn das Gelände kostenlos zur Verfügung stelle. Ebenso schlug er vor, das Parkhaus ein Stück weit zu bewirtschaften und etwa einen Reparaturservice anzubieten. Auch solle die Stadt bitte prüfen, ob ein Wettbewerb wirklich nötig sei oder ob man sich nicht auch an anderen Fahrradparkhäusern orientieren könne.
Wolfgang Keller, Leiter Umwelt-, Klima- und Naturschutz, erklärte, über einen Verzicht auf einen Wettbewerb sei nachgedacht worden, allerdings habe sich die zuständige Projektgruppe im Vorfeld für einen Wettbewerb ausgesprochen. Eine Bewirtschaftung des Parkhauses sei zudem Teil der Aufgabenstellung für einen solchen, ebenso wie weitere Maßnahmen wie etwa E-Bike-Ladestationen.
Mona Kramer (FGL) wollte zudem wissen, ob die DB selbst auch plane, Fahrradstellplätze zu realisieren. Laut Lisa Kitschun ist das ihres Wissens nach auf der Südseite des Bahnhofs nicht der Fall, allerdings könne das Thema sicherlich in Gesprächen mit der DB eingebracht werden. Auf Nachfrage von Jürgen Keck (FDP) erklärte Oberbürgermeister Simon Gröger zudem, der Bau des Parkhauses sei nur dann geplant, wenn die Fördermittel zugesagt werden.
Variante 2 beschlossen
Schlussendlich stimmte der Ausschuss einstimmig für die Variante 2 sowie den Planungswettbewerb zur genaueren Ausarbeitung der Pläne. Für das Haushaltsjahr 2025 werden 95.000 Euro angemeldet.