Marina Kupferschmid

„Und wer it richtig kleppre ka, der isch au it vu hier“, wird in einem Radolfzeller Fasnetsprüchle behauptet. Im Umkehrschluss heißt das nichts anderes, als dass man den Umgang mit den legendären „Brettle“ ein bisschen beherrschen sollte, wenn man als Narr in der Zeller Fasnet dazu gehören möchte. Und das wollen viele. Nur so lässt sich der neuerliche Ansturm auf die Klepperle-Kurse des Radolfzeller Turnvereins erklären.

Rund 50 Erwachsene fanden sich zum ersten der vier Übungsabende im Turnerheim ein, nachdem tags zuvor in der Sonnenrainschule schon der Klepperle-Unterricht für Kinder mit einer großen Nachwuchsschar gestartet war.

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Mit leuchtenden Augen beobachtet Sabine Buhl, wie sich der Gastraum mehr und mehr füllt. Die bekennende Fasnachtsanhängerin, auch Mitglied der Narrizella-Hänsele, kleppert für ihr Leben gern und von Kindesbeinen an. „Von daher ist es eine Herzensangelegenheit für mich, die Tradition des Klepperns weiterzugeben“, erzählt die Klepperle-Expertin, die seit mehr als 15 Jahren an der Teggingerschule Übungskurse für Eltern, Lehrer und Kinder gibt.

Sie unterstützt Fabian Dieterle, Sohn des vor wenigen Jahren verstorbenen Turn- und Klepperle-Vaters, Gustl Dieterle, der virtuoser Meister der Klepperle-Kunst war und ganzen Generationen von Radolfzellern den Umgang mit den illustren Klanghölzern beigebracht hat. Er gibt das alemannische Kulturgut in Radolfzell federführend weiter und damit auch die überlieferten urigen Narren- und „Soacher-Sprüchle“ im Dialekt, zu denen im Rhythmus gekleppert wird. Hilfe erhalten die beiden Klepperle-Profis von weiteren ehrenamtlichen Könnern, die alle schon mal beim Preiskleppern im Scheffelhof als Klepperle-Könige oder -prinzen auf der Bühne standen.

Es geht fröhlich und unterhaltsam zu an diesem Abend im Turnerheim. Seit Dreikönig darf wieder gekleppert werden und die meisten bringen ihre eigenen zwei Pärchen Klanghölzer – eines für jede Hand – zur Lehrstunde bei den Profis mit. Viele kennen sich schon, machen begeistert als Wiederholer mit.

„Man braucht Übung, um gut zu werden“

„Mit einem Kurs ist es ja nicht getan, man braucht schon ein bisschen Übung, um gut zu werden“, sagt Sabine Buhl und Nicole Bohner, die ihr an diesem Abend zur Seite steht, führt in einer Kür vor, wie es klingt, wenn man es mit den Klepperle drauf hat. Doch vor allem solle das Kleppern als musikalische Begleitung Spaß machen und die Menschen im Rhythmus gemeinschaftlich verbinden. Das tut es zweifellos schon an diesem Abend, an dem spürbare Vorfreude auf die Fasnet mitschwingt.

Mit ein paar Grundschlägen könne man durchaus schon mitkleppern, macht Sabine Buhl Mut. Den braucht es auch. Gut für diejenigen unter den Anfängern, die den ersten Dreh gleich raushaben: Die Klepperle zwischen Zeige- und Mittelfinger beziehungsweise Mittel- und Ringfinger nehmen. Nur das eine Klangholz festhalten und das andere locker lassen, dann lässig aus dem Handgelenk drehen und das lose äußere Klepperle gegen das festgehaltene innere schlagen lassen. Nicht verkrampfen, immer locker bleiben, dann klappt im Idealfall auch gleich die „Baggerschaufel“ für den Einzelschlag.

Nicht verkrampfen, immer locker bleiben: So hält man die Klepperle richtig.
Nicht verkrampfen, immer locker bleiben: So hält man die Klepperle richtig. | Bild: Marina Kupferschmid

Leichter gesagt als getan, aber die Wiederholer, die schon ohne langes Nachdenken den Takt der Sprüche aus ihren Handgelenken schütteln, sind gute Motivation und ein Beweis dafür, dass jeder – egal ob Jung oder Alt und auch ohne närrische Muttermilch aufgewachsen – Zug um Zug die Kunst des Klepperns lernen kann. Das lässt hoffen, und bis Fasnacht sind es ja noch ein paar Wochen.

Alles zum Klepperle

  1. .Handgemacht
    Die Klepperle aus Hartholz – am hochwertigsten aus Akazienholz – sind Handarbeit. Früher wurden sie vom Klepperle-Vadder Gustl Dieterle hergestellt, heute wird der Großteil der Klanghölzer in der Klepperle AG der Tegginger-Werkrealschule (www.teggingerschule.de ) gefertigt. Zu kaufen gibt es die Klepperle in der Teggingerschule, im Kaufhaus Kratt und bei Spielwaren Swars. Auch einige Radolfzeller Handwerker stellen noch Klepperle her.
  2. .Geschichte
    Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Kleppern in Radolfzell kaum mehr gepflegt. Anfang der 1920er Jahre nahm der Turnverein sich der Tradition erneut an und entwickelte eine Meisterschaft, woraus sich 1930 der Klepperlekönig mit Krone, Zepter, Stab und Umhang entwickelte. Nach einer Auszeit, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, wurde ab 1950 wieder gekleppert. Viele Kinder und Jugendliche hatten zu diesem Zeitpunkt das beidhändige Kleppern verlernt. Als sich 1968 gerade einmal noch drei Teilnehmer zum Preiskleppern meldeten, beschloss Turnwart Gustl Dieterle das Übungskleppern unter seine Fittiche zu nehmen. Bis heute bietet der Turnverein Radolfzell Klepperle-Kurse sowohl für Kinder als auch Erwachsene an. Das Preiskleppern findet traditionell nach dem Hemdglonkerumzug im Scheffelhof statt.
  3. .Kurstermine
    Übungskleppern für Kinder findet bis 6. Februar donnerstags um 17.30 Uhr in der Sonnenrainschule statt. Die Kurstermine für Erwachsene sind bis 7. Februar freitags um 19.30 Uhr im Turnerheim, außer am 31. Januar, wo man sich im Froschenstüble in der Güttinger Straße 5 trifft. Die Teilnahme an den Kursen ist kostenlos. (mku)