Gerald Jarausch

In wenigen Tagen beginnt die heiße Phase der Fastnacht. Passend zu dem Anlass hat der Präventionsrat der Stadt Radolfzell zusammen mit der Polizei jetzt noch einmal auf die Leitlinien der Radolfzeller Festkultur hingewiesen. Damit will man vor allem für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Rauschmittel Alkohol und für den gegenseitigen Respekt aller Beteiligten werben.

„Präventionsarbeit hat gegriffen“

Die im Jahr 2010 vom Präventionsrat ins Leben gerufene Kampagne der Radolfzeller Festkultur hat insgesamt schon einiges bewirkt. Das bestätigte jetzt auch Willi Streit, Leiter des Radolfzeller Polizeireviers: „Im vergangenen Jahr hatten wir eine ganz besonders friedliche Fastnacht in Radolfzell. Die Präventionsarbeit hat hier wirklich gegriffen“, stellte er fest.

In Zahlen gab es in der Hemdglonkernacht im Vorjahr gerade einmal einen gemeldeten Körperverletzungsdelikt. Zehn Personen waren aufgrund hoher Alkoholgehalte auffällig und lediglich die Hälfte davon minderjährig. Solche Zahlen sind mitunter sogar an normalen Wochenenden zu vermelden.

Laxer Umgang mit Alkoholverkauf

Ohnehin sind längst nicht nur Jugendliche von der Problematik betroffen. „Das betrifft Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen“, sagte Willi Streit. Eva-Maria Beller von der Geschäftsstelle des Präventionsrates ist zwar darüber erfreut, dass die eigene Arbeit „Wirkung zeigt“, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass man das „fortführen muss“.

Wie wichtig Kontinuität bei dem Thema ist, zeigen auch die aktuellen Alkohol-Testkäufe, die Anfang Februar von einer 17-jährigen im Auftrag des Präventionsrates in Radolfzell, den Ortsteilen und auf der Höri durchgeführt wurden. In zehn von insgesamt 21 Verkaufsstellen gaben die Verkäufer branntweinhaltige Getränke an die 17-Jährige ab. „Das ist ein sehr unerfreuliches Ergebnis“, befand Willi Streit. Allerdings hat er auch eine Erklärung für den laxen Umgang mit dem Alkoholverkauf: „Immer dann, wenn wir längere Zeit keine Testkäufe mehr durchgeführt haben, steigt die Zahl“, ließ er wissen.

Saftige Strafen für die Verkäufer

Dabei sind die Strafen für eine Herausgabe von starkem Alkohol an Jugendliche durchaus spürbar. 300 Euro Verwaltungsgebühr müssen die Verkäufer zahlen. Gleiches gilt übrigens auch für die Weitergabe von Alkohol an Jugendliche im öffentlichen Raum, wie sie gerne von Freunden der Minderjährigen praktiziert wird.

Die letzten Testkäufe wurden im Jahr 2018 durchgeführt. Da war die Quote deutlich besser. Damals erhielten die Testkäufer nur in 35 Prozent der Geschäfte branntweinhaltige Getränke.

Erwachsene sollen Vorbilder sein

Um die Erwachsenen an ihre Verantwortung zu erinnern, wird es ab sofort bis Anfang März wieder großformatige Plakate in Bushaltstellen der Stadt geben, die die Vorbildfunktion der Volljährigen beim Thema Alkoholkonsum herausstellen. Bei einem „vernünftigen Umgang mit Alkohol„, wie es Willi Streit nennt, steht dem Vergnügen während der Fastnacht nichts mehr im Weg.

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Wie gut das gelingen kann, zeigt unter anderem die Festkultur in der Hemdglonkernacht, in der es seit wenigen Jahren eine enge Kooperation zwischen dem Jugendgemeinderat und der Narrenzunft der Narrizella gibt. Nach dem Umzug gehört der Marktplatz vornehmlich den jüngeren Menschen, die für sich eine Feiermöglichkeit während der Fastnacht eingefordert hatten. Dort wird in diesem Jahr auch wieder der b.free-Saftladen Station machen, der alkoholfreie Mixgetränke im Angebot hat.

Die Arbeit an dem Stand teilen sich Mitglieder des Präventionsrates und des Jugendgemeinderates. Damit in der Hemdglonkernacht alles friedlich verläuft, wird die Polizei erhöhte Präsenz zeigen und auch Kontrollen durchführen. Unter anderem ist das Mitführen von Glasflaschen in dieser Nacht nicht erlaubt. Zudem sollen Sicherheitskräfte im Einsatz sein.