So wenig echte Gegenwehr wie in diesem Jahr hat es selten in der Gemeinde Moos beim Rathaussturm der Narrenvereine gegeben: Am Morgen des Schmutzigen Dunschtig machten die vier Mooser Narrenvereine unter der Regie von Joppenpräsident Martin Heller kurzen Prozess mit der Rathausmannschaft.
Gegen 8 Uhr war eine große Schar der vier Mooser Narrenzünfte vor das Rathaus gezogen, um die Macht an sich zu nehmen. Dabei wollte das Team um Dämonenschultes Patrick Krauss mit seinem Gruselkabinett besonders abschreckend sein. Allzu viel Eindruck hinterließen sie damit bei den Narren aber nicht: „Wir geben euch noch eine Minute, um zu türmen, bevor wir das Rathaus erstürmen“, reimte Martin Heller.
Rathaus unterliegt im Wettstreit
Zuvor gab es noch den üblichen Wettstreit zwischen den Narren und der Rathausmannschaft. Wie zu erwarten war, ließ die närrische Übermacht den Hausherren keine Chance. Vergeblich versuchten sie, Ringe aus großer Distanz in ein Ziel zu werfen. Das gelang den Vertretern der Narrenzünfte indes ganz leicht, indem sie einfach näher an ihr Ziel herantraten.
Unter dem Applaus der Narren überließ Patrick Krauss anschließend auch ohne große verbale Gegenwehr seinen Rathausschlüssel. Auch das ist eher ungewohnt – denn der Bürgermeister hat sich in den vergangenen Jahren als durchaus schlagfertig und wortgewandt gezeigt. Offenbar machte es ihm seine aufwändige Verkleidung als lebendiger Tod zu schwer, sich wie gewohnt zu artikulieren.
Versöhnung zum Schluss
Am Ende zog die närrische Schar dann in das Bürgerhaus ein, um gemeinsam mit ihren politischen Vertretern in die heiße Phase der Fastnacht einzutreten. Die hat derweil schon zu diesem frühen Zeitpunkt etliche Erkrankte zurückgelassen: Nach dem Festwochenende des Höri-Umzuges bei den Bankholzer Joppen in der vergangenen Woche beklagen die meisten der Hörizünfte einige Personen, die sich offenbar einen Virus zugezogen haben und nun zum Teil sogar die schönste Zeit des Jahres im Bett verbringen müssen.
Wenig zu sagen zur Ortslage
Aber nicht nur in Moos verlief der Rathaussturm ungewöhnlich, sondern auch in Gaienhofen: Gerade einmal 80 Sekunden dauerte die Rede von Narrenpräsident Pascal Stauss über die Lage im Dorf. Und anstatt einer Erstürmung des Rathauses schickten die Hägelisaier Bürgermeister Jürgen Maas lieber in den Urlaub. Auch ließ die Beteiligung der Bürger zu wünschen übrig: Kaum ein Zaungast war neben den Narrenzünften der Hägelisaier und der Käfertaler bei der Machtergreifung vertreten. Zwar waren die Schüler befreit worden, doch auch sie waren ausgeflogen.

Eine sehr tolle Stimmung verbreiteten dafür die Musiker der Käfertaler und der nach 14 Jahren wiederbelebte Fanfarenzug der Hägelisaier. Und Bürgermeister Jürgen Maas ließ die Narren leiden: Den Zutritt in das Rathaus konnten sich Präsident Pascal Stauss (Hägelisaier) und Präsidentin Michaela Schmid (Käfertaler) nur mit einer harten Dschungelcamp-Prüfung erkämpfen.
Paragrafen-Dschungel-Prüfungen
Der Bürgermeister sitze im Rathaus im schönsten Raum und erlebe dort seinen absoluten Traum, befand Pascal Stauss. Bereits seit einem Jahr sei Jürgen Maas im Dorf angekommen und habe das fast höchste Haus eingenommen. Alle lägen dem Bürgermeister zu Füßen und seien am Kriechen – besonders der Gemeinderat, er könne es schon riechen, entlockte Pascal Stauss den Narren die Lacher.
Jürgen Maas derweil verteidigte sein Rathaus mit Bestien und Ungeheuern. Furchterregende Paragrafen-Dschungel-Gestalten halfen ihm, die Narren aufzuhalten. Ein vom Sheriff zur Wunderwaffe mutierte Pandabär machte es den Narren schwer, das Rathaus einzunehmen.

Als Prüfung vertilgten die Narrenpräsidenten der Hägelisaier und Käfertaler dann mutig Rattenschwänze in Schokolade und suchten Neon-Sterne im Glibber und Rattenflaum. Sie aßen Rinderaugen und einen Burger voll mit Maden. Sämtliche Speisen waren liebevoll zubereitet und sahen täuschend echt aus.
Die Piraten lassen sich nicht aussperren
Nicht nur die Narren, sondern auch die Verwaltung wurde in Öhningen herausgefordert. Mit rasselnden Säbeln und noch schärferen Zungen übernahmen die Piraten vom Untersee dort die Macht im Rathaus. „Andreas Schmid, machen wir es kurz: Komm raus, du Feigling. Du brauchst keine Angst haben. Die Lehrer sind eh nicht da“, brüllte Pirat Fuzzi Graf im Kostüm einer Weinkönigin vor dem Rathaus von Öhningen: „Sie haben sich auf dem Multifeld angeklebt“, spielte Graf auf den Bau des Hauses der Vereine an. Man munkle, dass es Differenzen mit dem Rathaus gebe.
„Vielleicht ist das wie damals in der Schule. Dort haben mich die Lehrer auch nicht mögen“, schallte Bürgermeister Schmid aus dem verbarrikadierten Rathaus zurück. „Das zieht sich in deinem Leben durch wie ein roter Faden“, konterte Fuzzi Graf: „Wir machen nicht lange rum und brechen nun die Rathaustüre auf.“
Pantomime und Sprüche-Wettstreit
Bürgermeister Schmid stellte sich beim Rathaussturm als Öhninger Bierkönig dann doch seinem Schicksal. Der verbale Schlagabtausch zwischen dem Bierkönig Andreas Schmid und der Weinkönigin Fuzzi Graf um den Rathausschlüssel mündete auf den Rathausstufen in einen Wettstreit der Titanen. Den befreiten Kindern wurden Bilder von Begriffen gezeigt, die sie den beiden Wettstreitenden um die politische Macht pantomimisch vorspielten.

Beim Punktegleichstand nach der sechsten Runde wechselten die Kontrahenten in den Sprüchle-Modus. Wie bereits vorher abgesprochen buhten die Narren und die befreiten Kinder den Bierkönig aus und umjubelten die Weinkönigin. Das Votum sprach sich daher eindeutig für die Piraten aus. Gemeinsam stimmten die 400 Narren schließlich zu einem närrischen Lied an und nahmen das Rathaus ein.