Mit 56 Jahren ist die Narrenzeitung Kappedeschle mittlerweile ein Traditionsprodukt der Narrizella Ratoldi. Ein halbes Jahrhundert kümmerte sich Lothar Rapp federführend um die Zeitung, Inhalt und Layout. Er prägte den Kappedeschle maßgeblich. Nach dessen plötzlichen Tod hat nun ein Team aus erfahrenen Zeitungsmachern und jungen, kreativen Köpfen das Ruder übernommen. Beim Andruckfest in der Druckerei Zabel wurde die neueste Ausgabe des Kappedeschle vorgestellt.
Das neue Kappedeschle-Team, bestehend aus Georg Becker, Peter Zabel und Carmen Aschinger, Christina Stocker, Josh Frengele, Benni Bromma, Lena Hügel, Katharina Uhl, Julika Keller und Jule Uhl, ist das große Erbe angetreten. Herausgekommen ist – das ist keine Überraschung – eine Narrenzeitung. Und diese ist vollgepackt mit tollen Bildern der Narrizella-Figuren und Texten zu allerhand Ereignissen in Radolfzell.
Gedicht auf einen Bauzaun
So gibt es ein Gedicht auf den Bauzaun, der die Güttinger im Sommer von ihrem Buchenseebad getrennt hatte, weil die Badeaufsicht fehlte und die Stadt den Zugang zum See kurzhand versperrte. Auch das aktuell wieder heiß diskutierte, angeblich erste klimaneutrale Gewerbegebiet Blurado hat seinen Weg in den Kappedeschle gefunden. Und zwar in einem Gespräch zweier Weinbergschnecken, die sich über den hohen Anteil an Wiese und Löwenzahn im Gewerbegebiet freuen. Auch eine Narrenschelte des Kappedeschle darf nicht fehlen.
Der OB als Influencer
Dass die Narrenzeitung im Jahr 2025 angekommen ist, zeigen auch die vielen Verweise auf die Online-Aktivitäten der Zunft. Auch die wohl größte Online-Aktivität der Stadt, die von Oberbürgermeister Simon Gröger, wird im Kappedeschle thematisiert. Gardist und Gröger-Double Lars Brunner mimt den „Insta-Men – unser Held im hellblauen Anzug“, den „Influencer Nr. 1“, wie Gröger in der Narrenzeitung genannt wird.
Beim Durchblättern der Zeitung beim Andruckfest gerät der echte OB in die Rechtfertigungsposition. „Den blauen Anzug trage ich gar nicht mehr“, stellt Gröger klar. Man müsse sich eben weiterentwickeln, auch modisch.

Narrizella-Präsident Martin Schäuble äußerte große Zufriedenheit über den Generationenwechsel, der nun auch die Narrenzeitung erfasst habe. „Es beginnt eine neue Ära“, so Schäuble.
Der Kappedeschle habe sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer der besten Narrenzeitungen der Raumschaft entwickelt, für die Zunft sei dies nicht nur eine Visitenkarte, sondern auch ein wichtiges wirtschaftliches Standbein. Er hoffe, dass sich das Team auch im kommenden Jahr zusammenfindet – und eigentlich auch die nächsten Jahre: „Auf die nächsten 25 Jahre!“

Die Zahl 25 hat für den Narrizella-Präsident eine wichtige Bedeutung, denn im Jahr 2000 übernahm Martin Schäuble die Leitung der Zunft. Am Freitag, 14. Februar, um 20 Uhr, wird er zum 100. Mal einen Narrenspiegel der Narrizella eröffnen.
Titelbild kommt von einem Gardisten
Hausherr Peter Zabel führte die anwesenden Gäste des Andruckfestes kurz durch die Zeitung. Das Titelbild kommt in diesem Jahr von Lutz Endres von der Garde. Für Zabel ein ungewöhnlicher Prozess. „Das erste Mal seit 30 Jahren habe ich über das Titelbild nicht mitdiskutiert. Ich bin aber mit der Entscheidung voll zufrieden“, erklärte Zabel.
Der Künstler selbst wurde aufgefordert, ein paar erklärende Worte zu seinem Werk zu machen. Gardist Endres hielt sich kurz: „Das ist der El Nino und er hat ein Häs an.“ So einfach kann Kunst auch manchmal sein, denn das Kunstwerk an der Hafenmole ist weit über die Stadtgrenzen bekannt.

Zabel erinnerte alle Anwesenden, dass nach der Narrenzeitung vor der Narrenzeitung sei. Und hier zeigt sich wieder das junge Team des Kappedeschle: Für Einsendungen – auch anonym – von Anekdoten und lustigen Begebenheiten während der Fasnacht gibt es jetzt eine E-Mail-Adresse: kappedeschle@narrizella-ratoldi.de.
Ein besonderer Dank für das Engagement bei der Zeitung, nicht nur was die vielen Anzeigenkunden, sondern auch beispielsweise das Layout angeht, erhielt Carmen Aschinger. Sie wurde mit dem Kappedeschle-Orden in bunt ausgezeichnet. Musikalisch wurde das Andruckfest wie gewohnt von der Holzhauermusik umrahmt.