Das war sie also, meine erste schwäbisch-alemannische Fasnacht. Als Großstadtmensch, als Fasnachts-Neuling, als jemand, der zuvor keine Berührungspunkte mit all dem gehabt hatte. Dabei könnte mein Eindruck heute nicht positiver sein. Angefangen damit, dass ich vom Stockacher Narrengericht zum Laufnarr geschlagen wurde und meinen ersten Orden erhielt. Der traditionelle Schlag auf den Rücken tat weh, aber das war es wert. Jetzt fehlt nur die Narrenkappe mit dem positiven Nebeneffekt, dass ich mir für die nächste Fasnacht weniger Gedanken um ein Kostüm machen muss.
Doch wie kann man als Neuling eigentlich Spaß an der Fasnacht haben und was hat es damit auf sich? Ich hatte die Ehre, viele Zunftmeister und -präsidenten kennenzulernen, die mir das verraten. Nach den vergangenen Wochen weiß ich: Es steckt viel mehr dahinter als exzessives Trinken. Das Wahren der Tradition und des Brauchtums fasziniert mich wohl auch deshalb, weil ich es aus meiner Heimat Frankfurt am Main nicht kenne – zumal man dort, wenn überhaupt nur Fasching feiert. Und das ist definitiv nicht dasselbe.
Wie es richtig geht, das haben mir die Zünfte von der Höri gezeigt. Unglaublich, wie sehr die Narren an ihrem Brauchtum hängen. Wie viel Mühe sie in die Erstellung ihrer Häser stecken. Wie verschieden die einzelnen Figuren sind – da habe ich hin und wieder den Überblick verloren. Fest steht: Sie sind alle so freundlich und lustig drauf. Sie haben mich sofort in ihren Bann gezogen und das Gefühl gegeben, ein Teil des Ganzen zu sein.
Das Fazit der ersten Fasnacht am Bodensee? Zu Beginn war die närrische Zeit noch fremd, aber es war insgesamt ganz nett. So nett, dass ich beim nächsten Erspähen der gelb leuchtenden Aufkleber ganz klar sagen kann: „Ja, ich war schon mal in Baden-Württemberg. Und hier möchte ich zur Fasnachtszeit nicht mehr weg.“