Die Debatte um den Ausbau der Markelfinger Grundschule ist entschieden: Der Anbau, für den die Bauarbeiten gerade laufen, wird ein zweites Stockwerk erhalten. Das entschied der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung fraktionsübergreifend – und zwar gegen den Willen der Stadtverwaltung. Die Diskussion in der Sitzung war teils emotional, nachdem die Stadt das Ergebnis eines Prüfantrags für einen zweiten Stock vorgestellt hatte.

Mit diesem war die Verwaltung in einer vorherigen Sitzung von den Räten beauftragt worden. Zwar erfolgte erst im August dieses Jahres der Spatenstich für den ersten Stock, der bis Sommer 2025 fertig sein soll. Die Kosten sind mit 1,9 Millionen Euro veranschlagt, von denen 160.000 Euro gefördert werden. Doch auf Grund des starken Zuzugs durch junge Familien mit Kindern, da das Neubaugebiet „Im Tal“ nicht in Bauabschnitten, sondern komplett auf den Markt gebracht wurde, ist der Platz in der Schule viel zu knapp.

Mehrmonatige Vorgeschichte

Die Räte befanden daher, ein Stockwerk werde die Situation nur kurzfristig verbessern. Es gäbe dann nach wie vor keinen Platz für einen Musikraum oder einen Versammlungsraum, denn diese würden auch als Klassenzimmer gebraucht werden. Ebenso fehlten Räume für die Kinderzeit, die städtische Betreuung für Grundschulkinder, sowie für die verlässliche Grundschule, die ab 2026 eingeführt wird.

Bürgermeisterin Monika Laule warnte jedoch davor, dass eine nochmalige Erweiterung Folgen für die gesamte Stadt und alle Ortsteile haben würde. Denn laut Bevölkerungsvorausrechnung brauche man den zusätzlichen Raum eines zweiten Stockwerks nur für eine kurze Zeit.

Das Ergebnis des Prüfantrags

Dem Prüfantrag kam die Verwaltung aber nach und stellte dessen Ergebnis nun im Gemeinderat vor. Demnach sieht die Verwaltung weiterhin keinen Bedarf für einen zweiten Stock, dessen Baukosten sie auf 2 Millionen Euro schätzt. Die Schülerentwicklung zeige in zwei unabhängigen Analysen langfristig eine Einzügigkeit. Ab 2028/2029 werde sich die Schülerzahl wieder reduzieren. Ab 2034/35 sei sie wieder komplett einzügig. Da das Land nur langfristige Entwicklungen berücksichtige, sei eine Förderung nicht möglich.

„Wenn Sie dem Antrag zustimmen, muss Ihnen klar sein, dass das Auswirkungen für alle Schulen hat“, warnt Bürgermeisterin Monika Laule.
„Wenn Sie dem Antrag zustimmen, muss Ihnen klar sein, dass das Auswirkungen für alle Schulen hat“, warnt Bürgermeisterin Monika Laule. | Bild: Marinovic, Laura

In der Interimszeit sei die Unterrichtsversorgung sichergestellt durch bestehende Räume für acht Klassen. So sei eine hohe Bildungsqualität geboten. Selbst wenn es zeitweise eine Klassenteilung auf fünf Klassen gebe, stehe im Untergeschoss genug Raum zur Verfügung. Im Notfall könnte der Mehrzweckraum als Klassenzimmer genutzt werden.

Zudem würde ein zweistöckiger Ausbau auch den Anspruch anderer Schule zur Folge haben, erklärte Laule. Aus Gründen der Bildungsgerechtigkeit entstünde so weiterer Baubedarf. Denn stelle man der Grundschule Markelfingen mehr Räume zur Verfügung, müsse man dies auch allen anderen Schulen der Kernstadt und der Ortsteile gewähren.

„Wir dürfen nicht die gleichen Fehler wiederholen, wie schon in der Vergangenheit“, begründet CDU-Stadträtin Martina Gleich den ...
„Wir dürfen nicht die gleichen Fehler wiederholen, wie schon in der Vergangenheit“, begründet CDU-Stadträtin Martina Gleich den fraktionsübergreifenden Antrag. | Bild: Andreas Kochloeffel

Und in der Prioritätenliste, welche Grundschule als nächstes Extra-Räume bekommen soll, steht Markelfingen nur auf Platz fünf. Vor ihr in der Reihenfolge auf Platz eins steht die Sonnenrainschule, dann auf den Plätzen zwei bis vier stehen Stahringen, Liggeringen und Güttingen. Außerdem würden die Gelder an anderen Stellen fehlen, sodass wichtige Projekte sich um Jahre verzögern würden, führte Laule in der Sitzung aus. Die Verwaltung schlug daher vor, den zweiten Stock nicht zu bauen.

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Fraktionen fordern zweiten Stock – und kritisieren die Verwaltung

Martina Gleich (CDU) verlas dennoch einen erneut von allen Fraktionen unterstützten Antrag für einen sofortigen Baubeginn eines zweiten Stockes. „Wir dürfen nicht die gleichen Fehler wiederholen, wie schon in der Vergangenheit“, sagte sie. In Fraktionskollege Bernhard Diehl verwies als Beispiele auf den Kindergarten Römerbrunnen und die Container bei der Villa Sonnenschein, als man zu spät auf Bedarf reagiert habe.

„Die Vorlage der Verwaltung erfüllt die größten Befürchtungen der SPD-Fraktion“, sagt Markus Zähringer (SPD).
„Die Vorlage der Verwaltung erfüllt die größten Befürchtungen der SPD-Fraktion“, sagt Markus Zähringer (SPD). | Bild: Andreas Kochlöffel

Markus Zähringer, SPD-Stadtrat und Schulleiter des BSZ, erklärte: „Die Vorlage der Verwaltung erfüllt die größten Befürchtungen der SPD-Fraktion.“ Die Ortsteile und ihre Schulen würden darin gegeneinander ausgespielt. Beim Thema Schule sei jedoch jede Investition wichtig, es gehe um Bildungsgerechtigkeit.

Auch Siegfried Lehmann (FGL) unterstützte den Antrag. Die Entwicklung der Schülerzahlen sei eben nur eine Prognose und kein eindeutiger Beweis. Man müsse ab 2026 aber den Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung abdecken. „Die räumliche Situation muss dann definitiv für Kinderzeit und Zweizügigkeit ausreichen – und das ist ohne zweiten Stock nicht garantiert“, warnte er vor einem „Ritt auf der Rasierklinge“.

„Die räumliche Situation muss 2026 definitiv für Kinderzeit und Zweizügigkeit ausreichen – und das ist ohne zweiten Stock nicht ...
„Die räumliche Situation muss 2026 definitiv für Kinderzeit und Zweizügigkeit ausreichen – und das ist ohne zweiten Stock nicht garantiert“, sagt Siegfried Lehmann (FGL). | Bild: FGL

Bürgermeisterin warnt vor Folgen

Bürgermeisterin Monika Laule wehrte sich gegen den Vorwurf, die Stadt spiele die Ortsteile gegeneinander aus und komme bei der Kindertages- und Schulplätzen nicht hinterher. Andere Gemeinden hätten einen deutlich größeren Mangel. Sie beklagte die mangelnde finanzielle Ausstattung der Kommunen durch Bund und Länder, um den Rechtsanspruch umzusetzen.

Die Verwaltung habe sich am Schulraumprogramm des Regierungspräsidiums orientiert, das nur langfristige Bevölkerungsentwicklungen berücksichtigt. „Wenn Sie dem Antrag zustimmen, muss Ihnen klar sein, dass das Auswirkungen für alle Schulen hat. Mit Ausspielen hat das nichts zu tun“, warnte sie abermals. Andere Schulen hätten dann ebenfalls einen Anspruch, viele Projekte würden sich verzögern.

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Wie geht es nun weiter?

Am Ende stimmten Räten bei fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme von Dietmar Baumgartner (FW), der angesichts der Kosten auf die anstehende Haushaltsberatung als Begründung verwies, dennoch fraktionsübergreifend für den CDU-Antrag.

Damit soll bald der zweistöckige Ausbau beginnen. Laut Sitzungsvorlage ist mit einer Fertigstellung bis zum vierten Quartal 2026 zu rechnen. Die aus der Entscheidung resultierenden Änderungen bei der Schulbaupriorisierung wird die Verwaltung nun erarbeiten und dann im Rat präsentieren, kündigte Oberbürgermeister Simon Gröger an.