Mit großem Respekt blickte der Vorsitzende der Radolfzeller Stadtkapelle, Gabriel Deufel, jüngst bei der Hauptversammlung des Vereins auf den über zwölf Jahre andauernden Vorsitz seines Vorgängers Thomas Späth zurück. Mit ihm sei im vergangenen Jahr eine große Ära zu Ende gegangen, sagte Deufel. Und es seien unter ihm und seiner Vorstandschaft viele neue Ideen, Projekte und Veränderungen in der Stadtkapelle Radolfzell entstanden.
Beispielsweise die Anschaffung neuer Uniformen, die passive Mitgliedschaft mit neuer Satzung, das Großprojekt 250 Jahre Stadtkapelle, die gemeinsamen Konzertreisen mit dem Jugendblasorchester und die Ausstellung im Stadtmuseum im Jubiläumsjahr 2022.
Sicherheitskonzepte war Herausforderung
Anfang des vergangenen Jahres wählte die Stadtkapelle viele neue Gesichter in den Vorstand: Gabriel Deufel wurde als Vorsitzender und Alexander Hackel als sein Stellvertreter gewählt. Als erster Kassier konnte Martin Wistuba gewonnen werden; ihm steht Malte Burger als zweiter Kassier zur Seite. Neu im Beisitz wurden vergangenes Jahr Johannes Monser als Notenwart und Janik Kaiser als Festwirt gewählt.
Das erste Projekt des neuen Vorstands war 2023 das Frühjahrskonzert im Milchwerk. Für den Veranstaltungsort habe es jedoch einige Änderungen im Mietvertrag gegeben, erläuterte Gabriel Deufel. Sechs externe Sicherheitskräfte hätte der Mietvertag für das Milchwerk vorgesehen. Nach langen Gesprächen konnte Gabriel Deufel die Anzahl an Sicherheitskräften dann doch auf zwei und damit auch die Kosten um 600 Euro für die Anmietung reduzieren.
Laut Deufel habe dieses Personal „mehr oder weniger professionell die Kontrolle zum Saal übernommen – und das auch noch in unangemessener Kleidung“. Und die immer größer werdenden Sicherheitskonzepte, die eingefordert werden, führen dazu, dass immer weniger Veranstaltungen durch die Vereine organisiert werden, resümiert Deufel.
Alle Hände voll zu tun am Hausherrenfest
Apropos Sicherheit: Aktuell würden die Sicherheitskonzepte beim Hausherrenfest noch von der Stadt getragen werden – doch wie lange noch, fragte sich Deufel. Würden deren Kosten auf die Vereine übertragen, dann stelle sich die Frage, ob sich das Hausherrenfest für die Vereine und für die Stadtkapelle noch lohne. Die Veranstaltung sei auch 2023 ein Kraftakt für die Stadtkapelle gewesen, sagte Deufel – sei es beim Aufbau des Festgeländes, bei der Prozession beim Hochamt und dem anschließenden Konzert am See.
Bis spät in die Nacht hinein sei am See bewirtet, dann aufgeräumt und für den kommenden Tag vorbereitet worden. Und am nächsten Tag sei die Kapelle wieder früh aufgestanden – für die Begleitung der Wasserprozession und für die Bewirtung der Gäste. Und am Dienstag nach dem Hausherrenfest erfolgte der Abbau.
Ohne die Hilfe der Partner, Freunde und den Mitgliedern des Jugendblasorchesters wäre solch ein Programm nicht möglich gewesen, dankte Gabriel Deufel den vielen Helfern. Im September feierte die Stadtkapelle mit ihren Helfern als Dank ein Helferfest.
Schriftführerin wird stiller Star
Im vergangenen Jahr startete die Stadtkapelle außerdem ein neues Werbeprojekt: Mit dem neuen Probeschnuppern konnten einige neue Musiker und Musikerinnen für die Stadtkapelle gewonnen werden, freute sich Gabriel Deufel. Und es gab noch einen Grund zur Freude: Schriftführerin Monika Peglau wurde auf Platz sieben des vom SÜDKURIER ausgelobten Wettbewerbs „Stille Stars im Verein“ gewählt.
Außerdem kaufte die Stadtkapelle 2023 einen Anhänger für den Transport der Instrumente. Er steht nun allen Orchestern der Musikschule zur Verfügung. Am zweiten Advent veranstaltete die Stadtkapelle Radolfzell zudem mit dem Jugendblasorchester ein gemeinsames Adventskonzert. Die Einnahmen gingen an die Nachbarschaftshilfe in Möggingen.
Erfolgreiche Konzerte – aber zum Teil fehlt der Zuwachs
Aus musikalischer Sicht verlief das vorangegangene Jahr gegenüber dem ereignisreichen Jubiläumsjahr 2022 insgesamt relativ ruhig, resümierte Dirigent Kuno Rauch in seinem Tätigkeitsbericht. Die Stadtkapelle Radolfzell startete ihre Proben im Januar, im März folgte ein Probewochenende, im April rahmten die Musiker zwei Erstkommunionen. Die Kapelle begleitete zudem zwei Hochzeiten mit Ständchen, den Gottesdienst am Konzertsegel zum kirchlichen Feiertag Fronleichnam samt Prozession zum Radolfzeller Münster sowie die Feiern und Prozessionen zum Hausherrenfest.
Drei große Konzerte standen im Kalender der Stadtkapelle: das Frühjahrskonzert im April des vergangenen Jahres, das Festkonzert am Hausherrensonntag und das Adventskonzert in der Meinradskirche. „Alle Konzerte wurden gut besucht“, resümierte Dirigent Kuno Rauch. Er freute sich zudem, dass einige junge Musiker aus dem Jugendblasorchester ihren Weg in die Stadtkapelle fanden.
Kuno Rauch verwies aber auch auf den fehlenden Zuwachs bei den Registern Oboe und Waldhorn in der Stadtkapelle, der selbst von der Musikschule nicht mehr bedient werden könne. Dieser Mangel betreffe die Stadtkapelle, das Jugendblasorchester sowie das Kids-Blasorchester – mit der Folge, dass im vergangenen Jahr das für die Stadtkapelle wichtige Wertungsspiel in Geisingen abgesagt werden musste.