Eigentlich wollte der Verein Zeller Kultur im April und Mai mit zwei neuen Theaterproduktionen an den Start gehen. Neun Monate steckte der Radolfzeller Kulturbetrieb in die Vorbereitungen und Proben für Bertold Brechts „Trommeln der Nacht“ und Wolfgang Hildesheimers „Die Verspätung“. Beide Produktionen wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Mit der Folge, dass ein leeres Theater auch für die Zeller Kultur leere Kassen bedeutet.
Der Kulturverein ist Auftraggeber für freischaffende Künstler und trug Kosten für bereits entstandene Aufwendungen für Bühnenbild, Kostüme und Werbung. Hinzu kommen laufende Ausgaben für die Spielstätte samt Modernisierung der ehemaligen alten Schreinerei. Neben den Einbußen durch die Pandemie steht der Verein vor einer neuen Herausforderung: Die Zeller Kultur verlor durch die hohe Anzahl an Veranstaltungen der letzten Jahre ihre Sondergenehmigung für den Barbetrieb und muss diesen nun professionell umbauen. Dafür fehlen dem Kulturverein 15.000 Euro. Den Verlust allein der beiden Theaterproduktionen beziffert er auf rund 8000 Euro an entgangenen Eintrittsgeldern.
Die Zeller Kultur sucht den Stillstand des Betriebs mit der Sanierung der Spielstätte einzudämmen. Waltraud Rasch fragte einige Mitglieder vorab an, ob sie sich unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen am Umbau beteiligen wollen. Im Theater-Vorhof wurde eine Außenwand gestrichen und im Saal die Tribüne für die Bestuhlung geölt und versiegelt.
Für den Betrieb werden aktuell 37 laufende und drei Meter hohe brandsichere Vorhangstoffe für Theater und Fenster vernäht. Mitglieder demontieren die alte Elektrik, tauschen in den Betriebsräumen die Kabel aus und verlegen diese in neu geschaffene Kabelkanäle – allein im Theaterraum liegen 400 Meter neue Kabel.
Barrierefreie Toiletten im Erdgeschoss
Hinzu kommen im Gebäude rund 160 Meter an neuen Heizungsrohren. In einem abgesonderten und brandsicheren Raum wird die neue Lichtsteuerung für die Aufführungen eingerichtet. Und im Erdgeschoss baut die Zeller Kultur eine barrierefreie Toilettenanlage. Dafür zieht sie Wände ein, verlegt Böden und bereitet den neu gestalteten Raum für die Wasserinstallationen vor. Der Barbetrieb wurde demontiert und wartet nach dem Eingang von Spenden und Zuschüssen förmlich auf seine Neugestaltung.
Ein Vorteil sei, dass die Umbauten ungehindert stattfinden können und die sonst anwesenden Gruppen nicht stören, so Vereinsmitglied Andreas Nitschke. Vier Theatergruppen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren sind von der Schließung betroffen. Die Zeller Kultur beherbergt zudem Räume für Maskenbaukurse und ein Maskentheater, für das Puppentheater mit Nähwerkstatt und für eine Frauen-Theatertanzgruppe wie für den Musikunterricht, der Werkstätte für freies Malen und die Denkwerkstatt Demokratie.
Überlegungen für die Zeit nach dem Stillstand
„Bisher sind zwei Inszenierungen mit insgesamt 14 Aufführungen sowie eine Produktion für das Kindertheater ins Wasser gefallen“, bedauert Rasch. Hinzu kommen bis zu 25 Veranstaltungen für Konzerte, Theater und Musiktheater. Der Verein stellt Überlegungen an, wie bei einer Lockerung der Corona-Verordnung für Veranstaltungen ein eingeschränkter Theaterbetrieb aussehen und wie sich die Besucher vor einer möglichen Infektion schützen könnten.
Es sei eine Balance zu finden zwischen dem Wunsch der Theaterfreunde, eine Produktion sehen zu wollen, und dem Schutz aller Beteiligten, so Andreas Nitschke. Vor dem Herbst sehe er jedoch keine Produktion am Theater. Aber bis dahin würde man mehr über den Virus wissen.