An vielen Straßen in Radolfzell und seinen Ortsteilen ist der Verkehrslärm zu hoch, zeigen Messungen im Rahmen des neuen Lärmaktionsplans. An diesen Stellen soll deshalb Tempo 30 eingeführt werden. Bereits im November stellte die Stadt vor, für welche Straßen das geplant ist. Im Anschluss hatten Bürger und Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, Einwände zu äußern. Daraus ergeben sich nun noch einmal Änderungen am Plan, die im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik zu Diskussionen führten.
Gestrichen werden sollen aus dem Plan zwei Straßen. Zur Kontrolle der neuen Regelungen sollen zudem Blitzer angeschafft werden. Der Ausschuss stimmte für den Vorschlag der Verwaltung, über den am kommenden Dienstag, 20. Mai, noch der Gemeinderat beraten wird.
Steißlinger Straße und Kaltbrunner Straße fliegen aus dem Plan
Laut den Sitzungsunterlagen gingen von Bürgern insgesamt 22 Stellungnahmen ein, von Seiten der Träger öffentlicher Belange liegen der Stadt insgesamt sieben Anmerkungen vor. Die Bürger wünschten vor allem Tempo 30 und die Überwachung der Geschwindigkeitsbegrenzung sowie einen Fahrradweg und Schutzstreifen in der Güttinger Straße.
Für Änderungen sorgten jedoch lediglich die Anmerkungen der Polizei. Sie sprach sich gegen die geplante Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 50 in der Steißlinger Straße (L 226) von der Kasernenstraße bis zum bereits bestehenden Tempo 50 aus. Diesem Wunsch möchte die Stadt nachkommen.
Zudem wird die im Markelfinger Ortschaftsrat beschlossene Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 in der Kaltbrunner Straße nicht im Rahmen des Lärmaktionsplans umgesetzt. Da die Lärmwerte dort laut Messung nicht hoch genug sind, gebe es in diesem Rahmen keine Handhabe dafür, heißt es.
Mit einer anderen Begründung könnte hier künftig aber dennoch Tempo 30 beschlossen werden. Dies soll unabhängig vom Lärmaktionsplan noch einmal im Ortschaftsrat Thema sein.
Das ist in den Ortsteilen geplant
Alle weiteren Beschlüsse aus den Vorberatungen in den Ortsteilen sind hingegen weiterhin Teil des Lärmaktionsplans. Der Ausschuss stimmte dem entsprechenden Planfall eins zu. Dieser sieht Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt in Liggeringen von der Bodanrückstraße 1 bis zum Litzelhardtweg und auf der K6100 vom Ortseingang aus Richtung Bodman bis zur Kreuzung mit der Bodanrückstraße vor.
Für die Mögginger Ortsdurchfahrt (K6167) soll nur auf einem kleinen Stück von der Schulstraße bis zur Hausnummer 18 Tempo 30 gelten. Für die Ortsdurchfahrt Markelfingen ist tagsüber Tempo 40, nachts Tempo 30 geplant.
Hier fragten die FGL-Räte Selma Anton und Mona Kramer nach, warum auf den Ortsdurchfahrten in Markelfingen und Böhringen Tempo 30 nicht bis zum Ortschild gilt, sondern als Zwischenschritt noch 50, ehe auf 80 Kilometern pro Stunde beschleunigt werden darf. Sie beantragten, die Ortschaftsräte sollten sich erneut damit beschäftigen und klar positionieren, warum sie kein durchgehenden Tempo 30 tagsüber wünschen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt.
Maximilian Gericke von der Forma Modus Consult erklärte, eine solche Vorgehensweise könne für den Verkehrsfluss sogar positiv sein. Die Lärmwerte machten zudem kein Tempo 30 notwendig. Auch Oberbürgermeister Simon Gröger und die Ortsvorsteher Jürgen Keck (FDP) und Lorenz Thum (CDU) sprachen sich dagegen aus, die Ortschaftsräte hätten ihre Haltung bereits deutlich gemacht. Das Thema sei „ausdiskutiert“, so Gröger.
Diese Straßen in der Kernstadt sind betroffen
In der Kernstadt ist Tempo 30 in der Böhringer Straße von der Zeppelinstraße bis zur Haselbrunnstraße geplant, in der Friedhofstraße von der Haselbrunnstraße bis zur Böhringer Straße sowie in der Böhringer Straße von der Friedhofstraße bis zur Mooser Straße.
Außerdem sieht der Plan in der Zeppelinstraße (L220) von der Radolfzeller Straße bis zur Hausnummer 16, sowie von der Eisenbahnstraße Nummer 3 über die Friedrich-Werber-Straße bis zur Einmündung der Lohmühlenstraße und auf der Haselbrunnstraße (L220) von der Böhringer Straße bis zum Kreisverkehr Schützenstraße und von dort bis zum Ortsschild Tempo 30 vor.
Gleiches gilt in der Güttinger Straße von Höhe Waldstraße 22 bis zum Kreisverkehr Friedrichstraße/Konstanzer Straße sowie in der Konstanzer Straße von der Tegginger Straße bis zur Nummer 66.
Hier bemängelte Anton (FGL), sie wisse von weiteren Stellen, an denen Anwohner Tempo 30 wünschten, zum Beispiel in der Schützenstraße beim Seemaxx. Auch dazu erklärte Gericke, dass es an dieser Stelle nicht genug Wohnbebauung und ausreichend Lärm gebe, um Tempo 30 notwendig zu machen.
Viele neue Blitzer und 1 Million Euro Kosten
Zudem sieht der Planfall vor, die neu eingeführten Regelungen durch stationäre und mobile Anlagen sowie zusätzliches Personal zu kontrollieren. Die Umsetzung würde daher 1,285 Millionen Euro kosten. Die entsprechenden Mittel sollen im Haushalt ab 2026 eingeplant werden.
Bevor der Plan in Kraft tritt, wird er noch in der kommenden Gemeinderatssitzung am Dienstag, 20. Mai, Thema sein. Dieser muss final zustimmen. Die Verwaltung wird dann eine Vorlage erarbeiten mit konkreten Vorschlägen zur Finanzierung in den kommenden drei Jahren.