Im Jahr zwei der Pandemie bleibt es auch für das kirchliche Hausherrenfest in Radolfzell an diesem dritten Wochenende im Juli bei Einschränkungen. Stadtpfarrer Heinz Vogel berichtet, dass schon seit den Vorplanungen die Rahmenbedingungen in der Corona-Pandemie immer wieder ein Thema gewesen seien. Nun sei klar: „Wir machen das kirchliche Hausherrenfest in reduzierter Form.“ Ohne Prozession, mit Anmeldung für das Hochamt am Sonntag um 9 Uhr, auch die Mooser Wasserprozession am Montagmorgen kommt in geschlossener Gesellschaft über den See und in das Münster.

Gitter sind nicht verlockend

Die Bilder vom Baden-Württemberg-Tag zu den Heimattagen vom ersten Juli-Wochenende in Radolfzell sind Pfarrer Vogel im Kopf hängen geblieben. Der Marktplatz, zwischen Münster und Pfarrhaus abgesperrt mit Laufgittern, sei nicht das, was er sich als schmuckes Beiwerk für die Hausherren-Prozession durch die Altstadt vorstellt: „Sobald wir auch als Kirche in die Öffentlichkeit gehen, hätten wir die Gitter drum herum aufstellen müssen.“

Im geschlossenen Raum

Heinz Vogel zeigt Verständnis für das bestehende Regelwerk, muss aber mit seinem Team nach einer angemessenen Form für das Hausherrenfest suchen. Die Feierlichkeiten bleiben im geschlossenen Raum des Radolfzeller Münsters, wenn auch dort durch den Gerüstaufbau für die Sanierungsarbeiten nicht immer alles im gewohnten Maß zugänglich ist.

„Die Kirche als Baustelle“, dieses Bild gefällt Heinz Vogel. Und der Pfarrer will den Menschen zum Hausherrenfest auch inhaltlich etwas anbieten. Er hat das kirchliche Fest und das Motto des Markus-Evangeliums an diesem Tag gestellt: „Kommt mit und ruht ein wenig aus.“ Vogel berichtet von seinen Eindrücken, dass gerade in diesen Pandemiezeiten viele Menschen unter Stress-Erfahrungen litten. Es gebe die einen, die sagen, immer zerre jemand ihnen und immer müsse eine Aufgabe erledigt werden. Und dann gebe es die anderen, „für die ist die Ruhe zur Qual geworden“, sagt Vogel.

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In diesem Spannungszustand gehe es auch darum, den eigenen Wurzeln nachzuspüren. Ständig bewege man sich in Extremen. Heinz Vogel erzählt von seinem Vater Manfred Vogel, der auf Vancouver Island lebt. Zuerst habe er unter dem vom Klimawandel verursachten Hitzeschild über British Columbia gelitten, jetzt hätten ihn die entdeckten Grabstätten indigener Kinder in der Nähe von katholischen Internaten erschüttert. Der Radolfzeller Pfarrer sieht hier einen Impuls für das Hausherrenfest: „Wie kommen wir wieder ins Lot?“, das sei eine Frage, die gut zur Verehrung der drei Heiligen Hausherren Theopont, Senesius und Zeno in der Stadt passe. „Die Radolfzeller gehen zu ihren Hausherren, wenn sie etwas auf dem Herzen haben“, sagt Vogel.

„Erzählungen brauchen Zeit“

Das auf die Pandemie-Regeln angepasste Programm im Münster bietet Besonderheiten. Erzählungen, wie die über die drei Hausherren, ließen sich nicht in eine Kurznachricht auf einem Smartphone pressen. „Erzählungen brauchen Zeit und jede Religionsgemeinschaft lebt von den Erzählungen“, so Vogel. Deshalb hat er am Freitag, 16. Juli, zum „Klangraum der Nacht“ um 21 Uhr die buddhistische Nonne Jilpa aus dem Weltkloster und den Künstler Shady Al-Matar eingeladen, im Nachtgebet darüber zu sprechen, was ihnen „heilig“ sei.

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Die Festpredigt hält beim Hausherrenfest 2021 Thomas Herkert, Vorstandsvorsitzender und Diözesan-Caritasdirektor in der Erzdiözese Freiburg. Vogel kennt Herkert aus gemeinsamen Studienzeiten. Der frühere Pfarrer der Hochschule Freiburg und ehemalige Direktor der Katholischen Akademie in Freiburg sei „ein scharfer Denker“, kündigt der Radolfzeller Stadtpfarrer den Festprediger für den Sonntag an. Herkert wird in beiden Eucharistiefeiern um 9 und 11.30 Uhr predigen.

Gottesdienste am Hausherrenfest 2021 mit Musik

  • Am Hausherrensamstag, 17. Juli: Um 18.45 Uhr Eucharistiefeier, den die Jugendkantorei der Singschule Radolfzell gemeinsam mit Kuno Rauch an der Trompete gestalten will. Die Leitung hat Irene Mattausch. An Orgel und Piano spielt Andreas Jetter.
  • Am Hausherrensonntag, 18. Juli: Um 9 Uhr und um 11.30 Uhr singt das fünfstimmige Solistenensemble Irene Mattausch, Karin Heinrich (beide Sopran), Katrin Auzinger (Alt), Gernot Heinrich (Tenor) und Markus Volpert (Bass) unter der Leitung von Andreas Jetter Werke von Palestrina, Hawes und Gjeilo. Dazu improvisieren Dominik Frey am Saxophon und der Perkussionist Murat Coskun aus Freiburg. Die Festpredigten hält Caritasdirektor und Ordinariatsrat Thomas Herkert. Um 14.30 Uhr: Impuls „Der Schrein der Heiligen wird zum Segen“, Musik machen die Münstermücken. Im Abendlob um 19 Uhr spielen die Münsterbläser und Münsterkantor Andreas Jetter.
  • Am Hausherrenmontag, 19. Juli: Um 7 Uhr Feier der Eucharistie für alle. Das Mooser Amt bleibt aufgrund der Corona-Regeln nur den angemeldeten Pilgern von der Höri vorbehalten.
  • Zur Sanierung des Münsters: Im Innenraum der Kirche sind die Wände abgestrahlt und gesäubert worden. Eine Heizungssteuerung mit geringerer Luftbewegung soll eine weitere Renovierung des Innenraums um etwa 20 Jahre hinauszögern. Im Dachstuhl werden Schwachstellen zwischen Gebälk und Gewölbe ausgebessert. Zudem bekommt das Münster eine neue Beleuchtung. Bis zum Ende sämtlicher Maßnahmen vom Einbau der neuen Heizung, Dach- und Dachstuhlreparaturen sowie zahlreichen Arbeiten im Innenraum wird es voraussichtlich bis Ende 2023 andauern. Die Gesamtkosten der Sanierung sind mit 4,3 Millionen Euro berechnet.