Natalie Reiser

Das Kletterwerk hat in den letzten Jahren immer mehr Besucher in seinen Bann gezogen. Im Juli 2020 erwarb die Sektion Konstanz des Deutschen Alpenvereins (DAV) die Halle von der Stadt Radolfzell. Dadurch hat sich einiges geändert.

Der Sektion sind die Türen geöffnet, baulich größere Veränderungen vorzunehmen. In der Folge wurden auch die vertraglichen Bedingungen für die Betriebsleitung neu gesteckt. Georg Fleischmann, seit sechs Jahren Betriebsleiter des Kletterwerks, lehnte ein neues Angebot des Vereins ab. Zum Jahresende wird er seine Tätigkeit niederlegen.

Bedauern auf beiden Seiten über diese Entscheidung

„Wir sind sehr traurig, dass es zu keiner Einigung kam“, sagen Georg Fleischmann und Anja Frick, die in der Halle viele Arbeiten gemeinsam übernahmen. Auch die Sektion drückt auf ihrer Homepage Bedauern darüber aus, dass die aus ihrer Sicht notwendigen Anpassungen für Fleischmann nicht akzeptabel waren.

Corona habe bei diesen Entscheidungen keine Rolle gespielt, erklärt Helmut Norwat, Geschäftsführer der Sektion. „Wir sind uns der überaus positiven Entwicklung bewusst, die das Kletterwerk unter der Leitung von Georg Fleischmann genommen hat, und sind ihm und seinem Team für den großen Einsatz sehr dankbar“, schreibt Nils Weidmann, Vorsitzender der Sektion.

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In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Mitglieder in Konstanz, Radolfzell und Singen von 6.600 auf über 10.000 gestiegen. Unter ihnen sind viele junge Leute, die ihre Freizeit in der Natur, beim Wandern, Klettern oder mit Skitouren verbringen.

Ein Grund für die Beliebtheit des Vereins dürfte aber auch das Kletterwerk sein, das vor allem in den dunklen Monaten helfe, sportlich über den Winter zu kommen. Einen Ort des Vereinslebens zu schaffen, an dem sich Kletterer aller Niveaus, Jugendliche, Singles und Familien wohlfühlen, sei ihr Hauptaugenmerk gewesen, berichten Frick und Fleischmann.

Neue Konditionen wären für das Paar auch privat nicht tragbar gewesen

Weiterhin alle Interessen unter einen Hut zu bringen, wäre ihnen zu den geänderten Bedingungen nicht möglich gewesen, meinen die beiden. „Zu den neuen Konditionen sehen wir uns nicht in der Lage, sowohl für einen erfolgreichen Betrieb der Kletterhalle und die Erfüllung der Bedürfnisse von Kletterern und Boulderern zu sorgen als auch die Lebensgrundlage des Kletterwerk-Teams und unserer Familie zu sichern“, erzählt das Ehepaar.

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Der DAV hingegen betont, dass das Angebot in der Halle für Mitglieder und Gäste nicht an Attraktivität einbüßen soll. „Bei der Ausgestaltung des neuen Vertrages ging es der Sektion weder um eine Verringerung ihrer Angebote im Kletterbereich noch um eine Änderung der Eintrittspreise“, erklärt Weidmann und fügt hinzu: „Unser Vertragsangebot hätte es erlaubt, das Kletterwerk in dem soliden finanziellen Rahmen weiterzuführen, wie dies auch in den Vorjahren erfolgte.

Für Georg Fleischmann und seine Frau Anja Frick war es eine Herzensangelegenheit, das Kletterwerk zu leiten. Sie bedauern, die Tätigkeit ...
Für Georg Fleischmann und seine Frau Anja Frick war es eine Herzensangelegenheit, das Kletterwerk zu leiten. Sie bedauern, die Tätigkeit Ende des Jahres aufgeben zu müssen. | Bild: Natalie Reiser

Das Kletterwerk ist einer der wichtigsten Standorte unserer Sektion und soll es bleiben.“ Die Sektion wolle vielmehr die höhere Planungssicherheit für Investitionen, die sich durch den Kauf der Halle bieten, nutzen, um das Angebot auszubauen. Sobald die Eckdaten für ein neues Betriebsmodell feststehen, soll die Stelle offen ausgeschrieben werden.

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Kletterliebhaber müssen also, abgesehen von der Corona-Zwangspause, keine weitere Schließung der Halle befürchten. Bis Ende des Jahres hat Fleischmann die Betriebsleitung noch inne. In der Rückschau sagt er gemeinsam mit seiner Frau: „Wir haben die Halle sehr gerne geleitet.

Bild 2: Kletterwerk bekommt eine neue Leitung: Darum hört Georg Fleischmann Ende des Jahres auf
Bild: Jarausch, Gerald

Die Zusammenarbeit mit dem DAV war gut und wir hatten ein tolles Team von Mitarbeitern. Die Zufriedenheit der Klettergemeinde war Ansporn und Dank für unsere Arbeit.“ Auch in Zukunft wollen sie in der Halle zu finden sein – aber auf der anderen Seite der Theke und an der Kletterwand.