Irgendwo zwischen Ernst und Spaß, da ist Philipp Weimer verortet. Seine Partei, die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz „Die Partei“, ist eher für den Spaß bekannt.
Der Landtagskandidat für den Wahlkreis 56 Konstanz und den Wahlkreis 57 Singen möchte zum Beispiel den Bodensee zuschütten und eine riesengroße Eislaufhalle bauen. Warum?
„Früher konnte man auf dem Bodensee immer mal wieder Schlittschuhlaufen. Jetzt geht das wegen des Klimawandels kaum noch. Das will ich ändern“, sagt der 28-jährige Konstrukteur für Sondermaschinenbau. Und da wären wir wieder, irgendwo zwischen Ernst und Spaß.
Der Hegauer fragt: „Wo ist das Problem mit Humor?“
Philipp Weimer ist in Rielasingen-Worblingen aufgewachsen, war auf dem Friedrich-Wöhler-Gymnasium, ist später auf die Realschule gewechselt, hat erst eine Ausbildung im Bereich Maschinenbau absolviert, dann den Techniker gemacht. Dazwischen hat er immer wieder gejobbt.
„Ich habe Pizza ausgeliefert, hab‘ auf dem Radolfzeller Wochenmarkt verkauft und war Promoter für Diskotheken“, erzählt er. So entdeckte er sein Talent für die große Bühne. Oder zumindest eine Begeisterung dafür. Diese möchte er nun für das politische Amt, das er anstrebt, einsetzen. „Ich habe eine sinnvolle Vision für Politik, wo ist das Problem mit Humor?“, fragt der 28-Jährige.
Die Vernunft sei es, auf die Philipp Weimer seine politische Auffassung gebaut hat. Mit links und rechts könne er wenig anfangen, ihm gehe es um vernünftige Entscheidungen. „Ist es vernünftig, Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen? Oder zu diskriminieren? Ich glaube nicht“, sagt er.
Wieso hat sich der 28-Jährige für Die Partei entschieden?
Bevor er vor etwa zwei Jahren seine politische Heimat bei Der Partei fand, engagierte er sich vor allem bei Demonstrationen für Tierrechte, Umweltschutz und gegen Faschismus. Für ihn alles Themen der Vernunft. Im Fall der Corona-Krise plädiert Weimer dafür, „mit Empathie auf die Wissenschaft“ zu hören.
Er lebt seit eineinhalb Jahren vegan und sieht das nur als logische Konsequenz seiner politischen Überzeugung. Mit dem Thema Umweltschutz liegt er voll im Trend, könnte man meinen. Viele Parteien haben dieses Thema für sich entdeckt.
Warum sich also nicht dort einbringen? „Ich halte nichts von Greenwashing“, sagt der 28-Jährige wieder ernst. Zu viele Parteien würden sich einen grünen Anstrich verpassen, aber keine grüne Politik machen.
Die Partei fordert ein Höchstwahlalter für ältere Wähler
Dies sei auch ein Generationenproblem, sinniert der 28-Jährige, der in einer Wohngemeinschaft in Stuttgart lebt. Aus diesem Grund fordert Die Partei auch ein Höchstwahlalter. Junge Menschen dürften schließlich auch erst ab 16 oder 18 Jahren wählen, obwohl sie am längsten die Konsequenzen der Wahlentscheidung tragen müssten.
Diese Jahre als Nichtwähler sollten, so erklärt Weimer, den älteren Wählern wieder abgezogen werden. Es sei nicht richtig, dass alte Menschen über eine Zukunft entscheiden, in der sie gar nicht leben würden.
Dass er mit 28 Jahren und ohne lange politische Laufbahn gleich Landtagskandidat werden konnte, das sieht Philipp Weimer als einen großen Vorteil der Satire-Partei an. „Wir müssen uns nicht erst jahrelang hochdienen, so behalten wir unsere Ideale“, lautet seine Schlussfolgerung.
„Ich rechne mit mindestens 100 Prozent der Stimmen“
Mit dem Lobbyismus der etablierten Politik möchte Weimer nichts zu tun haben. Geld sei ihm nicht so wichtig, er wolle lieber etwas bewegen. Dass er nur ein Spaß-Kandidat sei, will er so nicht stehen lassen. „In der Partei sind viele engagierte junge Menschen, die wirklich ernsthaft Politik machen wollen und auch schon machen“, sagt Weimer.
Und wechselt doch gleich wieder in die Rolle des Satirikers. An seinem Wahlsieg zweifle er nicht. „Ich rechne mit mindestens 100 Prozent der Stimmen, das sollte machbar sein.“ Ein großes Budget für den Wahlkampf habe er nicht, doch seien die vielen Fehlentscheidungen der regierenden Parteien für ihn die beste Wahlkampfwerbung.