Radolfzell – Sie ist 30 Jahre jung und eine Erfolgsgeschichte: Die Internationale Sommerakademie ist wieder eröffnet. In ihrem Grußwort hob Bürgermeisterin Monika Laule hervor, dass die Sommerakademie fest verankerter Bestandteil im Kulturleben der Stadt Radolfzell und ein Beitrag zur Völkerverständigung mit der Sprache der Musik sei. Teilnehmer aus neun Nationen sind dabei. In Proben, Konzerten, Matineen und in einem Abschlusskonzert stellen sich die Studierenden vor.
Zunächst aber gehörte den Dozenten die Bühne. Drei Meisterwerke der Gattung Klaviertrio hatten Anke Dill (Violine), Gustav Rivinius (Violoncello) und Florian Wiek (Klavier) ins Programm gehoben und begeisterten das Publikum im großen Saal des Milchwerks. Das „Geistertrio“ op. 70 Nr. 1 D-Dur von Ludwig van Beethoven hat nichts Geisterhaftes an sich: Im Kopfsatz wechseln stürmische und gesangliche Sequenzen, vom Trio in perfekter Dynamikgestaltung dargeboten. Der mittlere Largo-Satz lebt von fahlen Moll-Klängen, schönen Violin- und Cello-Zwiegesprächen und dominantem Klavier-Motiv. Und das Presto wirbelt noch einmal ungestüm-virtuos zum Finale.
Ein Trio-Schwergewicht ist Dmitri Schostakowitschs e-Moll-Werk op. 67. Er schrieb es 1944, mitten im Krieg, und setzte Gedanken und Gefühle um Tod und Trauer, Schmerz und Verlust in Musik um. Trauer-Kantilenen, die das Cello in höchsten Flageoletts und auch die Violine in hoher Lage fordern, bereichert das Klavier mit tiefen Bassgängen. Immer entschlossener wird die Musik. Ein rustikal-aggressives Scherzo kann nur kurzzeitig mit wilden Pizzicati aus dem Trauertal reißen, denn der dritte, langsame Satz ist wieder ein schmerzhafter Zwiegesang der Streicher, nur von Klavierakkorden gestützt. Der letzte Satz ist ein temperamentvolles, tänzerisches Finale, das sich immer bedrohlicher zum Totentanz steigert, um in sanfter Klage zu enden.
Großartig die Leistung des Trios, mit hingebungsvollem Spiel die Musik auch in unserer Gegenwart mit ihren Kriegen und Spannungen aktuell und lebendig wirken zu lassen. Entspannter wirkte nach der Pause Felix Mendelssohn Bartholdys d-Moll-Werk, op. 49, von 1839. Hier übernimmt das Klavier eigene Klanglinien, umspielt im idyllischen Andante den Gesang der Streichinstrumente. Quirliges Scherzo und zupackendes Finale zeigten einmal mehr die Meisterschaft der drei Interpreten. Das begeisterte Publikum erhielt einen schnellen, fröhlichen Satz aus einem Haydn-Trio als Zugabe.