Hinter Marion Hammerl liegt eine lange Zeit des Engagements für den Naturschutz. 24 Jahre lang war sie Geschäftsführerin der Bodensee-Stiftung mit Sitz in Radolfzell. Aber schon davor setzte sie sich aktiv für die Umwelt ein. „Ich war schon immer sehr besorgt darüber, wie die Probleme auf unserem Planeten voranschreiten und wie langsam dabei Lösungen umgesetzt werden“, erinnert sie sich. Schon früh habe sie darum den BUND und Greenpeace unterstützt. Ende des Jahres geht sie nun in den Ruhestand
Naturschutzorganisation in Spanien gegründet
Anfangs habe sie sich bei ihrem Engagement vor allem auf Tierschutz konzentriert. Das änderte sich, als sie für mehrere Jahre nach Spanien zog. „Dort habe ich die spanischen Naturschutzszene kennengelernt“, erzählt Marion Hammerl. Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern gründete sie schließlich die Naturschutzstiftung Fundación Global Nature, wo sie viele Jahre lang als Direktorin und ehrenamtliche Präsidentin fungierte.
„In der Zeit habe ich schon Kontakt aufgenommen zu deutschen Naturschutzorganisationen“, sagt Hammerl – auch zur Bodensee-Stiftung. Diese suchte schließlich einen leitenden Mitarbeiter und Marion Hammerl kehrte zurück nach Deutschland. 1998 übernahm sie die Geschäftsführung – zunächst einige Jahre gemeinsam mit Harald Jakoby, nach dessen Renteneintritt schließlich alleine. Ihre Aufgaben seien es unter anderem gewesen, Finanzpläne zu erstellen, Projektanträge zu stellen, die Mitarbeiter zu führen und die Stiftung in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.
Projekte größer umsetzen
Unter ihrer Leitung wandelte sich die Bodensee-Stiftung von einer regional agierenden Organisation zu einer national und international aktiven. Der Hintergrund: Um bezüglich des Naturschutzes wirklich etwas bewegen zu können, müssten Projekte in die Fläche getragen werden und nicht nur regional ablaufen, so Hammerl.
Schon von Anfang an sei es Aufgabe der Bodensee-Stiftung gewesen, die Aktivitäten der vielen Naturschutzorganisationen in der Region zu koordinieren und sich etwa um die Finanzierung über Förderprogramme und die Vernetzung von Akteuren zu kümmern. „Und wir haben natürlich auch selbst Projekte in der Region umgesetzt“, sagt Marion Hammerl.
Das Ganze wurde aber mit der Zeit auf eine neue Ebene gehoben. „Wir schauen, wie können Ergebnisse und Erfahrungen auf Bundes- oder EU-Ebene umgesetzt werden“, erklärt die ehemalige Geschäftsführerin. Sie habe es als Aufgabe der Bodensee-Stiftung gesehen, Projekte auch anderen Regionen vorzustellen. Dafür sei sie auch mit vielen verschiedenen Akteuren vernetzt.
Stiftung konzentriert sich auf bestimmte Handlungsfelder
Für diesen Wandel sei es zunächst wichtig gewesen, das Präsidium der Bodensee-Stiftung, bestehend aus Landesverbänden, auf die Umstellung einzuschwören. Das sei gelungen, sobald erste EU-Projekte erfolgreich umgesetzt wurden. „Wir waren eine der ersten Organisationen, die eine EU-Förderung in Deutschland erhalten haben“, erinnert sich Marion Hammerl. Mittlerweile hätten die meisten Projekte der Bodensee-Stiftung den Ansatz, auch national oder international ausgeweitet zu werden.
Zudem habe die Bodensee-Stiftung gemerkt, dass es gut ist, sich auf bestimmte Handlungsfelder zu konzentrieren. „Wir versuchen, nicht alles abzudecken“, so Hammerl. Die Pflege von Naturschutzgebieten liege etwa im Kompetenzbereich von BUND und Nabu.
Die Bodensee-Stiftung habe vor allem mit technischen Aspekten von Naturschutz zu tun, etwa einer nachhaltigen Landwirtschaft oder regenerativen Energien. Dafür arbeite die Stiftung auch mit Vertretern aus der Wirtschaft zusammen. Unter anderem habe die Bodensee-Stiftung ein Instrument für die Landwirtschaft entwickelt, um die Quellen von CO2-Emissionen zu identifizieren und Vorschläge zur Reduzierung zu machen. Das Projekt wurde mit dem Green Award der Europäischen Kommission ausgezeichnet.
Viele Auszeichnungen für ihr Engagement
Und auch Marion Hammerl selbst kann auf eine ganze Reihe Auszeichnungen blicken. Für ihr Engagement für den Naturschutz – nicht nur bei der Bodensee-Stiftung, sondern etwa auch für das internationale Seen-Netzwerk Living Lakes – wurde sie so unter anderem zweimal mit der „Trophée de Femmes“ der Umweltstiftung Fondation Yves Rocher und einmal mit dem Bruno H. Schubert-Preis geehrt. Außerdem erhielt sie 2012 den Bundesverdienstorden vom damaligen Bundespräsident Joachim Gauck.
Trotz dieser Errungenschaften bleibt sie bescheiden, als sie von den Preisen erzählt. Es freue sie zum einen, dass es Auszeichnungen für das Engagement für Frauen gebe. Zum anderen hätten die Preise Aufmerksamkeit auf „großartige Projekte“ gelenkt – nicht nur auf ihre, sondern auch auf die ihrer Mitpreisträgerinnen.
Frühzeitiger Wechsel für eine gute Übergabe
Nun also hat Marion Hammerl aufgehört – zumindest als Geschäftsführerin der Bodenseestiftung. Seit dem 1. Juli haben Patrick Trötschler und Volker Kromrey als gleichberechtigte Geschäftsführer ihre Aufgaben übernommen. „Wir haben das schon länger vorbereitet“, verrät Hammerl. So bleibe noch Zeit für eine Übergabe und einen Austausch, ehe sie im November dann in den Ruhestand gehe.
Mit ihrem Engagement aufhören will sie aber nicht. „Ich werde auch danach nicht 100 Prozent weg sein“, ist sie sich sicher. So wolle sie sich weiterhin ehrenamtlich für Living Lakes engagieren und auch die Entwicklung eines Projekts zur Biodiversität der Bodensee-Stiftung weiter unterstützen. Aber sie freut sich auch, mehr Zeit für ihre Hobbys Malen und Lesen zu haben. „Da hat immer die Zeit gefehlt.“