Wer an das Technische Hilfswerk (THW) denkt, hat häufig Einsätze bei Sturm und Regen vor Augen. Bei der Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler im vergangenen Jahr packten die Helfer in den betroffenen Regionen kräftig mit an und auch in der Region mussten nach heftigen Regenfällen Wasser abgepumpt und Sandsäcke herangeschafft werden. Doch das THW ist nicht nur für die Wasserbekämpfung zuständig. Schon in der Vergangenheit hatte der Ortsbeauftragte für Radolfzell, Christoph Völkner, prophezeit, dass die Organisation bei zunehmenden Wetterextremen auch bei Dürreperioden immer häufiger ausrücken werde.

Unterstützung der Feuerwehr durch Schlauchleitungen

Zur Hilfe käme das THW dann vor allem bei Brandfällen. „Vor allem in Bereichen, wo die Wasserversorgung nicht gegeben ist“, erklärt THW-Zugführer Thomas Zimmermann aus Radolfzell. Dann werde das Wasser mit Pumpen und über Schlauchleitungen geleitet, um es am Brandort der Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. Im Norden Sachsens habe das THW im Juli so bei heftigen Waldbränden Wasser aus der Elbe über eine Strecke von sechs Kilometern transportiert, erzählt Zimmermann.

Im Landkreis Konstanz sei das noch nicht nötig gewesen. Zwar komme es auch hier zu Flächenbränden – in und um Radolfzell war es zum Beispiel in der Vergangenheit immer wieder zu Schilfbränden gekommen. Allerdings seien die bislang nicht so heftig ausgefallen, dass das THW unterstützend ausrücken musste.

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Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass auch das THW Radolfzell einmal mit anpacken muss. Zum einen betont Zimmermann, auch der Landkreis Konstanz sei nicht geschützt vor starken Brandereignissen. Und dadurch, dass das THW eine Bundesanstalt ist, könne es auch sein, dass regionale Einsatzkräfte zu Notsituationen in weit entfernte Gebiete fahren, um dort zu helfen.

THW zapft Seen und Flüsse an

Sollte es einmal zu einem großen Flächenbrand kommen, zapfe das THW Gewässer an – in Radolfzell kämen zum Beispiel Baggerseen und der Bodensee in Frage. Den Grund erklärt Thomas Zimmermann: „Bei großen Ereignissen ist es schwer, Wasser aus dem Wassernetz zu nehmen. Da werden so große Wassermengen gebraucht, das ist nicht wie bei einem Gebäudebrand.“ Sonst komme es zu einem großen Druckabfall in den Leitungen und Haushalte blieben ohne Wasser.

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Neben der Wasserversorgung steht das THW aber momentan vor einer ganz anderen Herausforderung: „Im Sommer ist Urlaubszeit“, sagt Christoph Völkner, auch THW-Mitglieder sind verreist. Von Vorteil sei dann, dass das THW mit einem modularen System arbeite – „Ausrüstung und Ausbildung ist immer gleich“, erklärt Thomas Zimmermann. So könnten sich verschiedene Ortsgruppen zusammenschließen.

Seen können belüftet werden

Die Versorgung mit Löschwasser ist aber nicht die einzige Art der Hilfe, die das THW gerade in Dürreperioden anbieten kann. Wie Thomas Zimmermann und Christoph Völkner berichten, könne das THW auch angefordert werden, um Seen zu belüften, wenn durch Hitze der Sauerstoffgehalt in diesen sinkt und tierische Bewohner gefährdet werden.

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Dafür werde das Wasser mit Pumpen aus dem See herausgezogen, mit Sauerstoff angereichert und dann wieder zurück gepumpt – „möglichst tief in den See“, wie Zimmermann erklärt. „So kann man den See wieder ein bisschen aufpäppeln.“ Das THW Radolfzell sei dazu bisher noch nicht angefordert worden. Und eine solche Maßnahme funktioniere auch nur in kleinen Seen, „aber nicht beim Bodensee“.

Eine weitere Maßnahme sei zwar möglich, aber eigentlich nicht typisch für das THW: So gebe es Ortsgruppen in Deutschland, die bei Trockenheit Gemeinden bei der Bewässerung von Bäumen unterstützen. „Aber das ist keine Standard-Unterstützung“, so Thomas Zimmermann.

THW Radolfzell ist auch für Hochwasser gerüstet

Neben den Einsätzen bei Trockenheit ist das THW Radolfzell aber auch für Hochwasser gerüstet. Schon im vergangenen Jahr hatte der Ortsbeauftragte Christoph Völkner berichtet, die Bundesregierung habe die Ortsgruppen stark aufgerüstet. In Radolfzell habe man etwa das Führungsfahrzeug gut ausstatten können, der Funkgeräteanteil sei erhöht und ein Aggregat beschafft worden.

Anfang 2022 sei zudem von der Werner-und-Erika-Messmer-Stiftung und der Sparkassenstiftung eine Sandsackfüllausrüstung mit einer Nähmaschine angeschafft worden. Damit könnten Sandsäcke nun im Ernstfall schneller und effektiver befüllt und verschlossen werden. Zusätzlich lagere das THW aber auch jetzt schon einen Grundstock an Sandsäcken ein.